 Klassische Armenküche: die Tortilla española
Im großartigen Schelmenroman eines anonymen, spanischen Autors aus der Mitte des 16. Jahrhunderts mit dem Titel seines Protagonisten, des „Lazarillo de Tormes“ erfahren wir von einigen Kohlstrünken, die dieser zum Frühstücke verzehrt hatte. Später, zu Mittag, teilte er sich einen „Kuhfuß“ mit seinem Herrn und schrieb: „Ich gab ihm den Kuhfuß und drei bis vier Stücke von dem weißesten Brote in die Hand. Er setzte sich neben mich und fing an zu essen wie einer, der sehr guten Appetit hat, indem er jedes Knöchelchen abnagte, besser als ein Windhund es würde getan haben. Mit einer Knoblauchbrühe, sagte er, ist dies ein ganz köstliches Essen.“ Die von Miguel de Cervantes (1547 –1616) beschriebenen Mahlzeiten des Don Quijote und seines Begleiters Sancho Pansa, eines vehementen Verfechters sinnlicher Freuden, sind nicht minder frugal und ein historisches Zeugnis der früheren Einfachheit spanischer Gastrosophie. Darauf ist man heute, in einer Zeit raffinierter Sterneküche, sehr stolz und zelebriert überall im Land die „Armeleuteküche“ am heimischen Herd und in den Luxusrestaurants der spanischen Metropolen. …. bitte lesen Sie hier weiter: Die spanische Armeleuteküche
 Joseph Mallord William Turner „Rain, Steam, and Speed – The Great Western Railway“ (https://www.nationalgallery.org.uk/paintings/NG538)
Mit dem 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich rückt auch ein anderer Künstler, der ihm in seiner Bedeutung für die Landschaftsmalerei ebenbürtig ist, in den Brennpunkt: Joseph Mallord William Turner (1775–1851). Es scheint nur konsequent, dass das Münchner Lenbachhaus gerade jetzt unter dem Titel „Turner. Three Horizons“ eine Ausstellung aller Schaffensphasen des britischen Malers organisiert hat. Ins Detail gehende Texte erläutern die Exponate, die zu einem wesentlichen Teil aus der Londoner Tate Gallery, die Turners Nachlass hütet, stammten. Mit seiner rigorosen Konzentration auf die Farben, das Licht und die Landschaft, bzw. das jeweilige Thema rüttelte Turner die Betrachter seiner Bilder damals wie heute auf. In seinen frühen, noch sehr exakt gemalten Bildern identifizieren wir ihn als Romantiker par excellence. Seine Malweise wird aber immer flüchtiger, unschärfer und unbestimmter. Es sind diese Bilder, die wie eine Vorwegnahme der Moderne anmuten. Turner ist ein Impressionist, der in seinem Spätwerk schließlich zur abstrakten Malerei fand. Das waren atemberaubende künstlerische Schritte, die da jetzt an den Wänden des Lenbachhauses hängen! …. bitte lesen Sie hier weiter: William Turner in München
 Die klassische GAGGIA, wie sie auch in vielen spanischen Café-Bars anzutreffen ist (Foto: Gaggia S.p.A., Milano)
„Por favor, un café solo!”. Diese Worte lösen beim Barista seine sofortige Hinwendung zur großen, chromglänzenden GAGGIA-Kaffeemaschine aus. Was kurz danach vor einem auf dem Tresen steht ist aber kein Espresso sondern die spanische Variante davon, eben der café solo: mehr Flüssigkeit, weniger „Crema“ und geschmacklich deutlich milder und weicher. Spanischer Kaffee schmeckt anders als der Maschinenkaffee in unseren Breitengraden. Forscht man nach den Gründen für diese Unterschiede landet man bei der Prozedur des Kaffeeröstens, also jenes Vorganges, der aus einer rohen Kaffeebohne durch deren mehr oder weniger starkes Erhitzen am Ende einen helleren oder einen dunkleren Kaffee hervorbringt. In Spanien wird zusätzlich noch das sog. „Torrefacto“-Verfahren angewandt. Dabei wird während der Röstung Zucker beigefügt, die Kaffeebohnen werden also regelrecht karamellisiert. Dieser Torrefacto-Kaffee wird dann mit Kaffee aus konventioneller Röstung gemischt und als „mezcla“ (Mischung) in einem marktüblichen Verhältnis von etwa 20 % Torrefacto- und 80% normalgerösteten Bohnen in den Verkehr gebracht. Fast immer werden Arabica-Bohnen mit Anteilen von Robusta für spanischen Kaffee verwandt. Durch das „Torrefacto“-Verfahren (span.: torrefacto = geröstet) wird die Säure im Kaffee geschmacklich deutlich reduziert und die Bittertöne werden weitgehend neutralisiert. Ein zusätzlicher Vorteil der Karamellisierung der Kaffeebohnen ist deren längere Haltbarkeit und die Bewahrung der Kaffeearomen durch die „Versieglung“ der Kaffeebohnenoberfläche durch die Karamellschicht – im warmen, mediterranen Klima nicht ganz unbedeutend! …. bitte lesen Sie hier weiter: Café español, Spanien, dein Kaffee!
 Wiesenblumen im Sommerwind
Wie sein baltischer Komponistenkollege Arvo Pärt (geb. 1935) aus Estland ist der lettische Komponist Pēteris Vasks (geb. 1946) ein großer Verehrer langsamer Tempi. In „ZEIT-online“ vom 28.04.2009 wird er mit folgenden Sätzen zitiert: „In meinen Werken stehen die schnellen Sätze immer für das Aggressive, Brutale, für die dunkle Seite der Menschheit. Das Ideale kommt langsam, piano, als Gesang. Ganz wenige meiner Werke enden im Fortissimo. Meine Musik ist der Choral. Ich komponiere am liebsten stille Musik.“ Stille Musik ist auf den ersten Blick natürlich ein Wiederspruch in sich, ganz ähnlich dem Begriff „tönende Stille“. Entgegen aller Vernunft gibt es ihn aber. Die Dynamik, d.h. die Stärke eines Tons vom „piano“ zum „forte, bzw. in der Steigerung vom „pianissimo“ zum „fortissimo“, ist eine der intensivsten Möglichkeiten zur Gestaltung eines Musikstückes durch den Solisten und/oder Dirigenten. Ein wunderbares Beispiel dafür und für die musikalische Darstellung der Stille findet sich gleich zu Beginn von Anton Weberns (1883 – 1945) farbenfrohem, symphonischen Gedicht „Im Sommerwind“: die Musik steigt pianissimo aus dem stillen Nichts, wie die Morgensonne aus der Dämmerung.
Weißt du, sinnende Seele,
Was selig macht?
Unendliche Ruhe!
So heißt es in dem Poem von Bruno Wille (1860 – 1928) „Im Sommerwinde“, welches die Vorlage für Weberns Musik war. Mir gefällt an diesen Zeilen besonders der Begriff der „sinnenden Seele“ als …. bitte lesen Sie hier weiter: Betrachtungen zum Thema „Musik, Stille und Todesweh“
 Die Kalifenstadt Madinat az-Zahra bei Cordoba war auch der Wohnsitz von Almansor (Foto-Quelle: Cordobapedia)
Der Traum von der „Convivencia“, dem friedlichen Zusammenleben verschiedener Religionsgemeinschaften war im maurischen al Andalus, wenigstens zeitweise, annähernd verwirklicht. Das Kalifat von Cordoba erreichte unter der Herrschaft der Umayyaden einen spektakulären kulturellen Höhepunkt , existierte aber nur knapp über hundert Jahre und war 1031 beendet. Einer seiner Totengräber war der ehrgeizige Kämmerer des minderjährigen Thronfolgers al-Hakam II. namens Abu Amir Muhammad ibn Abdallah ibn Abi Amir al-Mansur, im christlichen Spanien Almansor genannt. Nachdem er das Militär reformiert und mit meist streng Islamorthodoxen Berbern aus Nordafrika verstärkt hatte, begann er eine militärische Expansion sondergleichen. In mehr als 50 Feldzügen gegen den christlichen Norden des Landes wurden dessen Dörfer und Städte überfallen, geplündert und teilweise verwüstet. 981 wurde die Stadt Zamora zerstört und zum unbewohnten Grenzland zwischen al Andalus und den christlichen Königreichen erklärt. Erst unter Ferdinand I. wurde sie ein Jahrhundert später wieder aufgebaut und neu besiedelt. …. bitte lesen Sie hier weiter: Historische Wurzeln des Islamismus auch in Spanien?
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Etwas über uns … Im Blog "Spaniens Weinwelten" hat der Journalist und Weinkritiker Thomas Götz unter dem Titel „Los Barrancos – der Wein, der Vogel und die schönen Künste“ unser „Vogel-Projekt“ sachkundig beschrieben und kommentiert.
Und hier "Spanischer Biowein, Buchlesung und Kaminfeuer auf Langeoog“ finden Sie zusätzliche Informationen über unsere Aktivitäten.
Kreativität und Wein
In meinem „önosophischen Blog“ widme ich mich im weitesten Sinne kulturellen Themen und dies, obwohl der aus dem Griechischen abgeleitete Begriff „Önosophie“ eigentlich nur die „Weisheit vom Wein“ bedeutet. Wie der Wein selbst können auch die Gedanken eines Weingeniessers gelegentlich in ein breiteres zivilisatorisches Umfeld geraten und Bereiche wie die Musik, die Philosophie, die bildende Kunst, die Literatur und auch die Gesellschaftspolitik umfassen. Dieses Spektrum versuchen die unterschiedlichen Thematiken meiner Beiträge auszudrücken, wobei mir der Wein gelegentlich schöpferisch zu Hilfe kommt.
Wein trinken und genießen ist etwas Emotionales, und im Wein kann der Künstler Inspiration finden. Keiner hat dies schöner und treffender ausgedrückt als Shakespeare in seinem "König Heinrich der Vierte" (2. Teil, 4. Aufzug, 3. Szene) , wo er den lebensfrohen Falstaff in der Übersetzung der beiden Schlegels ausrufen lässt:
(Der Wein) „steigt Euch in das Gehirn, zerteilt da alle albernen und rohen Dünste, die es umgeben, macht es sinnig, schnell und erfinderisch, voll von behenden, feurigen und ergötzlichen Bildern; wenn diese dann der Stimme, der Zunge, überliefert werden, was ihre Geburt ist, so wird vortrefflicher Witz daraus".
Vortrefflicher Witz können natürlich auch die schönen Farben und Formen des Malers oder Bildhauers bzw. die spannenden Klänge des Musikers sein. „Vortrefflichen Witz“ hat auch Antonio Machado, Spaniens bedeutendster Lyriker des 20. Jahrhunderts mit einem wunderschönen, schnörkellosen Gedicht zustande gebracht (meine holprige Übersetzung bitte ich zu entschuldigen):
Un vino risueño me dijo el camino
Yo escucho los áureos consejos del vino
Que el vino es a veces escala de ensueño.
Abril y la noche y el vino risueño
Cantaron en coro su salmo de amor
Ein lächelnder Wein wies mir den Weg
Ich vernahm seine goldenen Ratschläge
Denn der Wein ist manchmal eine Stufe zu den Träumen.
Der April, die Nacht und der lächelnde Wein
Sangen gemeinsam ihren Psalm der Liebe
Ich hoffe, dass Sie Freude an meinem Blog und an unserer kleinen und exklusiven Auswahl spanischer Weine haben.
Peter Hilgard
Wir meinen, Wein ist eine Kultur des moderaten Genusses
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