Gibt der „gemischte Satz“ die komplexeren Weine?

- Mischsatz: häufig uralte Buschrebstöcke
Die großen Cuvées aus Bordeaux, dem Chianti-Gebiet oder der Rioja sind natürlich einst aus einem gemischen Satz entstanden. In Spanien war der Mischsatz die übliche Weinbergspraxis. In der Beatus-Handschrift aus dem 10. Jahrhundert, die sich heute in der Bibliothek des Escorial befindet, gibt es eine Darstellung des Jüngsten Gerichtes als Allegorie der Ernte. Die Heiligen legen die Sichel an den Weinstock und ernten die Trauben. Bei genauerem Hinsehen erkennt man am gleichen Stock weiße und rote Trauben. Da das Buch in San Millán de la Cogolla, mitten in der Rioja, angefertigt wurde, ist anzunehmen, daß der anonyme Künstler die Praxis der Weinlese dort darstellte. Natürlich wuchsen auch damals an ein und dem gleichen Stock nicht Trauben unterschiedlicher Farbe, aber die Botschaft war klar: der Wein war ein Gemisch aus Mosten roter und weißer Trauben. Noch heute, ein Jahrtausend später, trifft man solche Mischungen in Spanien gelegentlich an.
Der in ganz Europa praktizierte gemischte Satz verschwand erst mit den Auftreten der Reblaus Ende des 19. Jahrhunderts und der damit verbundenen Entwicklung des Pfropfrebbaus (heimische Sorten auf amerikanische Unterlagen gepfropft). Die Rebsortenreinheit gewann zunehmend Bedeutung, ein Trend, den die Flurbereinigungen in vielen Ländern noch massiv verstärkten und der letztlich auch dem Zeitgeist entsprach. Damit konnten dann auch Cuvées jedes Jahr mit gleichbleibenden Rebsortenverhältnissen und mit optimaler Reife, reproduzierbar hergestellt werden, was den Weinstil natürlich grundlegend änderte. Über ein Jahrhundert galt sogar das Dogma, daß der „gemischte Satz“ mit Qualitätsweinbau nicht wirklich in Übereinstimmung zu bringen sei. Heute kommen einige Winzer wieder zurück auf den Mischsatz und erzeugen damit kleine önologische Wunder. Man sollte aber nicht vergessen, dass es sehr viel Handarbeit und Wissen erfordert einen Rebgarten mit gemischtem Satz richtig zu bewirtschften. Ein Knackpunkt ist natürlich der richtige Termin der Weinlese. Ebenso ist viel Erfahrung bei der Vinifikation derarigen Lesegutes notwendig
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Etwas über uns … Im Blog "Spaniens Weinwelten" hat der Journalist und Weinkritiker Thomas Götz unter dem Titel „Los Barrancos – der Wein, der Vogel und die schönen Künste“ unser „Vogel-Projekt“ sachkundig beschrieben und kommentiert.
Und hier "Spanischer Biowein, Buchlesung und Kaminfeuer auf Langeoog“ finden Sie zusätzliche Informationen über unsere Aktivitäten.
Kreativität und Wein
In meinem „önosophischen Blog“ widme ich mich im weitesten Sinne kulturellen Themen und dies, obwohl der aus dem Griechischen abgeleitete Begriff „Önosophie“ eigentlich nur die „Weisheit vom Wein“ bedeutet. Wie der Wein selbst können auch die Gedanken eines Weingeniessers gelegentlich in ein breiteres zivilisatorisches Umfeld geraten und Bereiche wie die Musik, die Philosophie, die bildende Kunst, die Literatur und auch die Gesellschaftspolitik umfassen. Dieses Spektrum versuchen die unterschiedlichen Thematiken meiner Beiträge auszudrücken, wobei mir der Wein gelegentlich schöpferisch zu Hilfe kommt.
Wein trinken und genießen ist etwas Emotionales, und im Wein kann der Künstler Inspiration finden. Keiner hat dies schöner und treffender ausgedrückt als Shakespeare in seinem "König Heinrich der Vierte" (2. Teil, 4. Aufzug, 3. Szene) , wo er den lebensfrohen Falstaff in der Übersetzung der beiden Schlegels ausrufen lässt:
(Der Wein) „steigt Euch in das Gehirn, zerteilt da alle albernen und rohen Dünste, die es umgeben, macht es sinnig, schnell und erfinderisch, voll von behenden, feurigen und ergötzlichen Bildern; wenn diese dann der Stimme, der Zunge, überliefert werden, was ihre Geburt ist, so wird vortrefflicher Witz daraus".
Vortrefflicher Witz können natürlich auch die schönen Farben und Formen des Malers oder Bildhauers bzw. die spannenden Klänge des Musikers sein. „Vortrefflichen Witz“ hat auch Antonio Machado, Spaniens bedeutendster Lyriker des 20. Jahrhunderts mit einem wunderschönen, schnörkellosen Gedicht zustande gebracht (meine holprige Übersetzung bitte ich zu entschuldigen):
Un vino risueño me dijo el camino
Yo escucho los áureos consejos del vino
Que el vino es a veces escala de ensueño.
Abril y la noche y el vino risueño
Cantaron en coro su salmo de amor
Ein lächelnder Wein wies mir den Weg
Ich vernahm seine goldenen Ratschläge
Denn der Wein ist manchmal eine Stufe zu den Träumen.
Der April, die Nacht und der lächelnde Wein
Sangen gemeinsam ihren Psalm der Liebe
Ich hoffe, dass Sie Freude an meinem Blog und an unserer kleinen und exklusiven Auswahl spanischer Weine haben.
Peter Hilgard
Wir meinen, Wein ist eine Kultur des moderaten Genusses
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