 Ist dem Menschen die Lust auf Pralinen angeboren? (Foto: Pixabay)
In manchen Gesellschaftsschichten ist es „hip“, die Geschmacksrichtung süß im Essen oder in Getränken zu verteufeln. Das scheint, wenn überhaupt, nur sehr indirekt mit der gesundheitsschädigenden Wirkung von übermäßigem Zuckergebrauch zu tun zu haben. Schon vor vielen Jahren habe ich in diesem Blog meine persönliche Präferenz für trockene Weine kundgetan. Ich glaube nicht, dass ich mit dieser Aussage einem damaligen Geschmackstrend gefolgt bin, denn ich hatte ganz explizit auch Ausnahmen von dieser Regel für mich definiert. Süße Beerenauslesen, süße Tokaier oder süßer Sauternes gehören zu den Höhepunkten der Weinkultur und sind ohne ihren hohen Restzuckergehalt nicht denkbar! Auf dem Hintergrund ihrer Süße können sie unbeschreiblich komplexe Geschmacks- und Geruchsnoten entwickeln und sind dann wahre Juwelen.
Der Mensch verfügt ursprünglich nur über fünf Geschmacksqualitäten: süß, sauer, salzig, bitter und umami. Diese können, wenn sie von einem Individuum wahrgenommen werden, entweder Lust oder Unlust erzeugen. Da die erste Geschmackserfahrung praktisch immer mit der Muttermilch in Verbindung gebracht werden kann, gehen wir im Allgemeinen davon aus, dass deren Süße die erste „hedonistische Erfahrung“ eines Menschen ist. …. bitte lesen Sie hier weiter: Süß, süßer …ekelig?
 Modell der „Sagrada Familia“ (Foto: P. H.)
Bei meinen vielfachen Besuchen Barcelonas haben mich ortsansässige Freunde immer wieder zum Casa Batlló am Prachtboulevard namens „Passeig de Gràcia“ oder zum „Park Güell“ geführt um dort jeweils in die architektonische und landschaftsgestalterische Welt des Antoni Gaudí einzutauchen. Dieser katalanische Architekt war am Beginn das 20. Jahrhunderts einer der bedeutendsten Vertreter des „modernisme“, einer katalanischen Variante des Jugendstils. Bei der ersten Begegnung mit seiner Kunst war ich von Gaudí ganz begeistert: die skurrilen und bunten Formen seiner Werke hatten etwas erfrischend Unkonventionelles und stimmten mich auf eine besondere Weise fröhlich. Bei weiteren Besuchen empfand ich diese Ästhetik immer weniger attraktiv, sie schien mir extravagant, funktionslos und manieriert sowie gelegentlich dem Kitsch recht nahe. Ich vergaß Gaudí in Barcelona bis zu dem Tag, an dem ich erstmals durch das Eingangstor ins Innere der Kirche namens „Sagrada Familia“ (Heilige Familie) trat. Wie ich diesen, immer noch unvollendeten, Kirchenbau erlebte, übertraf meine Erwartungen dermaßen, dass ich meine Meinung über den Schöpfer dieses Gebäudes, Antoni Gaudí, von Grund auf revidieren musste. Es war ein magisches Erlebnis von allergrößter Intensität! …. bitte lesen Sie hier weiter: Die visionäre „Sagrada Familia“ des Antoni Gaudí
 Sieht so die Zukunft der klassischen Weinberge aus? (Foto Pixabay, mit Dank an Wolfgang Hasselmann)
Mit großer Besorgnis sehen Winzer und Weinmacher auf die möglichen Konsequenzen des Klimawandels für das Endprodukt all ihrer Bemühungen, den Wein. In den traditionellen Weinbaugebieten sind zunehmende Hitze, veränderte Niederschlagsmuster und extreme Wetterereignisse, wie Starkregen oder Hagel, eine echte Herausforderung für die Kultivierung und Qualität der Reben. Das Gebot der Stunde ist ganz offensichtlich die Entwicklung eines Spektrums von Methoden zum Umgang mit den meteorologischen Stresssituationen. Dabei spielen Innovationen im Rebbau eine zentrale Rolle: die Bepflanzung der Weinberge mit Schatten spendenden Bäumen und/oder eine gezielte Bewässerung sind Beispiele dafür. Daneben erlangen neu gezüchtete Rebsorten, die klima- und krankheitsresistenter als die herkömmlichen sind, eine zunehmende Bedeutung. Die Lösung des Problems wird von vielen Spezialisten und Winzern allerdings in der Erschließung neuer, bislang kaum genutzter Anbaugebiete gesehen, in denen der Klimawandel zu einem für den Weinanbau adäquaten Temperaturniveau geführt hat, oder in absehbarer Zeit führen wird. …. bitte lesen Sie hier weiter: Klimawandel: Die Erschliessung unbekannterer Weinbauregionen
 CDs im Regal können für einen Musikliebhaber große Erlebnisse bedeuten
Wegen ihres Umzuges in eine kleinere Wohnung hat uns eine Freundin ihre gesamte, in den letzten Jahrzehnten zusammengetragene Sammlung an CDs mit klassischer Musik überlassen. Voller Stolz und Freude haben wir dies immer wieder anderen Bekannten und Musik-Freaks erzählt und dafür meist furchtbare Häme geerntet. „Wie könnt ihr euch das antun? Heute holt man sich doch jedes beliebige Musikstück über einen Streaming-Dienst ins Wohnzimmer!“, so oder so ähnlich hieß es mehrheitlich. Stream heißt Strom und bezeichnet einen kontinuierlichen Datenstrom über ein Netzwerk, in das man sich mit oder ohne Kosten „einloggen“ und Musik hören kann. Man braucht weder Regale zum Aufbewahren der Tonträger noch Speicherplatz im Computer und hat Zugang zu unendlichem Musikspaß. Meine limitierte Erfahrung mit Spotify o. ä. Diensten hat mir gezeigt, dass diese tatsächlich unübertroffen sind, wenn es darum geht, sich rasch in ein exotisches, unbekanntes Stück Musik „einzuhören“. …. bitte lesen Sie hier weiter: Die Compact Disk (CD) – ein alter Hut?
 Die Bayerische Staatsoper in München am Abend (Foto von Sebastian Flegl auf Pixabay)
In einer Aufführung der Bayerischen Staatsoper habe ich im Juli 2025 W. A. Mozarts (1756 – 1792) „Cosi fan tutte“ gesehen. Wenn man das Schauspiel und die Musik nicht nur als harmlose Verwechslungs- und Verkleidungskomödie im Rokokostil sieht, sondern darin eine weithin gültige Metapher erkennt, gewinnen der Inhalt und seine Musik eine geradezu frappierende Aktualität, der in der Münchner Inszenierung voll Rechnung getragen wurde: eine der Szenen war z.B. eine Garage, in der ein leibhaftiger SUV (der Sponsor-Marke BMW!) zum Mittelpunkt der Handlung wurde, die übrigens schnell erzählt ist:
1. Akt: Ferrando und Guilelmo preisen die Schönheit und die Treue ihrer Geliebten, den Schwestern Dorabella und Fiordiligi. Don Alfonso ist bezüglich der Treue skeptisch und schlägt seinen beiden Freunden eine Wette vor: Innerhalb eines Tages soll die Treue der Frauen auf die Probe gestellt werden und dazu versprechen die beiden Offiziere Ferrando und Guilelmo den Anweisungen Alfonsos bedingungslos zu folgen. Bleiben ihre Partnerinnen standhaft, so sind die jungen Männer die Gewinner. …. bitte lesen Sie hier weiter: „Cosi fan tutte“: Mozarts Beitrag zur sexuellen Befreiung
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Etwas über uns … Im Blog "Spaniens Weinwelten" hat der Journalist und Weinkritiker Thomas Götz unter dem Titel „Los Barrancos – der Wein, der Vogel und die schönen Künste“ unser „Vogel-Projekt“ sachkundig beschrieben und kommentiert.
Und hier "Spanischer Biowein, Buchlesung und Kaminfeuer auf Langeoog“ finden Sie zusätzliche Informationen über unsere Aktivitäten.
Kreativität und Wein
In meinem „önosophischen Blog“ widme ich mich im weitesten Sinne kulturellen Themen und dies, obwohl der aus dem Griechischen abgeleitete Begriff „Önosophie“ eigentlich nur die „Weisheit vom Wein“ bedeutet. Wie der Wein selbst können auch die Gedanken eines Weingeniessers gelegentlich in ein breiteres zivilisatorisches Umfeld geraten und Bereiche wie die Musik, die Philosophie, die bildende Kunst, die Literatur und auch die Gesellschaftspolitik umfassen. Dieses Spektrum versuchen die unterschiedlichen Thematiken meiner Beiträge auszudrücken, wobei mir der Wein gelegentlich schöpferisch zu Hilfe kommt.
Wein trinken und genießen ist etwas Emotionales, und im Wein kann der Künstler Inspiration finden. Keiner hat dies schöner und treffender ausgedrückt als Shakespeare in seinem "König Heinrich der Vierte" (2. Teil, 4. Aufzug, 3. Szene) , wo er den lebensfrohen Falstaff in der Übersetzung der beiden Schlegels ausrufen lässt:
(Der Wein) „steigt Euch in das Gehirn, zerteilt da alle albernen und rohen Dünste, die es umgeben, macht es sinnig, schnell und erfinderisch, voll von behenden, feurigen und ergötzlichen Bildern; wenn diese dann der Stimme, der Zunge, überliefert werden, was ihre Geburt ist, so wird vortrefflicher Witz daraus".
Vortrefflicher Witz können natürlich auch die schönen Farben und Formen des Malers oder Bildhauers bzw. die spannenden Klänge des Musikers sein. „Vortrefflichen Witz“ hat auch Antonio Machado, Spaniens bedeutendster Lyriker des 20. Jahrhunderts mit einem wunderschönen, schnörkellosen Gedicht zustande gebracht (meine holprige Übersetzung bitte ich zu entschuldigen):
Un vino risueño me dijo el camino
Yo escucho los áureos consejos del vino
Que el vino es a veces escala de ensueño.
Abril y la noche y el vino risueño
Cantaron en coro su salmo de amor
Ein lächelnder Wein wies mir den Weg
Ich vernahm seine goldenen Ratschläge
Denn der Wein ist manchmal eine Stufe zu den Träumen.
Der April, die Nacht und der lächelnde Wein
Sangen gemeinsam ihren Psalm der Liebe
Ich hoffe, dass Sie Freude an meinem Blog und an unserer kleinen und exklusiven Auswahl spanischer Weine haben.
Peter Hilgard
Wir meinen, Wein ist eine Kultur des moderaten Genusses
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