Die englische Wurzel meiner Liebe zu Spanien Bei einem Glass „Tio Pepe„, einem der besten Fino-Sherries, fiel mir wieder ein, dass meine Liebe zu Spanien viele Väter hat. Ich musste an Bennie Lynch denken. Er war mein Nachbar in London auf der Lonsdale Road, als ich dort arbeitete. Der Professor für Soziologie und ich hatten uns gegenseitig, trotz eines großen Altersunterschiedes, irgentwie ins Herz geschlossen.
Damals herrschte noch eine, heute kaum mehr vorstellbare, Europhilie in England und Bennie und ich waren ein lebendiger Ausdruck davon. Wir hatten einmal im Monat unseren „jour fixe“, zu dem wir uns jedes Mal für eine Tour durch Londons historische Pubs verabredeten. Und da gestand er mir einmal, daß er ein großer Liebhaber des „very, very dry Tio Pepe“ sei. Dies wäre der trockenste Wein der Welt und rassig wie die Spanier selbst, die ich damals noch überhaupt nicht kannte. Später lernte ich in seinem Haus Paco Peña, den virtuosen Gitarrenspieler, kennen und mit ihm die spanische Musik. Im „Blackfriars“, einem wunderschönen Jugenstil-Pub, trank ich meinen ersten fino, eben jenen Tio Pepe. Ob ich ihn damals wirklich gemocht habe, weiß ich eigentlich nicht mehr, aber eine neue Dimension des Genusses hatte sich – zunächst unterschwellig – aufgetan, die ich dann viel später mit konkreten eigenen Geschmacks- und Geruchserlebnissen ausgefüllt habe.
Bennie war aber noch in vieler Hinsicht für mich ein Lehrer. Durch ihn bin ich mit Karl Popper in Berührung gekommen. Eines Tages nahm er mich mit in eine von Poppers Vorlesungen und ich wurde Zeitzeuge der unheimlichen Anziehungskraft dieses vielleicht größten Wissenschaftsphilosophen unserer Zeit. Die großartigen Ideen
Poppers aus „Conjectures and Refutations“ haben wir auf schier unendlichen Pubrundgängen durchdiskutiert. Das war immer sehr anregend und hat mich ganz nebenbei auch auf den Geschmack des englischen Bieres gebracht. Bennie war irischer Abstammung und vielleicht der erste Genussmensch unter dessen Einfluss ich geriet. Er rauchte filterlose „Players Navy Cut“ oder „Senior Service“ in solchen Mengen, dass ihm die rechten Zeige- und Mittelfinger vom Nikotin gelblich angelaufen waren. Dieser Anblick war in jenen Zeiten auf den Britischen Inseln keine Seltenheit. Bennie ist schließlich an seinem Rauchgenuss durch einen Herzinfarkt gestorben. Über seinen Tod haben damals sehr viele Menschen getrauert. Dass er nun auf der Internet-Seite eines deutschen Weinimporteurs Erwähnung findet zeigt, dass er einer jener Zeitgenossen mit einem grenzenlos offenen Geist war und ich bin mir ganz sicher, lebte er noch, er wäre mein bester Kunde geworden.
Diskussion geschlossen.
|
Kontakt Sie erreichen uns am besten per mail an
info@lavineria.de
oder per Telefon unter 069 – 752816
Etwas über uns … Im Blog "Spaniens Weinwelten" hat der Journalist und Weinkritiker Thomas Götz unter dem Titel „Los Barrancos – der Wein, der Vogel und die schönen Künste“ unser „Vogel-Projekt“ sachkundig beschrieben und kommentiert.
Und hier "Spanischer Biowein, Buchlesung und Kaminfeuer auf Langeoog“ finden Sie zusätzliche Informationen über unsere Aktivitäten.
Kreativität und Wein
In meinem „önosophischen Blog“ widme ich mich im weitesten Sinne kulturellen Themen und dies, obwohl der aus dem Griechischen abgeleitete Begriff „Önosophie“ eigentlich nur die „Weisheit vom Wein“ bedeutet. Wie der Wein selbst können auch die Gedanken eines Weingeniessers gelegentlich in ein breiteres zivilisatorisches Umfeld geraten und Bereiche wie die Musik, die Philosophie, die bildende Kunst, die Literatur und auch die Gesellschaftspolitik umfassen. Dieses Spektrum versuchen die unterschiedlichen Thematiken meiner Beiträge auszudrücken, wobei mir der Wein gelegentlich schöpferisch zu Hilfe kommt.
Wein trinken und genießen ist etwas Emotionales, und im Wein kann der Künstler Inspiration finden. Keiner hat dies schöner und treffender ausgedrückt als Shakespeare in seinem "König Heinrich der Vierte" (2. Teil, 4. Aufzug, 3. Szene) , wo er den lebensfrohen Falstaff in der Übersetzung der beiden Schlegels ausrufen lässt:
(Der Wein) „steigt Euch in das Gehirn, zerteilt da alle albernen und rohen Dünste, die es umgeben, macht es sinnig, schnell und erfinderisch, voll von behenden, feurigen und ergötzlichen Bildern; wenn diese dann der Stimme, der Zunge, überliefert werden, was ihre Geburt ist, so wird vortrefflicher Witz daraus".
Vortrefflicher Witz können natürlich auch die schönen Farben und Formen des Malers oder Bildhauers bzw. die spannenden Klänge des Musikers sein. „Vortrefflichen Witz“ hat auch Antonio Machado, Spaniens bedeutendster Lyriker des 20. Jahrhunderts mit einem wunderschönen, schnörkellosen Gedicht zustande gebracht (meine holprige Übersetzung bitte ich zu entschuldigen):
Un vino risueño me dijo el camino
Yo escucho los áureos consejos del vino
Que el vino es a veces escala de ensueño.
Abril y la noche y el vino risueño
Cantaron en coro su salmo de amor
Ein lächelnder Wein wies mir den Weg
Ich vernahm seine goldenen Ratschläge
Denn der Wein ist manchmal eine Stufe zu den Träumen.
Der April, die Nacht und der lächelnde Wein
Sangen gemeinsam ihren Psalm der Liebe
Ich hoffe, dass Sie Freude an meinem Blog und an unserer kleinen und exklusiven Auswahl spanischer Weine haben.
Peter Hilgard
Wir meinen, Wein ist eine Kultur des moderaten Genusses
|