Muss es zum Essen immer Wein sein?

Limonaden- oder Saft-Verkostung statt Weinproben?

Viele von uns Weinfreunden würden die Frage ob man auf jeden Fall Wein zum Essen trinken sollte ohne zu zögern mit einem völlig überzeugtem „Ja“ beantworten. Aber wer so denkt, lebt vielleicht nicht mehr ganz in der Gegenwart, denn da hat er oder sie offensichtlich einen allgemeinen Trend in der internationalen Gastronomie verpasst. Es ist nicht so, dass sich einige Küchenkünstler dias ausgedacht haben, nein, es sind die Gäste, die nach Wein-Alternativen beim Essen verlangen . Folglich wird das Thema auch von allen Print-Medien begierig aufgegriffen und begeisterte „Softdrink-Jounalisten“  schwärmen in den gleichen Tönen wie einst beim Wein von Apfelsaft mit Fichtensprossenöl oder Soda mit frischen Beeren (Zeit-Magazin, taz, Süddeutsche Zeitung, Frankurter Allgemeine, Spiegel, essen und trinken). Eine der Wortführerinnen der neuen Trinkkultur ist Nicole Klauß, eine Sommelière, die im Frankfurter Westend Verlag gerade (2017) ein viel beachtetes Buch zum Thema (Die neue Trinkkultur – Speisen perfekt begleiten ohne Alkohol) herausgebracht hat.

Die Gründe für die Hinwendung zu nicht-alkoholischen Getränken sind vielfältig und manchmal auch ganz banal: man hat einfach keine Lust zu jedem Gang wieder einen neuen Wein zu trinken, schließlich möchte man ja nach dem Essen auch noch etwas tun, was die volle Aufmerksamkeit erfordert. Oder die Frau ist schwanger und meidet deshalb den Alkohol, oder, oder, oder… der Gründe gibt es unendlich viele. Wer keinen Alkohol trinkt wird bei Anlässen wie einem gemeinsamen Essen häufig als lästige Spaßbremse  empfunden. Aber die pfiffige Idee ein den Wein ersetzendes, nichtalkoholisches Getränk zu schaffen und es noch geschmacklich auf das Essen abzustimmen, greift mehr und mehr um sich und findet begeisterte Anhänger. Wenn diese Einsicht auf experimentierfreudige Gastronomen trifft  erwacht gelegentlich ihre kreative Ader und sie erkennen, dass sich hier ganz neue Möglichkeiten der flüssigen Speisebegleitung eröffnen. Weg von den im Wein vorgegebenen Düften und Geschmäckern, die ja meist die Vorlieben des Weinmachers und seiner materia prima widerspiegeln, hin zu eigenen, ganz persönlichen Getränke-Kreationen!

Das optimale pairing von Wein und Speise erreicht man gemeinhin dann, wenn der Koch sich primär am Wein orientiert, d.h. er verkostet, analysiert Duft und Geschmack und erschafft dann ein entsprechend dazu passendes Gericht (absolute Meister dieser Art von Tätigkeiten waren Friedrich Gutscher und Frank Kämmer im Stuttgarter „Delice“!). Im Falle der flüssigen Eigenschöpfungen kann er den umgekehrten Weg gehen. Zuerst entscheidet er über die Speise und dann entwickelt er das dazu passende Getränk. Ich möchte an dieser Stelle davon absehen Rezepte von alkoholfreien Getränken darzustellen, denn ich muss zugeben, dass ich diese Getränke bislang so gut es ging gemieden habe. Hinweise auf die notwendigen Zutaten findet der interessierte Leser zu Hauf im Internet. Die Erwähnung des Tees sei mir jedoch gestattet und ich meine den echten Tee, also einen Aufguss von Blüten, Blättern oder Stengeln der Teepflanze (Camellia sinensis). Sog. Kräuter- Früchte- und andere Pflanzentees sind hier nicht gemeint, obwohl in ihnen angeblich auch ein Genusspotential steckt. Es gibt eine Vielzahl von Teesorten und –qualitäten und es kann sehr spannend sein, diese Heißgetränke mit entsprechenden Speisen zu kombinieren.

Ich möchte nicht missverstanden werden: der Sinn dieses Beitrags war lediglich auf ein Phänomen hinzuweisen, dem wir alle früher oder später in der Gastronomie begegnen werden. Er sollte auf keinen Fall als ein Plädoyer für Alternativen zum Wein gedeutet werden!

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