Metapher sowie einzigartiges Naturprodukt: der Honig

Wildbienen-Imker bei der Arbeit im Wald (Foto: Pixabay)

Im antiken Griechenland nannte man den Honig „Himmelstau“ und verstand ihn als süße Gabe der Götter an den Menschen. Das großartige und wunderbar erotische „Hohe Lied des Salomo“ im Alten Testament lässt den Bräutigam die Braut preisen „Von deinen Lippen, Braut, tropft Honig; Milch und Honig ist unter deiner Zunge. Der Duft deiner Kleider ist wie des Libanon Duft“ (Einheitsübersetzung von 1980). Die Libanon-Zeder ist noch heute ein beliebter Bestandteil von Parfüms auch Milch und Honig sind in diesem Text zum Symbol der sinnlichen Verführung stilisiert worden. In englisch-sprachigen Ländern reden sich Verliebte gelegentlich mit „Honey“ (Honig) an und wenn  sie dann endgültig zusammengefunden haben erleben sie den „Honeymoon“ (Honigmond). Die Vorstellung dahinter könnte, nach Erkenntnis der Sprachforscher, sein, dass die Liebe zu einander – deren Symbol der Honig ist – wie die Mondphasen wechseln kann.

Der Honig ist seit dem Altertum in unserer Kultur eine Metapher für etwas Wertvolles, Einschmeichelndes und Göttliches. Schon Homer sprach in der Ilias von den Worten, die „süßer als Honig“ waren und selbst den Gegner überzeugen konnten. Honig, den bekanntermaßen Johannes der Täufer als Nahrungsmittel nutzte (Markus-Evangelium, Kapitel 1,6) war in jenen Zeiten eine Mangelware und entsprechend teuer, trotzdem blieb er das Süßungsmittel par excellence. Kristallzucker, wie wir ihn heute kennen, wurde von der kleinen und wohlhabenden römischen Oberschicht aus Persien als „saccharum“ importiert. Am Persischen Golf kannte man sich mit seiner Gewinnung aus Zuckerrohrsaft aus. Die ärmeren Bevölkerungsschichten im Römischen Reich mussten sich mit eingekochtem Traubensaft als „Süßstoff“ begnügen. Erst am Beginn des 19. Jahrhunderts gelang es dem Chemiker Franz Carl Achard (1753 – 1821) aus Runkelrüben Kristallzucker zu gewinnen und damit die Basis für die industrielle Zuckerproduktion zu schaffen. Bis dahin konnte der Honig, der durch Fortschritte in der Bienenhaltung und -zucht durch die schon im 14. Jahrhundert in Zünften zusammengefassten Imker, in immer größeren Mengen zur Verfügung stand, seine Rolle unter den Feinschmeckern weiterspielen. Mit dem fragwürdigen Konzept der Massentierhaltung begann im 20. Jahrhundert auch die künstliche Vermehrung von Bienenvölkern und damit die industrielle Imkerei.   Über die vielen, interessanten Details der Imkerei möchte ich hier nicht berichten, denn sie sind in ausreichender Zahl online jederzeit abrufbar. Genussreicher als technische Ausführungen ist natürlich die sensorische Vielfalt des Produktes Honig. Da gibt es eine Unsumme von Geschmäckern, je nach der Naturbeschaffenheit der Umgebung des Bienenstocks. In der Imkersprache heißt diese die „Tracht“, ein Begriff der das Angebot an Pollen sowie Nektar oder Honigtau bezeichnet. Die Tracht ist die jeweilige Ernährungsgrundlage eines Bienenvolkes.

Im Folgenden werde ich kurz auf die Honigsorten eingehen, die zu meinen persönlichen Favoriten zählen. Zum Verständnis der Geschmacksvarianten reicht es die Honige in Wald- und Blütenhonige einzuteilen.  Etwas unappetitlich klingt die Herkunft des sog. „Waldhonigs“. Die Bienen produzieren ihn auf den Ästen von Nadelbäumen aus den Ausscheidungen der Rinden- oder Baumläuse, die zur Familie der Blattläuse gehören, man nennt dieses Produkt den „Honigtau“. Waldhonig hat eine deutlich dunklere Farbe als Blütenhonig, schmeckt aber im Vergleich zu diesem kräftiger, etwas herber und würziger und hat öfters eine malzige Note. Der Waldhonig verfügt über mehr Mineralien und ätherische Öle als Blütenhonig und wird deshalb gelegentlich als der gesündere Honig angepriesen. Ein typischer Vertreter des Waldhonigs ist der Tannenhonig mit seinem intensiven und harzigen Aroma. Honig aus dem Honigtau von Laubbäumen wird „Blatthonig“ genannt und verfügt über einen ebenfalls kräftigen Geschmack mit einem leicht karamelligen Hintergrund.

Wie sein Name andeutet, holen sich die Bienen beim Blütenhonig den Nektar, ein zuckerhaltiger Saft, aus den Blütenkelchen der Pflanzen. Je nach der vorherrschenden Flora im Umkreis von ein paar hundert Metern um den Bienenstock spricht man von „Lavendel-“, „Raps-“, „Heide-“, oder „Linden-“ Honig. Noch viele andere Pflanzen unserer Natur sind potentielle Honigquellen. Interessanterweise sind Bienen blütenkonstant, d.h. sie bleiben bei einer Blütensorte bis diese keinen Nektar mehr gibt, erst dann wechseln sie auf eine andere.  Der in unseren Breitengraden beliebteste Honig ist vermutlich der Akazienhonig, den sich die Bienen aber nicht von den Blüten der Akazien sondern von den Blüten der Robinien („falsche Akazie“) holen. Selbstverständlich gibt es auch viele ausländische Honige, beispielhaft seien der Eukalyptus- und der Orangenblüten-Honig genannt. Natürlich sind auch Mischungen von Honigen aus verschiedenen Ländern verfügbar, aber auch diese unterliegen der Kennzeichnungspflicht und einer strengen Qualitätskontrolle durch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Fälschungen gibt es leider ebenfalls: diese sind meist mit billigem Maissirup und Zucker gestreckt. Erkennbar sind sie, neben ihrem weniger intensiven oder uncharakteristischen Geschmack, an  ihrem deutlich geringeren Preis.

Auf den „Honigwein“, den Met der Wikinger, die medizinischen Wirkungen des Honigs und andere Produkte der Imkerei, wie z.B. das begehrte Bienenwachs, werde ich in einem späteren Beitrag zurückkommen.

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