Die spannenden Ereignisse und die friedliche Revolution der Jugend in Ägypten erinnern mich, den alten Weinfreund, daran, dass das Land am Nil eine Wiege der mediterranen Weinkultur ist.
Gemessen an den historischen Zeitläufen ist die Zeit der jetzigen islamischen Herrschaft mit ihrem Alkoholverbot sehr kurz. Noch heute wird in kleinem Maße Wein im Nildelta angebaut, der allerdings im wesentlichen als Esstrauben Verwendung findet. In den Gräbern der Pharaonen wurden Weinkrüge gefunden, auf denen, schon ganz im Stil der heutigen Zeit, die Herkunft und der Geschmack des Weines vermerkt waren.
Es gab auch Sagen um den Wein. Die drastischste ist vermutlich die Geschichte der löwenköpfigen Kriegsgöttin Sachmet („die Mächtige”), die durch Wein gezähmt wurde. Eines Tages war sie von der Menschheit so furchtbar angewidert, daß sie begann, die gesamte Rasse zu töten und ihr Blut zu trinken. Da kam Re, der große Sonnen- und Schöpfergott und wollte den Rest der Menschen vor der blutdurstigen Göttin retten. Er vermischte 7000 Fässer Wein mit Granatapfelsaft und stellt sie in den Weg der mörderischen Sachmet, in der Hoffnung, daß diese den Inhalt für Menschenblut hielt, nach dem sie gierte. So geschah es auch, bald hatte sie sich bis zur Bewußlosigkeit betrunken und als sie aufwachte, war ihre Wut auf die Menschen für alle Zeiten vergangen.
Welch wunderschöne Paraphrase: Der Wein hatte die Gottheit beschwichtigt und die Menschheit gerettet!
Und noch etwas sagt uns diese Legende: Die weintrinkenden alten Ägypter schienen dem Rotwein ganz besonders zugetan gewesen zu sein.