 Barockes Vanitas-Stilleben (Pieter Claesz 1598-1660) mit charakteristischem Inhalt (Musik und Tod)
Ludwig van Beethoven nennt ihn „den größten Komponisten, der je gelebt hat“ noch ohne zu wissen, dass er selbst einmal dieses Prädikat erlangen sollte. Zwei Titanen der Musikgeschichte, diese Erkenntnis hat mich motiviert etwas mehr über Georg Friedrich Händel (1685 – 1759) zu erfahren. Dieser wird musikgeschichtlich in der Periode des Spätbarocks verortet. In unserer heutigen Perspektive erscheint uns im Zeitalter des Absolutismus die Epoche des Barocks gesellschaftlich gespalten: einerseits sehen wir die künstlerischen Dokumente eines großen materiellen Reichtums und glänzender Pracht mit ihrer unbeschreiblichen, gelegentlich bis ins Kitschige gehende Liebe zum Detail und andererseits die Todesangst mit dem ständigen Bewusstsein der Vergänglichkeit des Lebens. Diese dualistische Weltsicht spiegelt sich auch in der Kunst, und damit ebenfalls in der Musik, wider. Der tiefere Grund für diesen emotionalen Zustand der ganzen Epoche war der Dreißigjährige Krieg (1618 – 1648). …. bitte lesen Sie hier weiter: Der Barock und Georg Friedrich Händel
 „Hänsel und Gretel“. Holzschnitt von Ludwig Richter (Gondrom Verlag, Bayreuth)
Im vergangenen, wohltemperierten Sommer habe ich aus kindheitsbezogener Nostalgie und zu meiner moralischen Erbauung immer wieder den dicken Band der „Kinder und Hausmärchen gesammelt durch die Brüder Grimm“ in die Hände genommen, darin gelesen und mich an den Textbegleitenden Holzschnitt-Illustrationen von Ludwig Richter erfreut. Diese Reise in die Vergangenheit hat meine Großmutter wieder zum Leben erweckt und ich hörte ihre leise, weiche Stimme mir von Hexen, Feen, Königen, Prinzessinnen, Bauern, Rittern, Riesen, Zwergen, Wäldern und Schlössern erzählen. Es war eine bunte und vielfältige Welt, die ich ehemals abends vor dem Einschlafen erleben durfte: Sie war geprägt von Harmonie und dem ständigen Sieg des Guten über die bösen Anfechtungen einer schändlichen Welt.
Bei der heutigen Lektüre, beinahe acht Jahrzehnte später, erschienen mir die Grimm’schen Texte alles andere als kindgerecht. Ich fand Geschichten, in denen Inzest (Allerleirauh, Brüderchen und Schwesterchen), Leichenschändung (Das eigensinnige Kind), Mord (Hänsel und Gretel), Nekrophilie (Schneewittchen), Kannibalismus (Der Räuberbräutigam), Tierquälerei (Der Nagel u.a.)), und Selbstverstümmelungen (Aschenputtel) vorkamen. Diese ethisch fragwürdigen Elemente sind natürlich auch den Pädagogen bekannt und die Frage nach Gewalt und Grausamkeit in Grimms Märchen führt bis heute zu sehr kontroversen Diskussionen. Die Befürworter argumentieren, dass Märchen ja vom Leben erzählen und dazu gehört eben auch das Gewalt- und Grausame. …. bitte lesen Sie hier weiter: Grimms Märchen: Perversitäten für Kinder?
 Opernhaus Odessa. Detail. (Dank an NadiiaArt bei Pixabay)
In meinem Arbeitszimmer hängt in einem einfachen Holzrahmen ein kleines, etwas stümperhaft gemaltes Ölbild der Oper von Odessa. Irgendwann in den frühen 90er Jahren des letzten Jahrhunderts bin ich auf Einladung eines Krebsforschers, ich nenne ihn Prof. Solajew, an der dortigen Universität nach Odessa geflogen. Es muss im Frühsommer gewesen sein, denn ich erinnere mich an das bunte, quirlige Leben auf den Straßen und in ihren Cafés. Einer der architektonischen Höhepunkte dieser bezaubernden Stadt ist das neubarocke Opernhaus, welches sicher zu den schönsten Opernhäusern in Europa zählt. Zusammen mit meinem akademischen Cicerone habe ich das Gebäude erkundet und mir damals fest vorgenommen, einmal zu einer Veranstaltung wiederzukommen. …. bitte lesen Sie hier weiter: Eine flüchtige Erinnerung an Odessa
 Ausschnitt aus Pablo Picassos in Grautönen gemaltem Bild „Guerica“ (Museo Reina Sofia, Madrid)
Versetzen Sie sich einmal kurz zurück in den Monat November: der Blick durch die Fensterscheibe offenbart in alle Blickrichtungen ein tristes Grau: Der Himmel, die Nachbarhäuser, die Straße und die Menschen unter ihren Regenschirmen auf den Bürgersteigen sind kontur- und farblos. Im Kalender lesen Sie „Allerseelen“, „Volkstrauertag“ und „Totensonntag“, diese Gedenktage finden alle in diesem Monat statt und führen uns vor Augen, dass der Tod omnipräsent ist. Zu dieser Erkenntnis bin ich selbst allerdings schon vor langer Zeit, völlig ohne das Zutun der grauen Novembertristesse, gekommen. Die Assoziation von der „Unfarbe“ Grau mit dem Tod hängt wohl genau mit dieser Farblosigkeit zusammen: denn Grau ist die Vorstufe von Schwarz. Schwarz ist ja, strenggenommen, überhaupt gar keine Farbe, sondern lediglich ein Zustand ohne Licht. Wo kein Licht ist, ist auch kein Leben – also Tod, Verletzbarkeit, Angst und Unsicherheit! Schwarz wirkt auf uns folgerichtig aufwühlend und bedrohlich, gemahnend an den Tod, die Trauer, die Ruchlosigkeit der Menschen und das Böse schlechthin. Wie die Abenddämmerung die finstere Nacht ankündigt weist Grau auf das Schwarz hin. Dabei gibt es viele Abstufungen zwischen Hell- und Dunkelgrau, die dann jeweils die Intensität der von ihr induzierten Gefühle beschreiben können. …. bitte lesen Sie hier weiter: Grau denken!
 Robert Schumann: Romantrik am Rande des Wahnsinns? (Foto: Wickipedia, gemeinfrei)
Jeder Opernfreund kennt die große und ergreifende Wahnsinnsszene in Donizettis „Lucia di Lammermoor“. Die Protagonistin wird nach einem begangenen Mord von Wahnvorstellungen ergriffen. Nicht viel besser ergeht es dem von seiner Geliebten betrogenen „Wozzeck“ in der gleichnamigen Oper von Alban Berg. In der Opernliteratur ließen sich leicht noch ein weiteres Dutzend musikalisch dargestellter Wahnsinniger aufzählen, was nur besagen kann, dass dieses Sujet auf die Komponisten eine besondere Anziehungskraft hatte. Diese Erkenntnis führt mich zu der These, dass Musiker vielleicht selbst näher als ihre Zuhörer am Wahnsinn stehen und damit mehr Verständnis für diesen Gemütszustand aufbringen können. Bis ins vorige Jahrhundert war Wahnsinn identisch mit Verrücktsein und wie Johanna die Wahnsinnige im 15. Jahrhundert, wurden die Betroffenen in Narrentürmen oder Kerkern gefangen gehalten. Nach damaliger Definition war Verrücktheit das Gegenteil von vernünftigem Verhalten. Sie hatte also etwas mit dem Denken, der urmenschlichen Eigenschaft, zu tun. Neben dem Denken ist Kreativität ein weiterer Pfeiler unserer Kultur. Ein außerordentlich kreativer Mensch wird allgemein als Genie bezeichnet und einer unserer größten Denker, der griechische Philosoph Aristoteles (384 – 322 v. Chr.) stellte die These auf, dass Genie und Wahnsinn nahe beieinander liegen. Dies haben mittlerweile sogar genetische Studien bestätigt: kreative Menschen haben eine größere Wahrscheinlichkeit an bestimmten psychischen Erkrankungen zu leiden. Ob der Umkehrschluss, nämlich dass psychisch Erkrankte über ein größeres Kreativitätspotential verfügen, wird, meines Wissens, vermutet, ist aber nicht bewiesen. …. bitte lesen Sie hier weiter: Wahnsinn und Musik
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Etwas über uns … Im Blog "Spaniens Weinwelten" hat der Journalist und Weinkritiker Thomas Götz unter dem Titel „Los Barrancos – der Wein, der Vogel und die schönen Künste“ unser „Vogel-Projekt“ sachkundig beschrieben und kommentiert.
Und hier "Spanischer Biowein, Buchlesung und Kaminfeuer auf Langeoog“ finden Sie zusätzliche Informationen über unsere Aktivitäten.
Kreativität und Wein
In meinem „önosophischen Blog“ widme ich mich im weitesten Sinne kulturellen Themen und dies, obwohl der aus dem Griechischen abgeleitete Begriff „Önosophie“ eigentlich nur die „Weisheit vom Wein“ bedeutet. Wie der Wein selbst können auch die Gedanken eines Weingeniessers gelegentlich in ein breiteres zivilisatorisches Umfeld geraten und Bereiche wie die Musik, die Philosophie, die bildende Kunst, die Literatur und auch die Gesellschaftspolitik umfassen. Dieses Spektrum versuchen die unterschiedlichen Thematiken meiner Beiträge auszudrücken, wobei mir der Wein gelegentlich schöpferisch zu Hilfe kommt.
Wein trinken und genießen ist etwas Emotionales, und im Wein kann der Künstler Inspiration finden. Keiner hat dies schöner und treffender ausgedrückt als Shakespeare in seinem "König Heinrich der Vierte" (2. Teil, 4. Aufzug, 3. Szene) , wo er den lebensfrohen Falstaff in der Übersetzung der beiden Schlegels ausrufen lässt:
(Der Wein) „steigt Euch in das Gehirn, zerteilt da alle albernen und rohen Dünste, die es umgeben, macht es sinnig, schnell und erfinderisch, voll von behenden, feurigen und ergötzlichen Bildern; wenn diese dann der Stimme, der Zunge, überliefert werden, was ihre Geburt ist, so wird vortrefflicher Witz daraus".
Vortrefflicher Witz können natürlich auch die schönen Farben und Formen des Malers oder Bildhauers bzw. die spannenden Klänge des Musikers sein. „Vortrefflichen Witz“ hat auch Antonio Machado, Spaniens bedeutendster Lyriker des 20. Jahrhunderts mit einem wunderschönen, schnörkellosen Gedicht zustande gebracht (meine holprige Übersetzung bitte ich zu entschuldigen):
Un vino risueño me dijo el camino
Yo escucho los áureos consejos del vino
Que el vino es a veces escala de ensueño.
Abril y la noche y el vino risueño
Cantaron en coro su salmo de amor
Ein lächelnder Wein wies mir den Weg
Ich vernahm seine goldenen Ratschläge
Denn der Wein ist manchmal eine Stufe zu den Träumen.
Der April, die Nacht und der lächelnde Wein
Sangen gemeinsam ihren Psalm der Liebe
Ich hoffe, dass Sie Freude an meinem Blog und an unserer kleinen und exklusiven Auswahl spanischer Weine haben.
Peter Hilgard
Wir meinen, Wein ist eine Kultur des moderaten Genusses
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