Gilgamesch-Epos: Enkidu wird durch den Wein zivilisiert

Das Gilgamesch-Epos ist die älteste erhaltene Erzählung der Menschheit, die auf Tontafeln in babylonischer Keilschrift aufgeschrieben wurde. Darin wird von der Bedeutung des Weines, des Brotes und des Olivenöls, den drei „heiligen“ Nahrungsmitteln, für die Menschheit berichtet. Die Geschichte Enkidus, der durch die drei erwähnten Kulturgüter gebändigt wurde, ist auch die erste schriftliche Referenz an den Wein als Zivilisationsprodukt.

„Da aß Engidu Brot, bis er satt war,
Da trank er Wein, sieben Becher
Sein Geist löste sich, er wurde fröhlich
Sein Herz jubelte, und sein Antlitz strahlte.
Er salbte sich mit Öl und ward wie ein Edler…“

Es gibt verschiedene Übersetzungen des Gilgamesch-Epos und die Version, die ich kenne, stammt von dem Ägyptologen Herrmann Ranke (1878 – 1953)*. Sie zeichnet sich u.a. dadurch aus, dass Enkidu zum „Wein“-trinken erzogen wurde, während andere, frühere Autoren das Getränk aus dem Babylonischen mit „Bier“ übersetzt haben. Dies spielt eigentlich keine besonders wichtige Rolle, denn das Produkt war aus alkoholischer Gärung entstanden und darin unterscheiden sich ja Bier und Wein eigentlich nur durch ihre jeweilige materia prima. Wie großartig ist es doch zu wissen, dass unsere gastronomischen Vorlieben schon vor weit über viertausend Jahren im legendären Babylon von geniessenden Poeten gewürdigt wurden!

*Der Gilgamesch-Epos (Übersetzung), Hamburg (1924)

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