 Der persönliche Traum von den Monstern des Francisco de Goya
‚Der Wein schläfert die Sorgen ein wie der Alraun die Menschen, den Frohsinn weckt er so wie das Öl die Flamme.‘ das können wir in der anmutigen Schrift des Xenophon mit dem Titel „Das Gastmahl“ (2,24) aus dem frühen Athen der großen Philosophen, lesen. Darin geht es eigentlich um die Knabenliebe der Protagonisten Kallias und Autolykus, eine klassische Huldigung an den Gott Eros. Die Alterumsforschung nimmt an, dass das Vorbild für Xenophon das berühmte Werk „Symposium“ von Platon war. In der späteren Sichtweise auf das altgriechische Symposium wurde die ursprüngliche Idee des Gastmahls inhaltlich in zwei verschiedene Zweige mit unterschiedlicher Bedeutung, nämlich (1) dem Saufgelage und (2) der wissenschaftlichen Versammlung geteilt. Wenn die von Xenophon erwähnten Sorgen, die von übermäßigem Nachdenken noch verstärkt werden, vom Weinkonsum eingeschläfert werden und damit aus dem Bewusstsein verschwinden, können sich neue Ideen zu Träumen formieren. „Ein Gott ist der Mensch, wenn er träumt, ein Bettler, wenn er nachdenkt“ hat uns Friedrich Hölderlin (1770 – 1843), in seinem „Hyperion“ ins Stammbuch geschrieben. Aus dem Bisherigen ergibt sich zwangsläufig, dass uns auch der Wein durch Träume vom Bettlerdasein in die Nähe des Göttlichen emporhebt! Welcher Genießer würde das wohl bestreiten? …. bitte lesen Sie hier weiter: Wein im Traum
 Titelblatt von Paul Lafargues Schrift „Das Recht auf Faulheit“ von 1883 (Wickimedia, gemeinfrei)
Wie spannend die Suche nach Synonymen für einen bekannten Begriff sein kann zeigt das Wort „Faulheit“. Da werden einem beispielsweise Bezeichnungen wie Arbeitsscheu, Arbeitsunlust, Bequemlichkeit, Müßiggang, Passivität und Trägheit vorgeschlagen. Das schönste von allen, weil so wunderbar deskriptiv und menschlich, ist aber die deutsche Umschreibung „Anstrengungsvermeidung“. Der Faule ist also ein Anstrengungsvermeider. Während das Eigenschaftswort „faul“ eine eher negative Bedeutung hat, klingt „anstrengungsvermeidend“ deutlich schmeichelhafter. Im Lateinischen fällt die Faulheit unter den Begriff „acedia“ und wird, ebenfalls etwas verharmlosend, häufig mit „Trägheit“ übersetzt. Die „acedia“ gehört zu den sieben Hauptsünden der Menschheit und damit ist eine endgültige ethische Bewertung dieses Seinszustandes durch die Gesellschaft der Glaubensbrüder erfolgt. Man muss deshalb jedoch kein Atheist sein um das Lied auf die Faulheit singen zu dürfen, insbesondere wenn wir die Faulheit mit Muße, dem süßen Nichtstun, gleichsetzen. Für diese Denkungsart haben wir einen großartigen Bundesgenossen im römischen Philosophen, Schriftsteller und Redner Marcus Tullius Cicero (106 v.Chr. – 43 v.Chr.). Dieser wurde auch zu tiefst vom Aufklärer Voltaire („Der Wein ist die Nachtigall unter den Getränken“) verehrt. „Otium cum dignitate“ (Muße mit Würde) nannte Cicero den erstrebenswerten Zustand und dieser war die Grundlage für die sog. „vita contemplativa“. …. bitte lesen Sie hier weiter: Lob der Faulheit
 Für die Wein-Schönung gebrauchsfertiges Bentonit. Foto: Bernhard Schandelmaier, 2013
Die steigende Popularität des Veganismus in unserer Gesellschaft erfordert mittlerweile, sowohl in der Gastronomie als auch in Privathaushalten, immer häufiger die Verfügbarkeit von „veganen Weinen“. Der Frage nach Inhalt und Relevanz veganer Ernährung bin ich in einem früheren blog nachgegangen. Tierische Produkte werden im Verlauf der Vinifikation so gut wie ausschließlich während der Schönung des Weins eingesetzt, wobei in großem Maßstab vorwiegend Hühnereiweiß oder Gelatine zur Anwendung kamen. Nicht tierischen Ursprungs ist das Bentonit, ein sog. Tonmineral mit der Fähigkeit zur Quellung, d.h. zur temporären und reversiblen Wasseraufnahme. Sein Name leitet sich von dem ursprünglichen Fundort, dem Fort Benton im US-amerikanischen Staat Wyoming, ab. Mittlerweile gibt es auch in Deutschland und anderen Ländern der Erde Bentonit-Abbau. Das Mineral ist vulkanischen Ursprungs und besteht hauptsächlich aus Aluminiumsilikaten, das sind verschiedene Salze der Kieselsäure. Bentonit ist ein zu 100 % natürliches und naturbelassenes Produkt. Nach der EU-Verordnung 606 von 2009, in der „zugelassene önologische Verfahren und Behandlungen“ beschrieben werden, ist die Verwendung von Bentonit als Stoff zur Klärung und Eiweißstabilisierung genehmigt. …. bitte lesen Sie hier weiter: Praktisch unverzichtbar: die Bentonit-Schönung des Weins
 Über diesen Becher kam ich zu Spitzwegs aussagekräftigem Bild.
Ein Porzellanbecher mit Carl Spitzwegs aufgedrucktem Gemäldeklassiker war einst das Danaergeschenk eines guten Bekannten für meine täglichen Kaffeepausen. Gut gemeint aber entsetzlich vulgär und kitschig, so jedenfalls war meine Einschätzung und das Objekt verschwand in der hintersten Ecke des Geschirrschrankes. Jetzt, in der Corona-Krise, suchte ich ein passendes Gefäß für den Tee, den ich mir zum vormittaglichen Schreiben bereiten wollte. Da entdeckte ich den Becher mit dem reproduzierten „armen Poeten“. Ich erinnerte mich, dass ich in meinen Münchner Studentenzeiten bei jedem Besuch der Neuen Pinakothek, und die gehörte damals zu meinen regelmässigen kulturellen Pflichtübungen, wie von magischer Hand gelenkt zuerst immer den Weg zu Spitzwegs Poeten suchte. „Das Lieblingsbild der Deutschen“ titelte die ZEIT-Online am 12. Januar 2012 anlässlich einer Versteigerung einer bislang unbekannten Version des kleinen Ölbildes. Kein Wunder, dass ich fortan täglich beim Teetrinken mit großem Vergnügen auf den mürrischen Herrn mit der Schlafmütze schaute und mir Gedanken machte, die ich immer weiter fortspann und die schließlich in einer fiktiven Biographie des armen Schriftstellers mündeten. …. bitte lesen Sie hier weiter: Der arme Poet
 Titelblatt des „Wein-Arztes“
Bis ins 19. Jahrhundert war erschreckend wenig über das tatsächliche Geschehen während des Weinmachens bekannt. Sowohl die Griechen als auch später die Römer haben ihre Weine immer jung getrunken, denn lange Lagerung war naturgemäß regelmäßig mit dem Auftreten von Weinfehlern verbunden. Erst als Louis Pasteur ab ca 1850 Licht in den Vorgang der Gärung brachte und Fäulnis-Bakterien als Ursache für das Verderben des Weins erkannte, begann die Periode des wissenschaftlich orientierten Weinmachens. In den vorangegangenen Jahrhunderten versuchten viele Autoren immer wieder das Wissen um das Weinmachen systematisiert darzulegen. Einer von diesen war „der curieus- und offenhertzige Wein-Arzt, das ist: Sicher und unschädliche Mittel, wie man dem Wein von der Kelter an, sorgfältig warten, wann er zu Schaden gekommen, ihm wieder helffen, und den Einheimischen in Fremde und andrere Weine verwandeln könne“ geschrieben und 1753 in „Franckfurt und Leipzig“ von einem „Liebhaber der Oeconomischen Wissenschafften“ publiziert. Die Identität des anonymen Verfassers war mir leider nicht möglich herauszufinden, obwohl die Vorrede immerhin mit den Anfangsbuchstaben E. L. W als Autor gekennzeichnet ist. Der in meinem Besitz befindliche Nachdruck der Originalausgabe wurde in der Reihe „Die bibliophilen Taschenbücher“ 1984 herausgebracht. …. bitte lesen Sie hier weiter: Geschichte der Önologie: der Wein-Arzt von 1753.
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Etwas über uns … Im Blog "Spaniens Weinwelten" hat der Journalist und Weinkritiker Thomas Götz unter dem Titel „Los Barrancos – der Wein, der Vogel und die schönen Künste“ unser „Vogel-Projekt“ sachkundig beschrieben und kommentiert.
Und hier "Spanischer Biowein, Buchlesung und Kaminfeuer auf Langeoog“ finden Sie zusätzliche Informationen über unsere Aktivitäten.
Kreativität und Wein
In meinem „önosophischen Blog“ widme ich mich im weitesten Sinne kulturellen Themen und dies, obwohl der aus dem Griechischen abgeleitete Begriff „Önosophie“ eigentlich nur die „Weisheit vom Wein“ bedeutet. Wie der Wein selbst können auch die Gedanken eines Weingeniessers gelegentlich in ein breiteres zivilisatorisches Umfeld geraten und Bereiche wie die Musik, die Philosophie, die bildende Kunst, die Literatur und auch die Gesellschaftspolitik umfassen. Dieses Spektrum versuchen die unterschiedlichen Thematiken meiner Beiträge auszudrücken, wobei mir der Wein gelegentlich schöpferisch zu Hilfe kommt.
Wein trinken und genießen ist etwas Emotionales, und im Wein kann der Künstler Inspiration finden. Keiner hat dies schöner und treffender ausgedrückt als Shakespeare in seinem "König Heinrich der Vierte" (2. Teil, 4. Aufzug, 3. Szene) , wo er den lebensfrohen Falstaff in der Übersetzung der beiden Schlegels ausrufen lässt:
(Der Wein) „steigt Euch in das Gehirn, zerteilt da alle albernen und rohen Dünste, die es umgeben, macht es sinnig, schnell und erfinderisch, voll von behenden, feurigen und ergötzlichen Bildern; wenn diese dann der Stimme, der Zunge, überliefert werden, was ihre Geburt ist, so wird vortrefflicher Witz daraus".
Vortrefflicher Witz können natürlich auch die schönen Farben und Formen des Malers oder Bildhauers bzw. die spannenden Klänge des Musikers sein. „Vortrefflichen Witz“ hat auch Antonio Machado, Spaniens bedeutendster Lyriker des 20. Jahrhunderts mit einem wunderschönen, schnörkellosen Gedicht zustande gebracht (meine holprige Übersetzung bitte ich zu entschuldigen):
Un vino risueño me dijo el camino
Yo escucho los áureos consejos del vino
Que el vino es a veces escala de ensueño.
Abril y la noche y el vino risueño
Cantaron en coro su salmo de amor
Ein lächelnder Wein wies mir den Weg
Ich vernahm seine goldenen Ratschläge
Denn der Wein ist manchmal eine Stufe zu den Träumen.
Der April, die Nacht und der lächelnde Wein
Sangen gemeinsam ihren Psalm der Liebe
Ich hoffe, dass Sie Freude an meinem Blog und an unserer kleinen und exklusiven Auswahl spanischer Weine haben.
Peter Hilgard
Wir meinen, Wein ist eine Kultur des moderaten Genusses
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