Kulturelle Aneignung und kulturelle Unterdrückung

Sklavenhandel als Konsequenz der kulturellen Unterdrückung. Aus Bilder-Tafeln zur Länder- und Völker-Kunde, Calw & Stattgart 1883.

Die laufende, gesellschaftspolitische Debatte über die „kulturelle Aneignung“ ist untrennbar mit dem Namen Susan Scafidi verbunden, der ersten amerikanischen Professorin für „Moderecht“ an der Fordham University School of Law in New York,. In ihrem Buch „Who owns Culture?“ (1) nennt sie „Cultural appropriation“ die Bereicherung von dominanten Kulturen, wie z. B. unserer, der weißen, europäisch-amerikanischen,  an kulturellen Elementen schwarzer oder indigener Minderheiten. Neben deren intellektuellem Eigentum, traditionellem Wissen und kulturellen Ausdrucksformen sind es insbesondere die unautorisierte Inanspruchnahme von Tanz, Kleidung, Musik, Sprache, Folklore, Küche, traditioneller Medizin und religiöser Symbole, die sich, laut Frau Scafidi, unter dem Begriff „kulturelle Aneignung“ zusammenfassen lassen. Vielen Forschern und Denkern geht diese enge Begriffsdefinition zu weit, denn sie schließt eine ehrliche Anerkennung und Sichtbarmachung der kulturellen Leistungen von Minderheiten durch Dritte praktisch aus, ja kriminalisiert sie u.U. sogar! Diesem Umstand wird Abhilfe geschaffen durch einen weiteren Begriff, nämlich den der respektvollen „kulturellen Anerkennung“ (Cultural Appreciation).  Im Gegensatz dazu ist die sog. „kulturelle Aneignung“ immer ein egozentrisches, auf den eigenen Vorteil fokussiertes rücksichtsloses Vorgehen auf Kosten einer Minderheiten-Kultur, dem natürlich jede Legitimation fehlt.  ….  bitte lesen Sie hier weiter: Kulturelle Aneignung und kulturelle Unterdrückung

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Die spanische Armeleuteküche

Klassische Armenküche: die Tortilla española

Im großartigen Schelmenroman eines anonymen, spanischen Autors aus der Mitte des 16. Jahrhunderts mit dem Titel seines Protagonisten, des „Lazarillo de Tormes“ erfahren wir von einigen  Kohlstrünken, die dieser zum Frühstücke verzehrt hatte. Später, zu Mittag, teilte er sich einen „Kuhfuß“ mit seinem Herrn und schrieb: „Ich gab ihm den Kuhfuß und drei bis vier Stücke von dem weißesten Brote in die Hand. Er setzte sich neben mich und fing an zu essen wie einer, der sehr guten Appetit hat, indem er jedes Knöchelchen abnagte, besser als ein Windhund es würde getan haben. Mit einer Knoblauchbrühe, sagte er, ist dies ein ganz köstliches Essen.“ Die von Miguel de Cervantes   (1547 –1616) beschriebenen Mahlzeiten des Don Quijote und seines Begleiters Sancho Pansa, eines vehementen Verfechters sinnlicher Freuden, sind nicht minder frugal und ein historisches Zeugnis der früheren Einfachheit spanischer Gastrosophie. Darauf ist man heute, in einer Zeit raffinierter Sterneküche, sehr stolz und zelebriert überall im Land die „Armeleuteküche“ am heimischen Herd und in den Luxusrestaurants der spanischen Metropolen.  ….  bitte lesen Sie hier weiter: Die spanische Armeleuteküche

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William Turner in München

Joseph Mallord William Turner „Rain, Steam, and Speed – The Great Western Railway“ (https://www.nationalgallery.org.uk/paintings/NG538)

Mit dem 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich rückt auch ein anderer Künstler, der ihm in seiner Bedeutung für die Landschaftsmalerei ebenbürtig ist, in den Brennpunkt: Joseph Mallord William Turner (1775–1851). Es scheint nur konsequent, dass das Münchner Lenbachhaus gerade jetzt unter dem Titel „Turner. Three Horizons“ eine Ausstellung aller Schaffensphasen des britischen Malers organisiert hat. Ins Detail gehende Texte erläutern die Exponate, die zu einem wesentlichen Teil aus der Londoner Tate Gallery, die Turners Nachlass hütet, stammten. Mit seiner rigorosen Konzentration auf die Farben, das Licht und die Landschaft, bzw. das jeweilige Thema rüttelte Turner die Betrachter seiner Bilder damals wie heute auf. In seinen frühen, noch sehr exakt gemalten Bildern identifizieren wir ihn als Romantiker par excellence. Seine Malweise wird aber immer flüchtiger, unschärfer und unbestimmter. Es sind diese Bilder, die wie eine Vorwegnahme der Moderne anmuten. Turner ist ein Impressionist, der in seinem Spätwerk schließlich zur abstrakten Malerei fand. Das waren atemberaubende künstlerische Schritte, die da jetzt an den Wänden des Lenbachhauses hängen!  ….  bitte lesen Sie hier weiter: William Turner in München

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Café español, Spanien, dein Kaffee!

Die klassische GAGGIA, wie sie auch in vielen spanischen Café-Bars anzutreffen ist (Foto: Gaggia S.p.A., Milano)

„Por favor, un café solo!”. Diese Worte lösen beim Barista seine sofortige Hinwendung zur großen, chromglänzenden GAGGIA-Kaffeemaschine aus. Was kurz danach vor einem auf dem Tresen steht ist aber kein Espresso sondern die spanische Variante davon, eben der café solo: mehr Flüssigkeit, weniger „Crema“ und geschmacklich deutlich milder und weicher. Spanischer Kaffee schmeckt anders als der Maschinenkaffee in unseren Breitengraden. Forscht man nach den Gründen für diese Unterschiede landet man bei der Prozedur des Kaffeeröstens, also jenes Vorganges, der aus einer rohen Kaffeebohne durch deren mehr oder weniger starkes Erhitzen am Ende einen helleren oder einen dunkleren Kaffee hervorbringt. In Spanien wird zusätzlich noch das sog. „Torrefacto“-Verfahren angewandt. Dabei wird während der Röstung Zucker beigefügt, die Kaffeebohnen werden also regelrecht karamellisiert. Dieser Torrefacto-Kaffee wird dann mit Kaffee aus konventioneller Röstung gemischt und als „mezcla“ (Mischung) in einem marktüblichen Verhältnis von etwa 20 % Torrefacto- und 80% normalgerösteten Bohnen in den Verkehr gebracht. Fast immer werden Arabica-Bohnen mit Anteilen von Robusta für spanischen Kaffee verwandt. Durch das „Torrefacto“-Verfahren (span.: torrefacto = geröstet) wird die Säure im Kaffee geschmacklich deutlich reduziert und die Bittertöne werden weitgehend neutralisiert. Ein zusätzlicher Vorteil der Karamellisierung der Kaffeebohnen ist deren längere Haltbarkeit und die Bewahrung der Kaffeearomen durch die „Versieglung“ der Kaffeebohnenoberfläche durch die Karamellschicht – im warmen, mediterranen Klima nicht ganz unbedeutend!  ….  bitte lesen Sie hier weiter: Café español, Spanien, dein Kaffee!

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Betrachtungen zum Thema „Musik, Stille und Todesweh“

Wiesenblumen im Sommerwind

Wie sein baltischer Komponistenkollege Arvo Pärt (geb. 1935) aus Estland ist der lettische Komponist Pēteris Vasks (geb. 1946) ein großer Verehrer langsamer Tempi. In „ZEIT-online“ vom 28.04.2009 wird er mit folgenden Sätzen zitiert: „In meinen Werken stehen die schnellen Sätze immer für das Aggressive, Brutale, für die dunkle Seite der Menschheit. Das Ideale kommt langsam, piano, als Gesang. Ganz wenige meiner Werke enden im Fortissimo. Meine Musik ist der Choral. Ich komponiere am liebsten stille Musik.“ Stille Musik ist auf den ersten Blick natürlich ein Wiederspruch in sich, ganz ähnlich dem Begriff „tönende Stille“. Entgegen aller Vernunft gibt es ihn aber. Die Dynamik, d.h. die Stärke eines Tons vom „piano“ zum „forte, bzw. in der Steigerung vom „pianissimo“ zum „fortissimo“, ist eine der intensivsten Möglichkeiten zur Gestaltung eines Musikstückes durch den Solisten und/oder Dirigenten. Ein wunderbares Beispiel dafür und für die musikalische Darstellung der Stille findet sich gleich zu Beginn von Anton Weberns (1883 – 1945) farbenfrohem, symphonischen Gedicht „Im Sommerwind“: die Musik steigt pianissimo aus dem stillen Nichts, wie die Morgensonne aus der Dämmerung.

Weißt du, sinnende Seele,
Was selig macht?
Unendliche Ruhe!

So heißt es in dem Poem von Bruno Wille (1860 – 1928) „Im Sommerwinde“, welches die Vorlage für Weberns Musik war. Mir gefällt an diesen Zeilen besonders der Begriff der „sinnenden Seele“ als  ….  bitte lesen Sie hier weiter: Betrachtungen zum Thema „Musik, Stille und Todesweh“

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