Ein typischer Parker-Wein Ich sitze mit einem deutschen Weinfreund in einem der vielen attraktiven „Asadores“ der spanischen Hauptstadt. Hier wird schmackhaftes, kastilisches Essen serviert und dazu trinken wir einen Wein aus der Region „Vinos de Madrid“, es handelt sich um den 2005er Initio der Kellerei Las Moradas de San Martín, von dem es nur etwas über 23.000 Flaschen gibt. „Ein typischer Parker-Wein“ sagt mein Gegenüber nach dem ersten Schluck und tatsächlich die Dichte der Aromen, in denen Frucht sowie balsamische Noten, eingebunden in weiche Tannine vorherrschen, verschlägt einem kurzzeitig den Atem. Ein Blick auf das Etikett verrät einen Alkoholanteil von 15 %-Vol. Es entspann sich eine lange Diskussion, die bis zur Nachspeise und dem Süßwein (einem 2001er Moscatel „Casta Diva“ von Gutierrez de la Vega aus der D.O. Alicante – sensationell!) anhielt, ob solch hohe Alkoholgehalte denn überhaupt gerechtfertigt seien.
Es stellte sich heraus, daß wir zwei durchaus unterschiedliche Meinungen zum Thema hatten. Seine Argumente kreisten immer um den Aspekt der unerwünschten Alkoholwirkungen. Gesundheitliche und soziale Probleme bis hin zum potentiellen Alkoholismus wurden angeführt und alles gipfelte in der Aussage meines deutschen Freundes, dass man „ja nur sehr wenig davon trinken könne“. Diese Bemerkung entlarve ihn nicht gerade als Geniesser, gab ich zu bedenken, denn wer sich über den Alkoholgehalt eines Weines beklage trinke ihn offenbar primär gegen den Durst. Dafür gibt es aber weitaus bekömmlicheres und billigeres Wasser.
Als Macher eines eigenen Weines, der in machen Jahren auch 15 Vol.-% in die Flasche bringt (Cerro de la Retama und Corral de Castro), weiß ich natürlich, daß Alkohol auch Teil des Terroirs darstellt. In Höhenlagen mit viel ultravioletter Strahlung (und fast ganz Spanien kann eigentlich als „Höhenlage“ bezeichnet werden) gibt es viel Zucker in den Trauben. Frühere Lese hilft dabei auch nicht unbedingt, denn dann überwiegen sehr häufig noch grüne Töne und unreife Tannine, die der Weintrinker von heute überhaupt nicht mehr akzeptiert. Der „Klimawandel“ macht vor Spanien natürlich auch nicht Halt und trägt seinen Teil zu den hohen Zuckerwerten im Lesegut, und damit zum späteren Alkoholgehalt, bei. Lassen wir´s doch einfach so. Über den Vergleich von Wein mit der Musik habe ich schon oft geschrieben und ich meine, dass ein authentischer Wein mit hohem Alkoholgehalt wie ein Live Konzert ist und vielleicht wenig mit einer geschönten Studio-Aufnahme zu tun hat.
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Etwas über uns … Im Blog "Spaniens Weinwelten" hat der Journalist und Weinkritiker Thomas Götz unter dem Titel „Los Barrancos – der Wein, der Vogel und die schönen Künste“ unser „Vogel-Projekt“ sachkundig beschrieben und kommentiert.
Und hier "Spanischer Biowein, Buchlesung und Kaminfeuer auf Langeoog“ finden Sie zusätzliche Informationen über unsere Aktivitäten.
Kreativität und Wein
In meinem „önosophischen Blog“ widme ich mich im weitesten Sinne kulturellen Themen und dies, obwohl der aus dem Griechischen abgeleitete Begriff „Önosophie“ eigentlich nur die „Weisheit vom Wein“ bedeutet. Wie der Wein selbst können auch die Gedanken eines Weingeniessers gelegentlich in ein breiteres zivilisatorisches Umfeld geraten und Bereiche wie die Musik, die Philosophie, die bildende Kunst, die Literatur und auch die Gesellschaftspolitik umfassen. Dieses Spektrum versuchen die unterschiedlichen Thematiken meiner Beiträge auszudrücken, wobei mir der Wein gelegentlich schöpferisch zu Hilfe kommt.
Wein trinken und genießen ist etwas Emotionales, und im Wein kann der Künstler Inspiration finden. Keiner hat dies schöner und treffender ausgedrückt als Shakespeare in seinem "König Heinrich der Vierte" (2. Teil, 4. Aufzug, 3. Szene) , wo er den lebensfrohen Falstaff in der Übersetzung der beiden Schlegels ausrufen lässt:
(Der Wein) „steigt Euch in das Gehirn, zerteilt da alle albernen und rohen Dünste, die es umgeben, macht es sinnig, schnell und erfinderisch, voll von behenden, feurigen und ergötzlichen Bildern; wenn diese dann der Stimme, der Zunge, überliefert werden, was ihre Geburt ist, so wird vortrefflicher Witz daraus".
Vortrefflicher Witz können natürlich auch die schönen Farben und Formen des Malers oder Bildhauers bzw. die spannenden Klänge des Musikers sein. „Vortrefflichen Witz“ hat auch Antonio Machado, Spaniens bedeutendster Lyriker des 20. Jahrhunderts mit einem wunderschönen, schnörkellosen Gedicht zustande gebracht (meine holprige Übersetzung bitte ich zu entschuldigen):
Un vino risueño me dijo el camino
Yo escucho los áureos consejos del vino
Que el vino es a veces escala de ensueño.
Abril y la noche y el vino risueño
Cantaron en coro su salmo de amor
Ein lächelnder Wein wies mir den Weg
Ich vernahm seine goldenen Ratschläge
Denn der Wein ist manchmal eine Stufe zu den Träumen.
Der April, die Nacht und der lächelnde Wein
Sangen gemeinsam ihren Psalm der Liebe
Ich hoffe, dass Sie Freude an meinem Blog und an unserer kleinen und exklusiven Auswahl spanischer Weine haben.
Peter Hilgard
Wir meinen, Wein ist eine Kultur des moderaten Genusses
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