Der Ort „El Ejido“ im Süden Spaniens in der Provinz Almeria, steht, leider gelegentlich für Begriffe wie Rassismus und Intoleranz. Hier gab es vor ein paar Jahren Unruhen um die Arbeiter in den unendlich vielen Plastik-Gewächshäusern. Viele von Ihnen kamen aus Marokko und wurden von den Einheimischen nicht geduldet und dies führte zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Der Ort in dem diese stattfanden war noch am Beginn der 80-iger Jahre, als ich das erste Mal dahinkam ein kleines unbedeutendes Dorf im Armenhaus Andalusien. Dann kamen die Macher, die erkannt hatten, daß Europa das ganze Jahr über eigentlich frische Tomaten und Gurken brauchte und da hier ausreichnd Sonne zur Verfügung stand begann man die ersten Gewächshäuser aus einem mit Plkastikfolie überzogenen Holzgerüst zu bauen. Tatsächlich verkauften sich die darin gezüchteten Gemüse phantastisch gut und lösten einen regelrechten Plastik-Boom um El Ejido herum aus. Heute ist die einst so reizvolleLandschaft kaum mehr zu erkennen: sie erscheint zugedeckt mit einer riesigen Plastikfolie.
Was in den Gewächshäusern passiert spottet jeder Beschreibung von Lebensmittelproduktion. In Metallrinnen liegen Bänder von Watteähnlichem Kunststoff und ein Computer schickt in regelmäßigen Zeitabständen Nährflüssigkeit durch das System. Die Luftfeuchtigkeit liegt bei 99 % und die Raumtemperatur ist unerträglich warm und schwül. Tomaten, Gurken und Paprika hängen an Schnüren befestigt an irgentwelchen Drahtgestellen, ihre Wurzeln verzweigen sich in der feuchten Watte. Das Ganze bietet einen Anblick des Jammers. Was dabei herauskommt kann man auch in deutschen Supermärkten kaufen, tut es aber, wenn man dies horticulturelle Elend einmal gesehen hat, aus tiefer Überzeugung nicht.
Wie jede Münze ihre Rückseite hat, gibt es natürlich auch aus El Ejido etwas Positives zu berichten. Für Geniesser bleibt trotz aller ihn umgebenden technischen Scheußlichkeit landwirtschaftlicher Massenproduktion noch ein kleiner Raum, in dem er sich entfalten und wohlfühlen kann. Ich rede von Restaurant „La Costa“ an der alten Strasse nach Malaga, ziemlich am Ortsausgang. (Bulevar de El Ejido, 48. Tel.: 950 481 777. www.restaurantelacosta.com) Dort gibt man sich größte Mühe mit den immer frischen Produkten und ein junger, begabter Koch lässt seiner Kreativität freien Lauf. Neben dem von Michelin und Repsol mit einem Stern dekorierten Restaurant, wo avantgardistische Küche mit lokalen Zutaten gekocht wird, gibt es noch die „Taberna“, wo es etwas bescheidener, aber ebenso geschmackvoll, zugeht. Hier kann man in die Vielfalt und Phantasie der Tapas einsteigen. Die Weinauswahl lässt keinen Gaumen trocken: von lokalen Gewächsen bis hin zu Spaniens Ikonen findet sich eine große Auswahl. Diesen gastronomischen Lichtblick sollte man auf einer Andalusienreise nicht verpassen; zumal es sehr wenig gleichwertige Alternativen ringsum gibt. Übrigens, Besucher der Bodega Los Barrancos (die ja immer sehr willkommen sind! www.los-barrancos.es) sind in etwas mehr als einer Stunde dort!