Der Begriff „Bergwein“ (mountain wine) wurde im 19. Jahrhundert geprägt und bezeichnete in England den klassischen süßen Malaga-Wein. Erst die drohende Weltklimaveränderung hat das Interesse wieder auf die kühleren Höhenlagen gelenkt. Das “Zentrum für Forschung, Nachhaltigkeit und Fortschritt des Bergweinbaus“ (CERVIM) ist eine internationale Organisation, mit Sitz in Italien, die sich zum Ziel gesetzt hat den sog. Heroischen Weinbau zu fördern. Das Exekutivkommitee dieser Gesellschaft hat die Kriterien für diese Art von Weinbau folgendermaßen definiert (mindestens eine Bedingung muss erfüllt sein):
• Rebgärten auf einer Höhe von mehr als 500 Metern
• Bepflanzung auf Abhängen steiler als 30 %
• Terrassenrebbau
• Rebbau auf kleinen Inseln unter schwierigen Bedingungen
In Deutschland passen die Definitionen auf folgende Gebiete: Mosel-Saar-Ruwer, Mittelrhein, Ahr und Nahe. In Frankreich auf Banyuls und Collioure sowie die sog. Rhône-Alpen. In der Schweiz sind das Wallis und das Tessin dabei, in Österreich die Steiermark und die Wachau, in Italien u.a. das Piemont und das Aosta-Tal und Spanien ist mit der galicischen Region Ribeira Sacra vertreten. Noch nicht mit von der Partie auf der iberischen Halbinsel sind die asturischen Rebgärten und die andalusische Sierra de la Contraviesa. Während Asturien mit vielen unbekannten autochthonen Rebsorten aufwarten kann (z.B. Albarin Blanco, Carrasquin Tinto, Albarin Negro, Verdejo Negro) sind im Süden der Tempranillo und französische Sorten (Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah, Petit Verdot) vorherrschend. Die Zeitschrift „VinosVinos“ der spanischen Handelskammer hat eine ihrer Ausgaben den Rebgärten in spanischen Höhenlagen gewidmet. Darin wird auch auf unsere Bodega eingegangen:
„Andalusien kann zudem, was Höhenlagen angeht, mit einem Rekord aufwarten. In der Provinz Granada werden die höchsten Weinberge des europäischen Kontinents bewirtschaftet. Einer der qualitativ herausragenden Betriebe der Alpujarra-Berge, die dem Anbaugebiet den Namen geben, ist zweifellos der Betrieb Bodegas Los Barrancos, der von dem deutschen Journalisten Peter Hilgard und seiner spanischen Frau Isabel del Olmo mit viel Mühe aufgebaut wurde. Auf über 1.300 Metern stehen die Weinberge für den Premiumrotwein Cerro de la Retama, von dem der wohl bekannteste Weinkritiker Spaniens José Peñin einmal treffend bemerkte, dass es sich um einen nördlich kühlen Wein aus dem äußersten Süden Europas handele. Das Geheimnis der andalusischen Hochlagen ist die Nähe des Meeres. Am Südzipfel Europas fallen die Niederschläge naturgemäß gering aus. Die Rebe erhält ihre Feuchtigkeit durch den Morgennebel, der die Südhänge der Sierra emporkriecht, als Tau niedergeht und auf diese Weise nicht nur für die Wasserversorgung während der heißen Monate sorgt, sondern auch nebenbei die Weinberge kühlt und so auf den neuen Tag vorbereitet.“ Peñin hat übrigens dem 2010er Cerro de la Retama 90 Punkte gegeben!
Über das sog. „Terroir d´altitude“ habe ich ja bereits im Zusammenhang mit Argentinien an dieser Stelle geschrieben. Dass es jetzt eine Vereinigung gibt, die sich um die Belange des Rebbaus auf Hochlagen kümmert ist einerseits zu begrüßen, andererseits vermute ich aber, dass bei der notorischen Vereinsmeierei im Weinbau lediglich ein weiterer Papiertiger geschaffen wurde.
Liebe Hilgards,
ihr seid unsere Helden!
Die 90 Punkte sind mehr als verdient!
Gutes neues Jahr, wir freuen uns auf ein Wiedersehen