Der Sommer ist im Anmarsch und mit ihm die Frage wie soll ich welche Weine kühlen um sie in der warmen Jahreszeit maximal genießbar zu halten. Da gibt es ganz erhebliche Unterschiede entsprechend des Weintyps und der persönlichen Vorlieben der Genießer. Es klingt wie eine Binsenweisheit zu sagen, dass die Temperatur beiden, dem Wein und dem Konsumenten gerecht werden muss. Die Hauptsache ist, dass die Temperatur des Weins seine Aromen und seinen Geschmack nicht negativ beeinflussen.
Ein erheblicher Teil der Aromen, die die Geruchs- und Geschmacksnerven anregen sind flüchtiger Natur, d.h. sie sind als Gase im Wein gelöst. Bei sehr niedrigen Temperaturen können sie nicht entweichen, der Wein bleibt geruch- und geschmacklos. Bei höheren Temperaturen verdunstet besonders der Alkohol und hinterlässt eine unangenehm alkoholische Nase. Irgendwo dazwischen liegt die optimale Trinktemperatur des Weins.
Die Zitrus-, Blüten- und weißen Fruchtaromen von Weißweinen vertragen meist deutlich mehr Kühle als die Holz-, Zimt-, Vanille- und Schokoladenaromen der barriqueausgebauten Rotweine. Aus verschiedenen deutsch- und englischsprachigen Weinbüchern habe ich im Folgenden versucht den weltweiten Konsens über die richtige Genusstemperatur der unterschiedlichen Weine herauszuarbeiten:
(1) Junge Weißeine und Rosés können durchaus auf 8 – 10 °C heruntergekühlt getrunken werden. Ein Fino-Sherry oder eine Mazanilla vertragen sogar noch ein paar Grad weniger (in Jerez de la Frontera empfiehlt man sogar 3 – 4 °C als Genusstemperatur).
(2) Barriqueausgebaute Weißweine können eine sehr komplexe Aromatik zeigen, die man am besten bei 10 – 12 °C zur Geltung bringt.
(3) Junge Rotweine, die kein Holz gesehen haben, sind die idealen „Sommerroten“ und vetragen gut und gerne eine Trinktemperatur um 14 – 16 °C, wenn sie allerdings von sehr guter Qualität sind tut ihnen eine höhere Temperatur (bis maximal 20 °C) gut.
(4) An den barriquegereiften Rotweinen scheiden sich die Geister. Konsens besteht allerdings, dass die heutige Raumtemperatur im Winter von durchschnittlich 24 °C in jedem Fall zu warm ist. Man sollte, je nach aromatischer Komplexität eine Temperatur um die 20 °C anstreben (im Sommer also ggf. auch etwas kühlen). Aber, der persönliche Geschmack mag erheblich variieren und mancher Weinfreund kitzelt durch etwas höhere Temperaturen noch neue Duft- und Geschmacksnuancen heraus.
(5) Bei hochwertigen Schaumweinen vom Typ des Champagner, des Sektes oder der cavas sollte die Trinktemperatur zwischen 10 und 12 °C liegen, denn dann kommen die Hefetöne von der Flaschenreife am besten zur Geltung.
Eine einfache, aber nicht ganz banale Frage gilt der Erhaltung der Trinktemperatur während des Weingenusses. Es wäre eine unzumutbare Einschränkung unserer Freude am Wein müssten wir mit einem Thermometer ständig checken ob die Temperatur im gewünschten Bereich liegt. Daher begnügen wir uns mit Annäherungswerten. Aber: ein Eiskübel, mit oder ohne Wasser kann die Temperatur des Weins auf unakzeptable Kältegrade bringen (allerdings nach dem Einschenken erwärmt er sich im Glas rasch wieder!) . In meiner Erfahrung haben sich Flaschenumhüllungen aus Ton oder doppelwandigem Plastik, die auf dem Tisch stehen, gut bewährt eine gewisse Temperaturkonstanz für eine längere Zeit zu gewährleisten. Ausserdem sind sie ein sauberes und preisgünstiges Verfahren die Trinktemperatur zu erhalten.