Die aromatischen Rebsorten in Spanien

Der Duft von Rosenblüten ist typisch für Weine aus Muskateller-Trauben

Heutzutage sind Geschmacksmoden global, das gilt auch für Weine. Daher ist es nicht verwunderlich, dass auch in Spanien die sog. „Aromasorten“ unter den weißen Reben, wie überall auf der Welt, eine sensorische Wiedergeburt erleben. Im vergangenen Jahrhundert hat man sie verschmäht, weil sie mit ihren intensiven Aromen am Gaumen angeblich penetrant banal wirkten, insbesondere wenn sie, wie damals gewöhnlich, süß ausgebaut wurden. Traminer, Muskateller und Scheurebe waren in unseren Breitengraden die Protagonisten der aromatischen Sorten, auch Bukettsorten genannt. Ich möchte persönlich auf jeden Fall auch den Sauvignon Blanc dazu zählen, denn er kann im Duft und im Geschmack in manchen Anbaugebieten eine überbordende Aromatik entfalten und ist gerade deshalb kürzlich zum Liebling der weltweiten Weißweintrinker geworden. Zu den sensorischen Nachteilen der Bukettsorten gehört die eventuelle Schwierigkeit das „terroir“ ihrer Weine zu erschmecken.

Die Renaissance der aromatischen Rebsorten ist auch nach Spanien übergeschwappt. Dort steht im Mittelpunkt selbstverständlich der Muskateller oder auf spanisch der Moscatel. Diese im ganzen Land anzutreffende, zucker- und relativ säurereiche Sorte gehört, neben dem Malvasier (Malvasía), vermutlich zu den ältesten noch existierenden weißen Rebsorten und ist, grob geschätzt, über 5.000 Jahre alt. Sie stammt wohl aus dem Zweistromland (Persien) und/oder, wie der Name der Sorte „Muscat d’Alexandrie“ vermuten lässt, aus Ägypten. Der Legende nach soll Noah  sie auf seiner Arche vor der Sintflut gerettet haben und seinen berühmten Rausch vom Muskateller bekommen haben. Heute ist dieser Name mehr oder weniger ein Oberbegriff für eine große Vielzahl von Sorten, die sich nicht nur in der Traubenfarbe (z.B. roter und gelber Muskateller) sondern auch in der Aromatik von einander unterscheiden. Sie kam mit den Phöniziern aus dem Nahen Osten an die Gestade von Adra und Cádiz, den ersten phönizischen Siedlungen in Andalusien. Zwei Muscatsorten, der „Modscatel de grano menudo“ (franz.: Muscat blanc à petits grains oder Moscatel de Frontignan., kleinbeerig) und der „Moscatel de Alejandria“ (franz.: Muscat d´Alexandrie, auf spanisch  auch gelegentlich: Moscatel de grano gordo, großbeerig) haben auf der Iberischen Halbinsel Fuß gefasst und sind noch heute die am meisten verbreiteten Sorten. Zur Vinifikation eignen sich beide, auch unterscheiden sie sich in ihrer Aromatik praktisch kaum voneinander. Zur Entstehung des Namens Muskateller gibt es zwei mir bekannte Erklärungen: einerseits soll er von „mosca“, die Fliege, kommen, weil sein süßer Duft und Saft die Fliegen angelockt haben soll. Die andre Variante hat direkt mit dem Bukett zu tun, es soll nämlich dem der indischen Muskatblüte ähneln.

Eine lange Muskateller-Tradition gibt es in den Regionen von Málaga, in Navarra und in der Levante, dem Landstrich zwischen Valencia und Alicante. Dort residiert der ungekrönte König der Moscatel-Winzer Felipe Gutiérrez de la Vega im Dorf Parcent. Er war ein großer Bewunderer der katalanischen Opernsängerin Montserrat Caballé und gab seinen Weinen die Namen berühmter Opernarien, so kommt es dass der Star unter den Muskatellern „Casta Diva“ heißt und der reinsortige Moscatel Schaumwein „Furtiva Lagrima“. Beides, ob süß oder trockern ausgebaut, sind dichte Aromenpakete. Der komplexe „Mountain wine“, unter diesem Namen einst ein weltweiter Hit, insbesondere im Vereinigten Königreich, wird heute wieder von der Compañia de Vinos Telmo Rodriguez hergestellt und hätte ganz sicher auch den Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe – ein großer Freund der Malaga-Muskateller – begeistert. Aus Navarra ist einer der bekanntesten und traditionsreichsten Muskateller der Klassiker „Capricho de Goya“ der Bodegas Camilo Castilla, angeblich der Lieblingswein des großen Malers Francisco de Goya.

Traminer-Sorten spielen in der spanischen Weinkultur nur eine sehr untergeordnete Rolle. In den letzten Jahren hat der Gewürztraminer eine gewisse Popularität erreicht. Vorreiter dieser Entwicklung war Miguel Torres in Katalonien mit seinem „Viña Esmeralda“ aber auch die beiden benachbarten Kellereien aus Somontano am Rande der Pyrenäen, Enate und Viñas del Vero, haben sich erfolgreich mit dieser Sorte beschäftigt. Insgesamt erscheint mir allerdings die Betonung der intensiven Aromatik bei den spanischen Gewürztraminern etwas übertrieben und machen diese Kreszenzen nicht unbedingt zu meinen Lieblingen. Gelegentlich findet man die Sorte auch in weißen Cuvées wo sie meist deutlich erträglicher ist. Dem Sauvignon Blanc aus Spanien müsste eigentlich ein eigener Artikel gewidmet werden, da er mittlerweile eine immense Verbreitung in allen spanischen Weißweinregionen gefunden hat. Die Nase vorne hat dabei unzweifelhaft das Gebiet der D.O. Rueda, wo es sehr zarte und feine Sauvignons gibt, die nicht nur zu Meeresfrüchten großartig schmecken. Gelegentlich erkennt man in diesen Weinen sogar ein spezifisches „Terroir“ Altkastiliens.

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