In der kürzlich erschienenen Ausgabe der Zeitschrift „weinwelt“ (Nr. 2, Feb.-März 2012) erschien auf der Titelseite die reisserische Ankündigung „SKANDAL UM ROBERT PARKER“. Auf den Seiten 37 bis 39 fand sich dann ein sehr fundiert geschriebener Artikel meines Jounalistenkollegen Dr. Hermann Pilz. Hierin wird zunächst einmal dargestellt was für ein Imperium R. Parker rund um seine Weinkritiken aufgebaut hat und, dass die meisten Verkostungsnotizen garnicht mehr aus seiner eigenen Feder stammen (siehe in diesem Blog: Die Weinpunkter und Dufterlebnisse…) . Ich selbst habe den Guru einmal in der Rioja kennengelernt und war sehr angetan von seiner fachlichen Kompetenz und seinem vermeintlich bescheidenen Auftreten. Ich habe ihm sein Erstaunen über seinen eigenen Erfolg abgenommen, denn er versichterte immer wieder, daß der heutige „Parkerismus“ eben sein sehr persönlicher Geschmack sei und dass er nie einen Anspruch auf Allgemeingültigkeit seiner Aussagen zu den verkosteten Weinen gehabt hätte. Vielleicht war er einfach nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort und hat den neuen Geschmackstrend vorausgeahnt?.
Von H. Pilz erfahren wir jetzt, daß Mitarbeiter von R. Parker in Spanien käuflich gewesen sein sollen und sich für positive Verkostungsnotizen direkt oder indirekt von Weinherstellern haben bezahlen lassen. Vermutlich hat der Chef auch davon gewusst und es billigend in Kauf genommen. Ausserdem traten auch erhebliche Zweifel an der Kompetenz dieser Leute auf, denn ein von Aldi Süd in Deutschland vermarkteter Massenweißwein aus Rueda hatte 90 Punkte erhalten. Wer sich allerdings mit diesem Wein in höchster Genußerwartung beschäftigte wurde jäh enttäuscht. Zweifel an der Qualität des Parkerurteils wurden laut. Was hatten Parkers Mitarbeiter da verkostet? War das überhaupt der gleiche Wein? Zweifel über Zweifel. Da muss man sich schon fragen: cui bono? Wem nützt Robert Parker eigentlich noch? Auf jeden Fall natürlich den Kellereien, denn sein Urteil kann immernoch helfen ganze Partien von Wein in kürzester Zeit zu verkaufen. Den kritischen Konsumenten? Nach allem was heute bekannt ist, ist die Antwort ein ganz klares Nein! Man kann Parker-Punkte getrost ignorieren, sie scheinen ja gelegentlich tatsächlich eher Roulettzahlen zu entsprechen.