Jeder Spanienbesucher sollte es kennen. An den Grenzübergängen von Frankreich und Portugal, in den Flughäfen des Landes, an den Zollbüros von Seehäfen, an vielen öffentlichen Gebäuden und in der Nationalflagge sieht man das spanische Staatswappen (Escudo de España) . Wenn man einen Touristen allerdings fragt was darauf abgebildet ist, bekommt man – wie bei der Frage nach dem Aussehen eines 10-Euro-Scheins – meist ein Achselzucken zur Antwort. Dabei ist die Darstellung im spanischen Staatswappen die symbolisierte Geschichte des Landes in einer Nussschale.
Das Wappen zeigt zwei gekrönte Säulen zwischen denen sich das eigentliche Wappenschild befindet. Es sind die Säulen des Herkules an der Meerenge von Gibraltar (der Monte Hacho in Ceuta auf afrikanischer und der Felsen von Gibraltar auf spanischer Seite). Die Säulen sind verbunden durch ein rotes Banner auf dem PLUS ULTRA zu lesen ist. In dem viergeteilten Schild befinden sich eine Burg, ein Löwe, gelb-rote Streifen und die – heraldisch interessante – sog. Navarrakette. Am Boden der Darstellung ist ein aufgesprungener Granatapfel zu sehen und in der Mitte ein Oval mit drei Lilien, Zeichen des gegenwärtigen Herrschers Juan Carlos aus dem Hause der Bourbonen. Auf dem Schild sitzt die reich verzierte goldene Krone der Monarchie.
Die Grundidee des Wappenschildes stammt aus der Zeit der Vereinigung Spaniens durch die katholischen Könige Isabel von Kastilien und Fernando von Aragón (1492). Die Burg stellt Kastilien, der Löwe das Königreich León, die gelb-roten Streifen Aragón, die Kette, als Symbol der Befreiung von Fremdherrschaft, das Königreich Navarra und der Granatapfel das gerade eroberte muslimische Königreich Granada dar. Das Schild wurde damals von einem rabenschwarzen Adler getragen. Die Säulen und der Spruch PLUS ULTRA hat erst später Karl V., der Enkel der Katholischen Könige, hinzugefügt. Die Säulen des Herkules symbolisierten am Beginn des 16. Jahrhunderts das Ende der Welt und der Kaiser in dessen Reich die Sonne nie unterging, gab das Motto „mehr jenseits“ (lat. plus ultra) vor und meinte damit sein expandierendes südamerikanisches Reich jenseits des Atlantik.
Das Wappen hat, entsprechend der Geschichte Spaniens, im Laufe der Jahrhunderte vielfache Veränderungen erfahren, sich aber nie grundlegend geändert. In den Zeiten der 1. und der 2. Republik- im 19. bzw. 20. Jahrhundert verschwanden natürlich die Kronen und das mittige ovale Königswappen. Das Franco-Regime hatte den schwarzen Adler sowie das Pfeilbündel und das Joch der Katholischen Könige wieder aus der Mottenkiste geholt; über allem ließ der Diktator den Spruch: Una, Grande, Libre (Einig, Groß, Frei) anbringen, was sich natürlich auf die spanische Nation bezog. Die heutige, von allem historisierenden Schnick-Schnack befreite Version wurde offiziell am 19. Dezember 1981 vom spanischen Parlament verabschiedet (siehe links oben).