Alkoholfreier Wein: muss das sein? Im Internet finden sich einige Foren in denen es um Sinn und Vergnügen von und mit alkoholfreien Weinen geht. Bei allen Beiträgen ist der Tenor durchgehend der gleiche. Was für alkoholfreies Bier schon allgemein akzeptiert ist, liegt beim Wein noch in weiter Ferne: genussvolles Trinken. Auf der spanischen Weinmesse Fenavin (2013) habe ich auch zweimal einen entalkoholisierten Wein probiert und mich zweimal mit Grausen abgewandt. Ich kann nicht leugnen, dass ein Bedarf für derartige Weine besteht, denn oft genug verhindert Alkohol die Nachhausefahrt nach einem guten Mahl – und auf ein paar Gläser eines guten Weines zum Gaumengenuss verzichtet ein Gourmet nur sehr ungern. Natürlich gibt es alkoholfreie Alternativen, aber keine ersetzt wirklich den Wein. Wer in Spanien einen „vino sin alcohol“ bestellt bekommt häufig ein Glas Traubenmost serviert. Schmeckt auch, insbesondere wenn er eiskalt getrunken wird, aber eben nicht nach Wein.
Laut Weingesetz von 1971 muss die Grundlage „alkoholfreier“ Weine immer ein verkehrsfähiger Wein im Sinne der Weinverordnung sein. „Alkoholfrei“ darf er laut Gesetz überhaupt nicht genannt werden, sondern lediglich „entalkoholisiert“, denn mit den gängigen Fabrikationsmethoden bleibt in diesen Weinen noch ein Restalkohol von ca. 5 % oder etwas weniger. Es gibt verschiedene Methoden, die sich theoretisch in technischem Maßstab zur Entalkoholisierung eignen: Dialyse, Umkehrosmose, Verdampfung, gestoppte Gärung sowie die Rektifikation unter Vakuum.
Die sog. „kontinuierliche Vakuumrektifikation“ ist eine Weiterentwicklung bislang bekannter Entalkoholisierungsverfahren. Hierbei werden die Methoden der Destillation, der Aromarückgewinnung und der Verdampfung kombiniert. Obwohl das beschriebene Vorgehen zu den thermischen Trennverfahren zählt, ist die Wärmebelastung relativ gering. Dem Bier schadet es offensichtlich fast nicht, aber beim Wein werden zusammen mit dem Alkohol sehr viele Aromastoffe eliminiert und das Endprodukt ist eindimensional und langweilig. Deshalb geben Weinmacher, die mit dererlei Produkten Geld verdienen möchten, Aromen aus dem Arsenal chemischer Laboratorien hinzu.
Die Kosten der Entalkoholisierung sind noch relativ hoch und rentieren sich nur bei großem oder sehr großem Ausstoß an entalkoholisiertem Getränk. Für die meisten Kleinbetriebe ist dies nicht darstellbar. Ganz abgesehen davon, dass die optimale Methode für Wein noch überhaupt nicht zur Verfügung steht. Der motorisierte Konsument muss sich also noch mit Traubensaft, dünnem Schorle oder gespritztem Verjus begnügen, wenn er unbedingt ein genussfähiges, weinähnliches Getränk zu sich nehmen will ohne bei Polizeikontrollen aufzufallen.
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Etwas über uns … Im Blog "Spaniens Weinwelten" hat der Journalist und Weinkritiker Thomas Götz unter dem Titel „Los Barrancos – der Wein, der Vogel und die schönen Künste“ unser „Vogel-Projekt“ sachkundig beschrieben und kommentiert.
Und hier "Spanischer Biowein, Buchlesung und Kaminfeuer auf Langeoog“ finden Sie zusätzliche Informationen über unsere Aktivitäten.
Kreativität und Wein
In meinem „önosophischen Blog“ widme ich mich im weitesten Sinne kulturellen Themen und dies, obwohl der aus dem Griechischen abgeleitete Begriff „Önosophie“ eigentlich nur die „Weisheit vom Wein“ bedeutet. Wie der Wein selbst können auch die Gedanken eines Weingeniessers gelegentlich in ein breiteres zivilisatorisches Umfeld geraten und Bereiche wie die Musik, die Philosophie, die bildende Kunst, die Literatur und auch die Gesellschaftspolitik umfassen. Dieses Spektrum versuchen die unterschiedlichen Thematiken meiner Beiträge auszudrücken, wobei mir der Wein gelegentlich schöpferisch zu Hilfe kommt.
Wein trinken und genießen ist etwas Emotionales, und im Wein kann der Künstler Inspiration finden. Keiner hat dies schöner und treffender ausgedrückt als Shakespeare in seinem "König Heinrich der Vierte" (2. Teil, 4. Aufzug, 3. Szene) , wo er den lebensfrohen Falstaff in der Übersetzung der beiden Schlegels ausrufen lässt:
(Der Wein) „steigt Euch in das Gehirn, zerteilt da alle albernen und rohen Dünste, die es umgeben, macht es sinnig, schnell und erfinderisch, voll von behenden, feurigen und ergötzlichen Bildern; wenn diese dann der Stimme, der Zunge, überliefert werden, was ihre Geburt ist, so wird vortrefflicher Witz daraus".
Vortrefflicher Witz können natürlich auch die schönen Farben und Formen des Malers oder Bildhauers bzw. die spannenden Klänge des Musikers sein. „Vortrefflichen Witz“ hat auch Antonio Machado, Spaniens bedeutendster Lyriker des 20. Jahrhunderts mit einem wunderschönen, schnörkellosen Gedicht zustande gebracht (meine holprige Übersetzung bitte ich zu entschuldigen):
Un vino risueño me dijo el camino
Yo escucho los áureos consejos del vino
Que el vino es a veces escala de ensueño.
Abril y la noche y el vino risueño
Cantaron en coro su salmo de amor
Ein lächelnder Wein wies mir den Weg
Ich vernahm seine goldenen Ratschläge
Denn der Wein ist manchmal eine Stufe zu den Träumen.
Der April, die Nacht und der lächelnde Wein
Sangen gemeinsam ihren Psalm der Liebe
Ich hoffe, dass Sie Freude an meinem Blog und an unserer kleinen und exklusiven Auswahl spanischer Weine haben.
Peter Hilgard
Wir meinen, Wein ist eine Kultur des moderaten Genusses
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