Über die Kultivierung des Durstes habe ich an dieser Stelle schon einmal geschrieben. In dieser Thematik liegt unsere Liebe zum Wein verborgen. Aber der Wein stellt naturgemäß nur einen kleinen Anteil zur Befriedigung unseres Flüssigkeitsbedarfes dar. Welche Getränke nehmen wir sonst noch in größeren Mengen zu uns? Der bekannte Getränkejournalist Michael Breitenacher hat Daten zum Getränkekonsum der Deutschen aus den verschiedensten öffentlich zugänglichen Quellen zusammengestellt. Seine Tabelle wurde kürzlich in der im Meininger-Verlag erschienenen „Weinwirtschaft“ (11;6, 2015) veröffentlicht. Diese Zahlen bergen eigentlich kein Geheimnis und wenn man aus seinen eigenen Trinkerfahrungen auf die Gesamtheit von 80 Millionen Deutschen hochrechnet, kommt man tatsächlich mehr oder weniger auf die Zahlen Breitenachers. Der gesamte Getränkekonsum betrug im Jahr 2014 in Deutschland geschätzte 761 Liter pro Person. Das sind wenig mehr als 2 Liter am Tag pro Person, eine Zahl, die in der gleichen Größenordnung auch von Ernährungswissenschaftlern als täglicher Flüssigkeitsmindestbedarf angegeben wird.
Im gleichen Zeitraum wurden pro Kopf 162 Liter Kaffee und nur 148 Liter Wasser (als Mineral- und Tafelwasser o.ä.) konsumiert. Dagegen lag der Bierkonsum bei 107 Liter pro Kopf deutlich darunter. Statistisch gesehen ist Deutschland also ein Kaffee-Land und folgt mit diesem Trend einer weltweiten Getränkemode. Großunternehmen wie „Starbucks“ oder „MacDonalds“ haben nicht nur für eine qualitative Verbesserung des Kaffees sondern auch für seine rasante Verbreitung gesorgt. Unter den europäischen Kaffeetrinkern liegen die Skandinavier an der Spitze, während die Länder, in denen es regelrechte Kaffeebars wie in Italien und in Spanien gibt, eher im unteren Bereich der Verbrauchsstatistik zu finden sind. Interessant ist ein soziologisches Phänomen beim deutschen Kaffeekonsum: Über drei Viertel des gekauften Kaffees wird zuhause getrunken. Über die Gründe dafür kann man nur spekulieren: Kaffee ist das typische Frühstücksgetränk und das wird meistens in den eigenen vier Wänden eingenommen. Aber es mag auch Gründe geben, die an der vermeintlich besseren Qualität des selbstgemachten Kaffees liegen.
Während Bier langsam an Popularität verliert und im Konkurrenzkampf mit den sog. „Erfrischungsgetränken“ um Marktanteile kämpfen muss gehört es mit einem Prokopfverbrauch von jährlich 107 Litern immer noch zu den flüssigen Favoriten der Deutschen, die auch noch immer auf Platz zwei der Liste europäischer Bierkonsumenten (nach Tschechien mit 144 Litern/Kopf und Jahr) stehen. Aber die Zukunftsaussichten sind eher trübe, denn der Konsum von Bier geht weltweit zurück und da macht Deutschland keine Ausnahme. Ein Grund dafür ist die zunehmend ablehnende Haltung der Gesellschaft gegenüber Alkohol, daher auch die rasante Zunahme alkoholfreier Biere (allerdings noch immer auf einem niedrigem Niveau).
Beim Wein ist es nicht viel anders: in den letzten acht Jahren stagnierte der Weinkonsum in Deutschland. Alkoholfreier Wein spielt bislang überhaupt keine Rolle. Es mag Änderungen in der Importstatistik oder der Preisfindung gegeben haben, aber mehr Wein als schon vor acht Jahren trinken wir heute trotzdem nicht. Wenn man den Anteil alkoholischer Getränke am gesamten Getränkekonsum betrachtet findet man mit gewissem Erstaunen, dass 18 % der Flüssigkeit, die ein Bürger zu sich nimmt, alkoholischer Art ist. Das heißt, bei einer Gesamtmenge von 2 Litern trinkt jeder Deutsche täglich 0,36 Liter Bier, Wein, Sekt oder Schnaps. Das erscheint mir eigentlich recht viel zu sein, wenn man bedenkt, dass es sich um das statistische Mittel handelt, also wenig bis nichts trinkende Gruppen wie Babys, Kinder, Alte und Greise in dieser Zahl mit eingeschlossen sind.