Die Kultivierung des Durstes war der Beginn des Trinkgenusses

Gegen Durst: Quellwasser als Lebensspender und einfachstes Genussmittel

Gegen Durst: Quellwasser als Lebensspender und einfachstes Genussmittel

Durst ist die Empfindung, die uns zum trinken treibt und kann bei mangelnder Flüssigkeitsaufnahme zu einem der stärksten Verlangen des Menschen werden („Durst ist schlimmer als Heimweh“). Kein Wunder, denn ohne Flüssigkeitsaufnahme können wir gerade einmal drei bis vier Tage überleben, während wir wochenlang ohne Essen aushalten. Grund für diese große Bedeutung des Trinkens sind die hochkomplexen Steuerungsmechanismen des menschlichen Körpers, die die Fließfähigkeit des Blutes und die Konzentration der Salze (Elektrolyte) aufrechthalten. Eine sehr genaue Konzentration der Elekrolyte im Blut ist für viele Lebensfunktionen dringend erforderlich. Durst signalisiert uns daher folgendes: entweder leiden wir an Flüssigkeitsmangel oder wir haben eine erhöhte Salzkonzentration im Blut. Die entsprechende Menge Flüssigkeit kann den Zustand rasch wieder normalisieren.

Ernährungsphysiologen raten heute Männern insgesamt etwa 2,9 l und Frauen etwa 2,2 l Flüssigkeit pro Tag zu sich zu nehmen. Wie vom Essen her bekannt, kann, wenn der Grundbedarf an Flüssigkeit gesichert ist, die Aufnahme der restlichen Flüssigkeit zu einem Kulturgut werden. „Die Kultivierung des Durstes“ ist, wie die „Kultivierung des Appetits“ (Stephen Mennell, 1988) zu einer der größten Errungenschaften der menschlichen Zivilisation geworden. Dabei spielte der Wein von Anfang an eine große Rolle, denn der erhebliche Mangel an Hygienekenntnissen in früheren Jahrhunderten bewirkte, dass das verfügbare Wasser meist keine Trinkqualität hatte und man deshalb zum Stillen des Durstes auf die bakteriologisch unbedenklicheren, vergorenen Getränke wie Bier und Wein zurückgreifen musste. Da das Essen zudem aus Konservierungsgründen sehr gesalzen war und Alkohol auch eine „diuretische“ (wasserausscheidende) Wirkung hat, muss der Durst der Menschen in jenen Tagen beinahe unstillbar gewesen sein. Trinken ging, auch in Bezug auf die Quantitäten immer einher mit dem Essen. Wir kennen sehr wohl die großen Mengen, die ein mittelalterlicher Bürger bei einem Festmahl vertilgt hat. Die Mengen an zugeführten Getränken stand dem in nichts nach!

Neben der reinen Erfüllung des Bedürfnisses der Flüssigkeitszufuhr ist das Trinken für den Menschen eine sehr lustvolle Tätigkeit. Die Trinkgelage, von den Symposien der alten Griechen bis zum heutigen Koma-Saufen von Jugendlichen, dienten natürlich primär dem Konsum von Alkohol und dem damit assozierten Rauscheffekt, aber der sinnliche Aspekt des Gaumenkitzels beim Runterschlucken ist sicher auch nicht zu vernachlässigen. Wer würde bei diesem letzten Satz nicht an Sigmund Freud und seine Theorien zur Oralerotik denken?. Die Psychoanalyse hat gelehrt, dass die Freude am Essen und Trinken bedeuten kann, einen Teil der Welt in den eigenen Körper aufzunehmen und ihn sich dadurch zu eigen zu machen. Dies wäre dann beim Trinken ein emotionaler Ersatz für mangelnde Kommunikationsfähigkeit der trinkenden Person. Die sinnliche Freude des Trinkens als Ersatzhandlung – lohnt es sich nicht doch darüber nachzudenken? (siehe auch diesen Blog „Der Kombi-Genuss: Wasser und Wein“)

 

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