Der Wein als („immaterielles“) Weltkulturerbe Auf dem Weg nach Granada wurde heute an Bord der Iberia-Maschine 3507 von Frankfurt nach Madrid die FAZ-Sonntagszeitung verteilt und darin las ich einen Bericht über das immaterielle Weltkulturerbe der UNESCO. Dabei geht es um „Praktiken, Darbietungen, Ausdrucksformen, Kenntnisse und Fähigkeiten die Gemeinschaften in aller Welt als Teil ihres Kulturerbes ansehen.“ In der Liste der UNESCO finden sich Chinas Akupunktur ebenso wie das Drachenbootfestival, der argentinische Tango und die Teppichwebkunst in Aserbaidschan. Aber es sind nicht nur exotische Fertigkeiten und Künste, die erhaltenswert erscheinen, auch die mediterrane Küche in Spanien, Griechenland, Italien und Marokko gehört dazu und das Gastronomische Mahl Frankreichs. Nirgentwo ist der Wein besonders erwähnt. Das fällt mir schon sehr auf aber sicher ist er als integrer Teil der mediterranen oder der französischen Küche, gedacht. Für Marokko kann das allerdings nicht gelten, denn dort gilt das islamische Alkoholverbot.
Ich möchte aber dennoch ein Plädoyer für die Aufnahme des Weins, bzw. einzelner Aspekte davon, in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes abgeben. Wir werden ja gerade Zeugen, wie sich der Weltweingeschmack globalisiert und die regionalen Macharten und Geschmäcker in den Hintergrund drängen wird. Solche Großartigkeiten wie der Sherry oder der Portwein fristen ein Schattendasein und bald kennen sie nur noch die Absolventen von Önologie-Fachhochschulen oder ein paar schrullige englische Lords. Selbst die Sommeliers in der Spitzengastronomie wagen sich nicht mehr an diese Getränke. Die Zeichen stehen auf rapidem Untergang der einstigen Beliebtheit und Anerkennung. Wenn das nicht ein Grund wäre sie zum Weltkulturerbe zu befördern! Sicher gibt es in allen Gebieten der traditionellen Weinregionen dieser Welt Kuriositäten, die schon heute kaum mehr jemand kennt, die aber für die nächsten Genießergenerationen ganz sicher erhaltenswert wären (mir fällt da gerade u.v.a. der grandiose „Vin jeaune“ aus dem französischen Jura ein). Wir, die Weinfreunde, sollten uns immer bewusst sein, dass Weinkultur ist nicht nur die mystische Verwandlung von Traubensaft in ein wohlschmeckendes und berauschendes Getränk ist, sondern daß. Weinkultur auch die Soziologie dieses Produktes beinhaltet wie sie sich aus der spezifischen Geschichte einer Gesellschaft ergibt. Die alten weinbauenden Nationen haben jeweils eine sehr spezifische Kultur entwickelt. Die Möglichkeit dieser nachzuspüren, sie zu verstehen und am Gaumen sinnlich zu erleben sollte auch ein bewahrenswertes Unterfangen sein..
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Etwas über uns … Im Blog "Spaniens Weinwelten" hat der Journalist und Weinkritiker Thomas Götz unter dem Titel „Los Barrancos – der Wein, der Vogel und die schönen Künste“ unser „Vogel-Projekt“ sachkundig beschrieben und kommentiert.
Und hier "Spanischer Biowein, Buchlesung und Kaminfeuer auf Langeoog“ finden Sie zusätzliche Informationen über unsere Aktivitäten.
Kreativität und Wein
In meinem „önosophischen Blog“ widme ich mich im weitesten Sinne kulturellen Themen und dies, obwohl der aus dem Griechischen abgeleitete Begriff „Önosophie“ eigentlich nur die „Weisheit vom Wein“ bedeutet. Wie der Wein selbst können auch die Gedanken eines Weingeniessers gelegentlich in ein breiteres zivilisatorisches Umfeld geraten und Bereiche wie die Musik, die Philosophie, die bildende Kunst, die Literatur und auch die Gesellschaftspolitik umfassen. Dieses Spektrum versuchen die unterschiedlichen Thematiken meiner Beiträge auszudrücken, wobei mir der Wein gelegentlich schöpferisch zu Hilfe kommt.
Wein trinken und genießen ist etwas Emotionales, und im Wein kann der Künstler Inspiration finden. Keiner hat dies schöner und treffender ausgedrückt als Shakespeare in seinem "König Heinrich der Vierte" (2. Teil, 4. Aufzug, 3. Szene) , wo er den lebensfrohen Falstaff in der Übersetzung der beiden Schlegels ausrufen lässt:
(Der Wein) „steigt Euch in das Gehirn, zerteilt da alle albernen und rohen Dünste, die es umgeben, macht es sinnig, schnell und erfinderisch, voll von behenden, feurigen und ergötzlichen Bildern; wenn diese dann der Stimme, der Zunge, überliefert werden, was ihre Geburt ist, so wird vortrefflicher Witz daraus".
Vortrefflicher Witz können natürlich auch die schönen Farben und Formen des Malers oder Bildhauers bzw. die spannenden Klänge des Musikers sein. „Vortrefflichen Witz“ hat auch Antonio Machado, Spaniens bedeutendster Lyriker des 20. Jahrhunderts mit einem wunderschönen, schnörkellosen Gedicht zustande gebracht (meine holprige Übersetzung bitte ich zu entschuldigen):
Un vino risueño me dijo el camino
Yo escucho los áureos consejos del vino
Que el vino es a veces escala de ensueño.
Abril y la noche y el vino risueño
Cantaron en coro su salmo de amor
Ein lächelnder Wein wies mir den Weg
Ich vernahm seine goldenen Ratschläge
Denn der Wein ist manchmal eine Stufe zu den Träumen.
Der April, die Nacht und der lächelnde Wein
Sangen gemeinsam ihren Psalm der Liebe
Ich hoffe, dass Sie Freude an meinem Blog und an unserer kleinen und exklusiven Auswahl spanischer Weine haben.
Peter Hilgard
Wir meinen, Wein ist eine Kultur des moderaten Genusses
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