Hedonistische Gentechnik bei der Vinifikation

Neue Barriques für Weißwein

Ist der Gebrauch von Barriques auch eine Manipulation des Weins?

Als passionierter Weingenießer und Öko-Winzer über Gentechnik zu schreiben scheint ein intellektueller und emotionaler Fauxpas sondergleichen zu sein. Trotzdem gibt es gute Gründe die Scheuklappen kurz abzulegen und sich wieder einmal mit der Thematik „Gentechnik und Wein“ ernsthaft auseinanderzusetzen. Bei genauem Hinsehen reduziert sich die wohlbekannte Kritik an der Gentechnik auf die Bereiche, in denen gentechnisch veränderte Organismen (gvO) in die Umwelt gelangen (z.B. der Freilandanbau von genetechnisch manipulierten Nutzpflanzen wie Soja, Tomaten, Mais, Raps etc. = „grüne Gentechnik“). Dem gegenüber steht die „weiße Gentechnik“, die vorwiegend gentechnisch veränderte Pilze oder Bakterien zur industriellen Produktion von Wirkstoffen für die Medizin und Pharmazie nutzt und dabei keine gvO in Bereiche außerhalb der jeweiligen Produktionsstätten bringt. Im diesem Fall sind die gvO Mittel zum Zweck, ein Beispiel dafür ist das von Diabetikern dringend benötigte Humaninsulin. Im Falle der grünen Gentechnik sind die gvO selbst der Zweck, d.h. optimierte Pflanzen, die der Ernährung des Menschen diesen.  Es gibt noch deutlich mehr Bereiche in denen der Gentechnik eine große Zukunft vorausgesagt wird („graue und rote Gentechnik“), die ich aber in diesem Zusammenhang nicht erwähnen möchte.

Beim Versuch das Für und Wider der jeweiligen Gentechnik-Sparten aufzuzeigen, stellt sich das ganze Dilemma der unterschiedlichen Betrachtungsweisen dar. Sieht man zunächst einmal nur den Nutzen der „weißen und der „grünen“ Gentechnik, liegt er für die Medizin – wie erwähnt – auf der Hand. Neue, gentechnisch erzeugte Arzneistoffe können  ….  bitte lesen Sie hier weiter: Hedonistische Gentechnik bei der Vinifikation

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Önologischer und musikalischer Dilettantismus

Auch für Dilettanten gültig: Schriftzug über dem Eingang zur Frankfurter Alten Oper

Mit dieser Tatsache muss ich leben: ich habe keine richtige Begabung für die Musik. So traurig das klingt: ich kann keine Noten lesen, ich spiele kein Instrument, kann nicht einmal singen, wiedererkenne nur schwerlich eine einmal gehörte und etwas komplexere Melodie und bin ein lausiger Tänzer. Aber ich liebe die Musik über alles, und das schon sehr lange! Dass ich mich als kompletter Laie dennoch immer wieder an die Peripherie der Musikwissenschaften herantraue, mögen mir die akademischen Schriftgelehrten verzeihen und dabei meine Herangehensweise gerne als dilettantisch einstufen. Hoffentlich erinnern sie sich dann aber auch daran, dass Dilettantismus einst überhaupt keine negative Bedeutung hatte und lediglich eine Beschäftigung bezeichnete, die in der Kunst (oder ggf. auch in der Wissenschaft) reine Liebhaberei sah, die den Betroffenen ausschliesslich zum Vergnügen diente. Der Dilettant hatte in seinem Fach keine Ausbildung und heute würden wir vielleicht den Begriff Amateur für ihn oder sie verwenden, was ja nichts anderes als Liebhaber (lat.: amator) besagt.  ….  bitte lesen Sie hier weiter: Önologischer und musikalischer Dilettantismus

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Was sind und was bedeuten Tränen im Weinglas?

 

Eine zeitgenössische Fotografie: Carlo Giuseppe Matteo Marangoni (1840 -1925)

Wenn wir ein mit gutem Wein gefülltes Glas im Kreise schwenken und ein wenig warten, entstehen Schlieren in Form von Flüssigkeitsfäden an der Glaswand, die, je nach Vorstellungskraft des Betrachters, wie von oben herablaufende Tränen erscheinen oder figürlich an die Rahmen von romanischen bzw. gotischen Kirchenfenstern erinnern. Man spricht daher bei der Beschreibung dieses Phänomens tatsächlich von „Kirchenfenstern“ oder „Tränen“, der Önosnob nennt es mit einem arroganten Lächeln den „Maragoni-Effekt“. Sind diese Beschreibungen rein deskriptiv oder kann man bestimmte Informationen daraus ableiten? Mit dieser Frage möchte ich mich im Folgenden etwas näher beschäftigen

Dass die Schlieren am Weinglas etwas mit einem hohen Alkoholgehalt des Weines zu tun haben, wurde schon in früheren Jahrhunderten vermutet und da in dieser Zeit der Alkoholgehalt eines Weines das einzige Qualitätskriterium war, bedeuteten „Tränen“ im Glas nach dem Schwenken, dass der Inhalt in jedem Fall etwas Besseres war. Erst im 19. Jahrhundert, als in allen Lebensbereichen die menschliche Neugier auf ein neues und wissenschaftliches Denken traf, begann sich ein schrulliger Allround-Physiker namens Carlo Giuseppe Matteo Marangoni  (1840 -1925) am florentinischen „Liceo Classico Dante“ mit dem Phänomen der Oberflächenspannung von Flüssigkeiten zu beschäftigen. Seine Forschungen führten 1871 zur Freude aller Weinfreunde schließlich zu der Erkenntnis, dass nach dem Schwenken des Weines, der ja wesentlich aus einem Gemisch von Wasser und Alkohol besteht, an den benetzten Stellen der Glaswand ein Flüssigkeitsfilm entsteht, dessen erheblich vergrößerte Oberfläche ein rasches Verdunsten des volatilen Alkohols in Gang setzt. Aufgrund des geringeren Alkoholgehaltes und der damit verbundenen höheren Oberflächenspannung zieht sich die übrig gebliebene wässrige Flüssigkeit aus dem unteren Teil des Glases nach oben entlang der Glaswand. Wenn dann die Schwere des oberen Randes einen Grenzwert erreicht tropft die wässrige Flüssigkeit nach unten. Das sind dann die Schlieren in der Form von Tränen oder Kirchenfenstern. Es ist verständlich, dass die Verdunstung bei einem hohem Alkoholgehalt schneller vonstattengeht und daher diesen Prozess der Schlierenbildung verstärkt. Anders als vermutet haben die Kirchenfenster keinerlei Bezug zur Viskosität des Weins. Man kann übrigens die gerade erklärten Sachverhalte sehr einfach im eigenen Wohnzimmer nachprüfen: Wasser im Weinglas hinterlässt beim Schwenken keinerlei Schlieren, ebenso wenig wie reiner Alkohol. Die Kirchenfenster oder Tränen sind ein großartiges Symbol, denn sie offenbaren gleichsam die Seele des Weins: sie sind der Ausdruck der gerade richtigen Mischung aus lebensspendendem Wasser und berauschendem Alkohol.  ….  bitte lesen Sie hier weiter: Was sind und was bedeuten Tränen im Weinglas?

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Der rätselhafte Kern in der Musik von Claude Debussy

Claude Debussy am Sommerstrand

Beim Hören von Debussys „La Mer“ hake ich mich gedanklich oft am Begriff „Impressionismus“ fest. Unweigerlich entstehen vor meinen Augen das Licht, die Farben und die schemenhaften Umrisse der Bilder von Gaughin, Monet oder Pissarro. Aber die Bilder reichen bei Weitem nicht aus das Gehörte zu erklären, dahinter verbirgt sich noch etwas anders, und mir fällt kein besserer Begriff dafür ein als  „Spiritualität“.  Der erste Satz von «La Mer» mit dem Titel, «Von der Morgendämmerung bis zum Mittag auf dem Meer», beginnt langsam, meditativ wie der Blick auf die Nebelschwaden im Zwielicht des Morgens über dem Wasser.  Dann wird die Geburt des Tages, der Aufgang der Sonne, eingeleitet, die mit dem ihr eigenen Lichtgetöse langsam als Feuerball am Horizont erscheint. Was dann folgt, ist weit mehr als Tonmalerei und lässt die Gedanken in eine flimmernd-farbige Welt voll üppig lebender Natur schweifen. Im zweiten, mittleren Satz („Spiel der Wellen“) nimmt man tatsächlich die Schaumkronen auf den kleinen, kurzen Wellen akustisch wahr, sie vollführen einen fröhlichen Tanz. Im letzten Teil, „Zwiegespräch von Wind und Meer“, vereinigen sich die Themen des Meeres aus dem ersten Satz mit den neuen Themen des Windes und spätestens zu diesem Zeitpunkt wird deutlich, dass in Debussys Musik ein wunderbar orchestrierter, mystischer Kern steckt, den ich unbedingt kennenlernen möchte.

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Magischer Realismus: das „Barockkonzert“

Karneval in Venedig. Bild von Serge WOLFGANG auf Pixabay

Es lohnt sich gelegentlich ohne Absicht und Zweck in Buch-Antiquariaten zu stöbern. So bin ich zu einem kleinen Büchlein gekommen, von dessen Existenz ich durch einen Musikfreund gehört hatte: Alejo Carpentiers „Barockkonzert“. Es handelte sich um eine Lizenzausgabe des Ost-Berliner Verlages „Volk und Welt“ aus dem Jahre 1977. Das 110 Seiten starke Taschenbuch kostete seinerzeit 2,20 (Ost-) Mark. Der Autor Alejo Carpentier gehört zu den einflussreisten südamerikanischen Schriftstellern des sog. „magischen Realismus“.  Er wurde 1904 als Sohn eines Franzosen und einer Russin in Havanna geboren. Zweisprachig mit Französisch und Spanisch aufgewachsen, ging er in Havanna und Paris zur Schule, studierte u.a.  Literatur und Musikwissenschaften. Später war er Mitarbeiter und Herausgeber verschiedener Zeitungen und Zeitschriften. 1946 verfasste er die Schrift „La música en Cuba“ und avancierte zu einem der führenden Musikwissenschaftler Lateinamerikas.  ….  bitte lesen Sie hier weiter: Magischer Realismus: das „Barockkonzert“

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