Der Boden: wieviel Dünger ist wirklich notwendig?

Im letzten Beitrag war von den Böden der Rebgärten die Rede. Es ist einsichtig, dass sich ihre Qualität und Zusammensetzung im Laufe der Jahre durch Nährstoffentzug verändern. Obwohl die Weinrebe im Grunde eine sehr anspruchslose Pflanze ist und sogar auf kargen Böden häufig besseres Lesegut als auf fruchtbaren ergibt, müssen verbrauchte Nährstoffe in regelmäßigen Zeitabständen zugefügt werden. Rebgärten bzw. Weinberge sind meist eine ausgesprochene Monokultur, d.h. es werden dem Boden Jahr für Jahr die gleichen Stoffe entzogen. Die Düngung soll dies korrigieren. Dabei muss selbstverständlich auf die Umweltverträglichkeit der jeweiligen Maßnahme geachtet werden, denn Überdüngung bewirkt genau das Gegenteil: ein überversorgter Boden kann durch verschiedene Antagonismen ebenfalls zu Mangelerscheinungen und erheblicher Qualitätsminderung des Leseguts führen. Außerdem besteht die Gefahr des Aussterbens  der überaus wichtigen Lebewesen im Erdreich.

Von ganz besonderer Bedeutung bei der Rebdüngung ist der Stickstoff. Eine Unterversorgung mit Stickstoff kann die Leistungsfähigkeit der Rebe erheblich beeinflussen. Da Stickstoff auch eine Voraussetzung für das Leben der Hefen bildet, kann es bei seinem Mangel zu Störungen im Verlauf der Gärung kommen. Umgekehrt bewirkt ein Überangebot von Stickstoff eine Reifeverzögerung der Trauben und fördert ihren Befall mit Pilzen (z.B. Mehltau). Der Stickstoffbedarf der Rebe ist eigentlich gering und praktisch nur während der Vegetationszeit vom Austrieb bis zur Ausbildung der Beeren vorhanden. Den größten Bedarf haben die Reben zur Zeit des Fruchtansatzes. Aufnahme von Stickstoff erfordert eine komplexe Interaktion unterschiedlicher Faktoren, von denen die Bewässerung und Belüftung, d. h. letztlich das Klima und die Bodenpflege, die wichtigsten sind. Der Stickstoffverbrauch eines Rebgartens schwankt ganz erheblich und kann von 0 bis 45 kg/ha reichen. Je nach Witterung besteht die Gefahr der Auswaschung durch Regen und bei einem hohen Gras- oder Unkrautanteil zwischen den Rebzeilen steigt der Bedarf ebenfalls u. U. signifikant.

Zu der sog. „mineralischen Düngung“ (Kunstdüngung), zu der man auch den Stickstoff (Salpeter) zählt, gehören Elemente wie Phosphor, Kalium, Magnesium und Kalzium, Daneben benötigt die Rebpflanze die Spurenelemente Mangan, Zink, Kupfer, Eisen und Bor. Bei der „organischen Düngung “ werden die Nährstoffe in Form von organischen Materialien zugesetzt. Dabei ist zu bedenken, dass diese im Vergleich zum geringen Bedarf der Rebe immer zu viele Nährstoffe enthalten und man sehr sparsam damit umgehen muss. Auf keinen Fall darf die Devise gelten „mehr ist besser“. Der Winzer sollte in Abständen von drei bis vier Jahren den Bedarf an den einzelnen Nährstoffen durch chemische Bodenanalyse feststellen lassen und dann korrigieren, denn nur so ist letztlich eine für den Rebstock optimale Beschaffenheit des Erdreichs zu erreichen. Die klassische organische Düngung besteht aus Stallmist. Dieser ist meist teuer und daher werden vielfach organisch-mineralische Mischdünger, denen Torf, getrockneter Klärschlamm, und Hornmehl zugesetzt sind verwendet. Frischer Trester oder Tresterkompost, Stroh und Grünkompost aus gehexeltem Rebschnitt, gemähtem Rasen, Zweigen und Blättern sind gute Hilfsstoffe bei der organischen Düngung.

Hoffentlich ist es deutlich geworden, dass die Qualität und Quantität des Düngens ein äußerst wichtiger Faktor für den Rebgarten oder Weinberg ist und den Charakter seines Weins wesentlich mitbestimmt.  Auch der Dünger ist Teil der Heimat des Weins!

 

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