Der Januskopf unter den Schädlingen: Botrytis cinerea Im Fachjargon nennt man sie auch „Rohfäule“ und meint damit den Schimmelpilz Botrytis cinera (Grauschimmel), der bei nasser Witterung die Beeren von noch nicht ausgereiften Trauben befallen kann. Auch verletzte Trauben, wie dies z.B. durch Hagelschlag oder den sog. „Sauerwurmfraß“ (dabei handelt es sich um die zweite Generation des sog.„Traubenwicklers“, einer häufigen Mottenart im Rebgarten) passieren kann, sind sehr empfindlich für den Grauschimmel. Das Resultat eines Botrytisbefalls kann verheerend sein: die Trauben werden weich und beginnen zu faulen. Bei anhaltendem Regen werden sie schließlich regelrecht ausgewaschen, d.h. sie verlieren Zucker und Extrakte; der resultierende Wein ist dann von minderer QualitätDemgegenüber kann in seltenen Fällen der gleiche Schimmelpilz (botrytis cinerea) bei ebenfalls feuchtem aber warmem Herbstwetter auf bereits reifen Trauben wahre geschmackliche Wunder vollbringen. Es entstehen nämlich Löcher und Risse in der reifen Beerenhaut durch die der wässrige Anteil des Traubeninhaltes verdunstet und ein Konzentrat der Aromastoffe bewirkt. Gleichzeitig „ernährt“ sich der Pilz vor allem von den Säuren der Trauben und gibt an den Saft Stoffwechselprodukte ab, die dem Wein dann den typischen Botrytis-Ton (Edelfäule) geben. Durch die genannten biologischen Vorgänge kommt es also zu einem gewissen Säureabbau und insgesamt zu einer erheblichen Reduzierung des Ertrages, die aber von der resultierenden Qualitätssteigerung durch Konzentration des Beerenmostes voll kompensiert wird.
Sowohl die Rohfäule als auch die Edelfäule kommen bei roten und bei weißen Trauben vor. Bei den roten ist allerdings jede Art von Botrytis-Befall unerwünscht denn er führt zu Veränderungen des Weingeschmacks, die im Zusammenhang mit den Rotweintanninen nicht hinnehmbar sind. Edelfäule kann allerdings bei Weißweinen zu ungeahnten Geschmackshöhen führen, die nicht nur die Haltbarkeit der Weine verbessern sondern im Handel auch astronomische Preise erzielen können. Beerenauslesen, Tokajer, Torcolato und Sauternes sind gute Beispiele dafür. Aufgrund der notorischen Trockenheit gibt es in Spanien kaum Botrytis. Gott sei Dank! Und gleichzeitig: zu schade!
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Etwas über uns … Im Blog "Spaniens Weinwelten" hat der Journalist und Weinkritiker Thomas Götz unter dem Titel „Los Barrancos – der Wein, der Vogel und die schönen Künste“ unser „Vogel-Projekt“ sachkundig beschrieben und kommentiert.
Und hier "Spanischer Biowein, Buchlesung und Kaminfeuer auf Langeoog“ finden Sie zusätzliche Informationen über unsere Aktivitäten.
Kreativität und Wein
In meinem „önosophischen Blog“ widme ich mich im weitesten Sinne kulturellen Themen und dies, obwohl der aus dem Griechischen abgeleitete Begriff „Önosophie“ eigentlich nur die „Weisheit vom Wein“ bedeutet. Wie der Wein selbst können auch die Gedanken eines Weingeniessers gelegentlich in ein breiteres zivilisatorisches Umfeld geraten und Bereiche wie die Musik, die Philosophie, die bildende Kunst, die Literatur und auch die Gesellschaftspolitik umfassen. Dieses Spektrum versuchen die unterschiedlichen Thematiken meiner Beiträge auszudrücken, wobei mir der Wein gelegentlich schöpferisch zu Hilfe kommt.
Wein trinken und genießen ist etwas Emotionales, und im Wein kann der Künstler Inspiration finden. Keiner hat dies schöner und treffender ausgedrückt als Shakespeare in seinem "König Heinrich der Vierte" (2. Teil, 4. Aufzug, 3. Szene) , wo er den lebensfrohen Falstaff in der Übersetzung der beiden Schlegels ausrufen lässt:
(Der Wein) „steigt Euch in das Gehirn, zerteilt da alle albernen und rohen Dünste, die es umgeben, macht es sinnig, schnell und erfinderisch, voll von behenden, feurigen und ergötzlichen Bildern; wenn diese dann der Stimme, der Zunge, überliefert werden, was ihre Geburt ist, so wird vortrefflicher Witz daraus".
Vortrefflicher Witz können natürlich auch die schönen Farben und Formen des Malers oder Bildhauers bzw. die spannenden Klänge des Musikers sein. „Vortrefflichen Witz“ hat auch Antonio Machado, Spaniens bedeutendster Lyriker des 20. Jahrhunderts mit einem wunderschönen, schnörkellosen Gedicht zustande gebracht (meine holprige Übersetzung bitte ich zu entschuldigen):
Un vino risueño me dijo el camino
Yo escucho los áureos consejos del vino
Que el vino es a veces escala de ensueño.
Abril y la noche y el vino risueño
Cantaron en coro su salmo de amor
Ein lächelnder Wein wies mir den Weg
Ich vernahm seine goldenen Ratschläge
Denn der Wein ist manchmal eine Stufe zu den Träumen.
Der April, die Nacht und der lächelnde Wein
Sangen gemeinsam ihren Psalm der Liebe
Ich hoffe, dass Sie Freude an meinem Blog und an unserer kleinen und exklusiven Auswahl spanischer Weine haben.
Peter Hilgard
Wir meinen, Wein ist eine Kultur des moderaten Genusses
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