Bayreuth, Richard Wagner und der Wein

Mir wurde das große Glück zuteil zwischen dem 22. Und 27. August 2014 in Bayreuth den „Ring des Nibelungen“ hören und sehen zu dürfen. Das Festspielhaus auf dem Grünen Hügel wurde von  Wagner ja ursprünglich tatsächlich nur für die Aufführung seiner  Ring-Tetralogie konzipiert. Also ein sehr authentischer Ort um in die Geschichte und die Musik um Wotan, Alberich, Brünnhilde und Siegfried einzutauchen. Im Vorfeld gab es im deutschen Blätterwald schon erhebliches Rauschen zur Regie Frank Castorfs, die von der Presse einstimmig abgelehnt wurde. „ich kann ja die Augen zu machen, wenn´s zu schlimm wird“ dachte ich mir, aber das genaue Gegenteil trat ein: ich konnte mich nicht sattsehen an den vielen Dingen, die auf der Bühne passierten und die Musik schien den visuellen Klamauk völlig zu absorbieren, ja manchmal sogar durch ihn verstärkt zu werden. Das Ergebnis war, dass, trotz der enormen zeitlichen Länge der Darbietung zu keinem Zeitpunkt Langweile oder ein Sättigungsgefühl aufkam. Ich vermute stark, dass dies dem Konzept Wagners von der Oper als „Gesamtkunstwerk“ schon sehr nahe kommt.

Im ersten Akt der “Walküre“ flößt Sieglinde ihrem Gemahl, dem Hunding, einen Schlaftrunk ein, damit sie sich ungestört dem Siegmund hingeben und mit ihm Siegfried zeugen kann (die Geschichte selbst hat ja auch etwas Klamaukhaftes). Diese Szene, die irgendwie an den Liebestrank in Tristan und Isolde erinnert, lässt die Vermutung aufkommen, Wagner habe in beiden Fällen an Wein gedacht, der ja sowohl ein bewährtes Schlafmittel wie auch ein Aphrodisiakum ist. Das wirft die Frage auf wie der Komponist zu diesem Getränk stand. Ein Thema über das ich im einschlägigen Schrifttum nicht viel Erleuchtendes fand. Richard Wagner war ein sehr sinnlicher Mensch, er liebte an seinem Körper Samt und Seide und hatte ein Faible für Parfüms. All diese sinnlichen Befriedigungen konnte er sich nur leisten indem er Schulden über Schulden machte. Auch von seinen Weinhändlern sind haufenweise schriftliche Mahnungen an den Meister erhalten. Daher wissen wir sehr genau, dass er Bordeaux-Weine schätzte, seine Lieblingstropfen waren die Kreszenzen aus St. Julien. Aber auch deutschen Weinen gegenüber, insbesondere vom Rhein, war er nicht abgeneigt: „Erbacher“ und „Marcobrunner“ waren seine bevorzugten, von denen er glaubte sie besonders gut zu vertragen.

In den Pausen auf dem Grünen Hügel kann man sich heute an fränkischem Wein aus dem Würzburger Juliusspital laben. Ich fand keinen Hinweis darauf, dass sich Wagner mit den lokalen fränkischen Weinen angefreundet hätte, vielleicht hatten diese ja damals auch noch nicht das gegenwärtig hohe Niveau. Ohne Zweifel hat der Wein Richard Wagner vielfach künstlerisch inspiriert und sehr  wahrscheinlich verdanken wir dem Großmut seiner Weinlieferanten in finanziellen Dingen einige der schönsten Musikstücke der Opernliteratur.

 

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