Wenn man auf der Autobahn von Málaga nach Granada fährt, kommt man bei dem Städtchen Loja an dem kleinen Dörfchen Riofrío vorbei. Dort gab es schon immer eine berühmte Forellenzucht und viele Reisende haben zur Mittagszeit angehalten und sich in den einschlägigen Restaurants am Geschmack der frischen Fische begeistert. Hier ist die Heimat einer, ansonsten ausgestorbenen und sehr schmackhaften, autochthonen andalusischen Forellenart namens Acipenser Naccari. Wer Forellen züchten kann, kann vielleicht auch das Gleiche mit Stören tun. Gedacht, getan: nachdem man am Kaspischen Meer Zuchtkenntnisse erworben und einige vom Aussterben bedrohte Störe nach Andalusien gebracht hatte, wurde aus der ehemaligen Forellenfarm die Riofrio Caviar S.L.
Als sog. „anadrome Wanderfische“ ziehen die Störe zum Laichen ins Süßwasser, d.h. sie können auch in Süßwasser sehr gut leben und das frische Wasser aus der Sierra de Loja schafft in Riofrío beste Lebensbedingungen für die Tiere. Störe sind faszinierende Fische, sie können bis zu 100 Jahre alt werden und genau wegen des langen Lebenszyklus benötigt der Umgang mit ihnen sehr viel Zeit und Geduld. Erst im Alter von etwa 15 Jahren beginnen die weiblichen Tiere Kaviar zu produzieren. Früher hat man sie zur Kaviargewinnung getötet, heute gibt es Methoden bei denen der Kaviar auf eine bestimmte Art abgestreift wird ohne die Notwendigkeit den Fisch zu töten. Bereits in den frühen 60-iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts begann man sich in Riofrío mit dem Stör zu beschäftigen aber erst nach der Jahrtausendwende konnte die Kommerzialisierung des begehrten Produktes Kaviar beginnen. Heute ist der Kaviar von Riofrío weltweit in allen Gourmet-Kreisen bekannt und wird qualitativ den klassischen Sorten aus Russland oder Persien gleichgestellt. In Riofrío wird auch der erste zertifizierte ökologische Kaviar der Welt hergestellt. Daneben gibt es den wunderbaren „Clásico“ und den „Russian Caviar“ (etwas stärker gesalzen) in verschiedensten Größen. 100 Gramm kosten vor Ort in etwa zwischen 210,– und 290,00 Euro, je nach Sorte.
Die Frage ob so viel Geld für ein paar Minuten Gaumenfreude gerechtfertigt ist, kann man erst nach dem Genuss beantworten und dies war auch der Grund warum ich mir bei meinem letzten Besuch in Granada in einer schwachen Stunde ein Döschen von 30 Gramm des „Clásico“ gekauft habe. Zwar muss ich zugeben, dass ich kein Kaviar-Freak bin, der jede Sorte geschmacklich unterscheiden und beschreiben kann. Ich glaube aber richtig zu liegen wenn ich den „Clásico“ als Beluga-Kaviar einstufe. Er zeichnete sich durch ein 1,5 bis 2 mm großes, feines Korn von silbrig-grau glänzender Oberfläche aus. Am Gaumen zeigte sich ein intensiver und ausdrucksstarker Geschmack, bei dem eine nussige Komponente hervorstach. Dazu habe ich mir bei der spanischen Konkurrenz eine Flasche Cava Roger Goulart Brut 2013 gekauft und mal wieder festgestellt, dass es exzellente Produkte einfacher haben miteinander zu harmonieren. Keine Frage, der Genuss von Cava und Kaviar war sein Geld wert!