Klimawandel: Fluch oder Segen für den Weinbau?  Klimawandel?
Ich bin neulich gefragt worden, wie ich denn wohl die Zunkunft des Weinbaus im gerade stattfindenden Klimawandel sehe. Zugegeben, darüber hatte ich mir bislang eigentlich nur wenig Gedanken gemacht. Natürlich hatte ich auch gelesen, dass ein Pfälzer Weinmacher sich in Südnorwegen einen Rebgarten zugelegt hat und, dass man in Polen bei der EU um Lizenzen für den Anbau von Wein nachgefragt hat. Klimazonen in denen der Weinbau bislang als schwierig bzw. unmöglich galt, können vielleicht bald die Heimat interessanter Tropfen werden. Das ist doch eigentlich eine gute Entwicklung, oder nicht?
Dagegen steht vielleicht, dass zunehmende Hitze und Trockenheit in den klassischen Regionen den Rebbau schwieriger machen werden. Hitzestress bringt dünne und strukturlose Weine hervor. Aber auch das sind lösbare Probleme: Tropfbewässerung kann Kühle und ausreichende Feuchtigkeit für die Rebanlagen gewährleisten. Winzer, die die Möglichkeiten dazu haben, können ihre Rebstöcke in höheren und kühleren Lagen anpflanzen. Man spricht ja schon heute von den „vinos de altura“ (Weine aus Höhenlagen), die in manchen Gegenden die Zukunft bedeuten könnten. Wir selbst sind mit der Bodega Los Barrancos auf 1.300 m.ü.M. das beste Beispiel dafür, dass Komplexität und Finesse der Weine auch in heißen Klimazonen nicht zu fehlen braucht. Hier spielt die Säure eine ganz entscheidende Rolle. Heiße Sommer können den Säureabbau so forcieren, daß der Wein „fett und langweilig“ wird. Wenn das geschieht muß gesäuert werden. In warmen Ländern ist dies ja heute schon zulässig, in unseren Breitengraden nur bei extremen Wetterbedingungen (wie z.B. bei der Hitze im Jahr 2003).
Ein anderes Phänomen kommt mit wärmerem Klima noch zum Tragen: spätreifende Rebsorten können endlich ihr ganzes Potential entfalten. Der Petit Verdot wäre so ein Beispiel: in Bordeaux bislang immer grün gelesen hat er sich in den letzten Jahren als großartige Sorte im warmen Spanien entpuppt, also vom wärmeren Klima profitiert. Grundsätzlich ist der Klimawandel für den Weinbau wohl kein Schreckgespenst, aber der technische Aufwand könnte enorm groß werden um die veränderte klimatische Situation zu meistern. Vergessen wir nicht, dass der Wein eine der anpassungsfähigsten Pflanzen ist und bereits jetzt in den unterschiedlichsten Klimata eine Heimat hat. Wie sehr sich der Wein den jeweiligen Witterungsbedingungen anpasst, kann man hervorragend an den gelegentlich großen Jahrgangsschwankungen in ein und der selben Region erkennen.
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Etwas über uns … Im Blog "Spaniens Weinwelten" hat der Journalist und Weinkritiker Thomas Götz unter dem Titel „Los Barrancos – der Wein, der Vogel und die schönen Künste“ unser „Vogel-Projekt“ sachkundig beschrieben und kommentiert.
Und hier "Spanischer Biowein, Buchlesung und Kaminfeuer auf Langeoog“ finden Sie zusätzliche Informationen über unsere Aktivitäten.
Kreativität und Wein
In meinem „önosophischen Blog“ widme ich mich im weitesten Sinne kulturellen Themen und dies, obwohl der aus dem Griechischen abgeleitete Begriff „Önosophie“ eigentlich nur die „Weisheit vom Wein“ bedeutet. Wie der Wein selbst können auch die Gedanken eines Weingeniessers gelegentlich in ein breiteres zivilisatorisches Umfeld geraten und Bereiche wie die Musik, die Philosophie, die bildende Kunst, die Literatur und auch die Gesellschaftspolitik umfassen. Dieses Spektrum versuchen die unterschiedlichen Thematiken meiner Beiträge auszudrücken, wobei mir der Wein gelegentlich schöpferisch zu Hilfe kommt.
Wein trinken und genießen ist etwas Emotionales, und im Wein kann der Künstler Inspiration finden. Keiner hat dies schöner und treffender ausgedrückt als Shakespeare in seinem "König Heinrich der Vierte" (2. Teil, 4. Aufzug, 3. Szene) , wo er den lebensfrohen Falstaff in der Übersetzung der beiden Schlegels ausrufen lässt:
(Der Wein) „steigt Euch in das Gehirn, zerteilt da alle albernen und rohen Dünste, die es umgeben, macht es sinnig, schnell und erfinderisch, voll von behenden, feurigen und ergötzlichen Bildern; wenn diese dann der Stimme, der Zunge, überliefert werden, was ihre Geburt ist, so wird vortrefflicher Witz daraus".
Vortrefflicher Witz können natürlich auch die schönen Farben und Formen des Malers oder Bildhauers bzw. die spannenden Klänge des Musikers sein. „Vortrefflichen Witz“ hat auch Antonio Machado, Spaniens bedeutendster Lyriker des 20. Jahrhunderts mit einem wunderschönen, schnörkellosen Gedicht zustande gebracht (meine holprige Übersetzung bitte ich zu entschuldigen):
Un vino risueño me dijo el camino
Yo escucho los áureos consejos del vino
Que el vino es a veces escala de ensueño.
Abril y la noche y el vino risueño
Cantaron en coro su salmo de amor
Ein lächelnder Wein wies mir den Weg
Ich vernahm seine goldenen Ratschläge
Denn der Wein ist manchmal eine Stufe zu den Träumen.
Der April, die Nacht und der lächelnde Wein
Sangen gemeinsam ihren Psalm der Liebe
Ich hoffe, dass Sie Freude an meinem Blog und an unserer kleinen und exklusiven Auswahl spanischer Weine haben.
Peter Hilgard
Wir meinen, Wein ist eine Kultur des moderaten Genusses
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