Es ist noch gar nicht lange her, als Weinfreunde sich nicht vorstellen konnten, dass etwas anderes als ein Korken eine gefüllte Weinflasche verschließen könnte. Kork galt als das Material der Wahl für Flaschenverschlüsse und dafür schien eine erdrückende Fülle von Tatsachen zu sprechen, die eine immense Flut von Literatur hervorgebracht haben. Erst als in den 80-iger Jahren die Sherry-Kellereien begannen ihre „Finos“ und „Manzanillas“ mit Schraubverschlüssen auf den Markt zu bringen wurde mancher Weinfreund hellhörig. Bereits seit Jahrzehnten kannte man diese Verschlusstechnik für Mineralwasser und Spirituosen. Kaum ein Wein war ja oxydationsempfindlicher als die unter „flor“ gereiften Sherries. Meist begannen sie schon 6 Monate nach ihrer Abfüllung aus der Solera sich golden zu verfärben und die typischen „Sherrynoten“ anzunehmen. Von der ursprünglichen Finesse und Frische war dann kaum mehr etwas zu spüren. Viele Sherryfreunde in unseren Breitengraden glaubten sogar, dass ein Fino eben genauso schmecken müsse. Wie sich bald herausstellte, hielten sich diese Weine mit Schraubverschluss dann deutlich länger frisch.
Was für junge Sherry-Weine galt müsste ja auch für andere junge Weißweine gelten und tatsächlich in Übersee und in der Schweiz begann bald der Schraubverschluss seinen Siegeszug. Wir Deutschen sind bekanntlich Romantiker par excellence und wir konnten bislang nicht auf den traditionsreichen Korken verzichten. Schraubverschlüsse wurden als „Limokapsel“ abgetan und so kam es zu der unsäglichen deutschen Erfindung der Glasstopfen für junge Weißweine. Die sahen zwar edel aus, waren aber wenig praktisch für Abfüllanlagen und zudem waren sie noch kostspielig, ohne wirkliche Vorteile gegenüber dem Schraubverschluss zu bieten. Andere Varianten wie Kunststoff- oder Kronkorken können als Alternative noch in Betracht kommen und haben in bestimmten Segmenten auch eine gewisse Bedeutung erlangt.
Ganz problemlos sind die Schraubverschlüsse natürlich auch nicht. Ihre Dichtigkeit wird durch eine dünne Polyethylen-Plastikeinlage gewährleistet. Dieses Material ist zwar sehr beständig gegen Säure und Alkohol, kann aber unter Einfluss von Licht brüchig werden und dadurch seine Abdichtungsfunktion verlieren. Da der Wein unter Schraubverschlüssen überhaupt nicht mehr in Kontakt mit Sauerstoff kommt und ggf. reduktive Töne annimmt, empfiehlt sich bei Weinen mit derartigen Verschlüssen ganz besonders das Dekantieren (siehe auch Blog: Leiden Weinfreunde….)
Zusammenfassend kann man wohl behaupten, dass der Schraubverschluss bei jungen Weiß- und Rotweinen gegenwärtig den idealen Flaschenverschluss darstellt und die Weinfreunde legen, Gott sei Dank, mehr und mehr ihre Vorurteile dagegen ab. Die Frustration des Genießers und der materielle Verlust durch Korkschmecker haben schließlich das Nachdenken über Verschlussalternativen beflügelt. Auch die Lagerung des Weins gestaltet sich wesentlich einfacher, denn die Flaschen mit Schraubverschluss können problemlos stehend gelagert werden.