
Granatapfel aufgeschnitten (Pixabay)
Das lateinische Wort „granum“ ist das deutsche „Korn“ oder der „Kern“ bzw. der „Samen“ (die Redewendung „cum grano salis“ bedeutet ja „mit einem Körnchen Salz = Wahrheit“) und als Eigenschaftswort heißt es „granatus“ (bekernt) und schon sind wir bei dem Ursprung des Namens für den Granatapfel mit seiner Vielzahl wohlschmeckender Kerne. Die Waffe namens „Granate“ hat ihre etymologische Wurzel im gleichen Wort, da sie mit Pulverkörnern gefüllt war. Wenn die Frucht des Granatapfels reif wird, platzt gelegentlich die Schale mit einem Riss auf und gewährt einen Einblick in ihr kerniges Innere. Die Frucht stammt aus Kleinasien und hat sich bereits lange vor unserer Zeitrechnung entlang der damaligen Handelsrouten sowohl im Mittelmeerraum als auch im fernen Osten verbreitet.
Der Granatapfel wurde in den unterschiedlichen Regionen seines Vorkommens mit viel Symbolik belegt und fast überall, in Ost und West, steht dabei die Fruchtbarkeit im Vordergrund. So ist es kein Wunder, dass aus dem Blut des Dionysos, dem griechischen Gott des Weins, der Liebe und der Fruchtbarkeit, der Granatapfelbaum gewachsen sei und daher auch als „Frucht der Götter“ bezeichnet wird. Aus der christlich-jüdischen Tradition stammt die Symbolik des Granatapfels für Regeneration, Unsterblichkeit, schöpferische Kraft und Fülle. Die katholische Kirche sah sich in dem Granatapfel versinnbildlicht: die harte, robuste Schale war die Organisation, die die Kerne, d. h. die vielen Mitglieder der Glaubensgemeinschaft, umschließt,. Die hellroten, leuchtenden, an Glocken erinnernde Blüten des Baumes oder des Strauches waren überall dort wo sie gediehen, das Symbol des Frühlings.

Granatapfelblüte (Pixabay)
Ikonographisch die größte Bedeutung erhielt der Granatapfel als Wahrzeichen der andalusischen Stadt Granada. „Granada“ ist das spanische Wort für die Frucht des Granatapfels und entsprechend ist dieser, als auf dem Kopf stehende, mit einer aufgeplatzten Schale versehenen Frucht, das Wappen der Stadt. Als solches wurde es auch vom Orden der Barmherzigen Brüder in ihr Wahrzeichen übernommen. Die Barmherzigen Brüder wurden tatsächlich 1547 in Granada von einem Mönch namens „San Juan de Dios“ (Johannes von Gott) gegründet um sich der Kranken- und Altenpflege zu widmen. Sie ordneten sich der Regel des Hl. Augustinus unter und existieren bis heute in über 50 Ländern der Welt.
Auch das spanische Staatswappen trägt in seinem unteren Zipfel einen Granatapfel. Dieser kam zu all den anderen Symbolen der verschiedenen Regionen Spaniens dorthin, um an das 1492 von den Katholischen Königen eroberte muslimische Königreich Granada zu erinnern. Vielleicht aber beruht die verbale Gleichsetzung von Frucht und Stadt auf einem Missverständnis. Neuere historische Forschungen legen nämlich nahe, dass die alte Stadt Medinat Garnata auf dem heute „Albaicín“ genannten Hügel, sich aus dem maurischen „karnattah“ ableitet, was so viel wie „Hügel der Fremden“ bedeutet. Die Fremden waren wohl die Juden, die sich dort niedergelassen hatten und für den späteren, mittelalterlichen Namen „Garnata al Yehud“ standen.
Nun zu der eigentlichen Frucht, die sich mittlerweile überall in der Welt größter Beliebtheit erfreut. Der süß-säuerliche Geschmack mit der leicht herben, Cassis-ähnlichen Note, lässt eine breite Palette von kulinarischen Anwendungen erahnen. Bevor ich aber dazu komme, noch ein paar Anmerkungen zu möglichen medizinischen Effekten. Dem Granatapfel werden in der Volksmedizin rund um den Erdball Wirkungen nachgesagt, von denen aber nur sehr wenige bisher wissenschaftlich bewiesen werden konnten. Unbewiesen sind die Verminderung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder die Verringerung des Blutdrucks und die antidiabetische Wirkung. Die postulierte therapeutische Effizienz beim Prostatakarzinom konnte bislang ebenfalls nicht in Studien verifiziert werden. Trotzdem, Granatäpfel sind reich an entgiftenden Polyphenolen und Flavonoiden sowie den Mineralien Eisen, Calcium, Magnesium, Phosphor und Kalium. Hinzu kommen die Vitamine C und B, ß-Carotin und Folsäure, dazu noch jede Menge Spurenelemente. Mit all diesen Ingredienzien stellt der Granatapfel einen Prototyp gesunden und wohlschmeckenden Obstes dar!
Wie kann man dieses Obst lukullisch verwenden? Die Kerne mit ihrem Mantel von rotem Fruchtfleisch sind wunderbar zu Salatherzen, angemacht mit Sherryessig, nativem Olivenöl und einer Prise Meersalz. Man kann sie selbstverständlich auch Fruchtsalat, Müsli und Nachspeisen hinzufügen, d.h. überall dorthin geben wo man gerne eine süß-säuerliche Nuance haben möchte. Jeder Freund von sog. „longdrinks“ kennt und liebt den exotisch-angenehmen Geschmack von „Grenadine“, das ist der Sirup aus Granatapfelsaft. Letzterer eignet sich auch als Marinaden für viele Fleisch- und Fischarten. Schließlich bleibt die große Frage wie man am einfachsten an die Granatapfelkerne kommt. Das Herauspulen der Kerne ist ein mühsames und schmutziges Geschäft, denn der intensiv rote Saft kann überall hin verspritzen und ist sehr schwer wieder zu entfernen. Aber es gibt alternative Methoden, die z.T. auch im Internet beschrieben und filmisch dokumentiert sind. Mir persönlich erscheint die „Wassermethode“ die einfachste und sauberste: man zerschneidet die Frucht in vier Teile, die Kerne löst man dann entweder mit der Hand oder einem Löffel in einer Schüssel voll Wasser aus ihren Schalen und da sie schnell zu Boden sinken kann man sie ohne die weißen Trennhäutchen, die auf der Oberfläche schwimmen bleiben, aus der Schüssel herausnehmen.
Bleiben Sie stets neugierig …und genussvoll durstig!
Leave a Reply