Trends in der Weinwelt

Wein unterliegt der Mode wie trendige Kleider im Schaufenster

Wein unterliegt der Mode ebenso wie die trendigen Kleider in den Schaufenstern von Boutiquen

Trends sind ein soziologisches Phänomen, welches tatsächlichen Strömungen und Entwicklungen in der Gesellschaft vorausgeht. Die Trendforschung versucht die gemachten Beobachtungen auf eine wissenschaftliche Basis zu stellen auf der Voraussagen über zukünftiges Konsumverhalten von Gruppen gemacht werden können. Im Bereich des Weins gibt es selbstverständlich auch Trends, die frühzeitig zu erfassen der Wunsch eines jeden Weinmachers ist, um nicht am Markt vorbei zu produzieren, denn Trends sind immer die Vorreiter einer späteren Mode. Wir Weinfreunde erinnern uns an viele solcher Moden, die unseren Geschmack und unsere Freude am Wein z. T. erheblich beeinflusst haben. Manchmal waren es Personen oder bestimmte Ereignisse, die zu „Trendsettern“ wurden.

Die berühmte „French paradox“-Geschichte im amerikanischen Fernsehen war so ein „ signifikantes Event“. Die Erkenntnis, dass Rotwein Herzerkrankungen bei Konsumenten von viel Fett verhindern konnte, führte zu einem weltweiten, immer noch anhaltenden, Boom des Rotweinkonsums. Robert Parker war dabei der Trendsetter des Geschmacks: Extraktstoffe, neues, süßes Holz und viel Frucht wurden zu Qualitätsparametern, die eine hohe Punktzahl – und damit hohen Umsatz – garantierten. Dabei sollten französische Rebsorten wie Merlot und Cabernet Sauvignon weltweit das Maß aller Geschmäcker sein. Später kam der Syrah aus Australien wieder zurück in die alte Welt und sorgte für die geschmackliche Bevorzugung marmeladiger Süsse bei den Weinpunktern. Der Film „Sideways“ von Alexander Payne aus dem Jahr 2004 hat schließlich den Genuss von Pinot Noir-Weinen auch in Europa ganz erheblich gefördert.

Gegenwärtig erscheint es mir als gäbe es einen sehr deutlich auszumachenden Trend in Richtung leichterer, fruchtbetonterer und weniger mit Holz aromatisierter Weine. Sehr deutlich wird dies bei den modernen Shiraz-Weinen aus Australien, die neuerdings ein sehr gelungenes Pendant in Spanien finden. Ganz besonders wird der erwähnte Geschmackstrend bei den Chardonnays aus Kalifornien manifest: was einst buttrig und holzig als Aromenbombe daherkam ist heute vielfach elegant und filigran geworden. Ich habe das Gefühl, dass die Weinmacher lieber wieder Weine machen, die sie auch gerne selbst trinken und weniger auf hohe Punktzahlen schielen. Die sog. „blockbuster“-Weine sind vermutlich bald „out“!

In Spanien, wo ich mich besser auskenne als im Rest der Weinwelt, spüre ich auch, wie man z.B. in Ribera del Duero und dem Priorat erstmals mehr auf die Eleganz der Weine setzt und den Ausbau in neuen Barriques reduziert. Die Rioja, Spaniens Vorzeigeregion, die mit ihren „vinos de alta expresión“ einer der Vorreiter des „Parkerismus“ in Spanien war, rudert auch wieder zurück. Man beginnt sich auf die leichteren, filigraneren und Tertiäraromen-reichen Weine der Gründertage zu besinnen (siehe auch diesen Blog „Weinaromen: Die Betonung liegt auf Frucht“). Dabei werden die Küfer sicher nicht arbeitslos solange der Tempranillo Spaniens Rebsorte Nummer Eins bleibt, denn die braucht gelegentlich ein wenig die Tannine des neuen Holzes um sich zu den höchsten Gipfeln der Struktur und des Geschmacks aufzuschwingen!

Aber es muss in Spanien nicht immer Tempranillo sein. Die Suche nach alten verschollenen und vergessenen Rebsorten liegt auch schon längst im Trend und geht unvermindert weiter. Gelegentlich entpuppen sich einige von ihnen tatsächlich als Entdeckungen vom Range des ägyptischen Fundes der Nofretete-Büste. Dabei denke ich nicht an solch großartige alte Sorten wie den Garnacha, Cariñena oder Monastrell sondern an Exoten wie die Vidadillo, Prieto Picudo, Maturana und einige andere.

 

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