Mehr oder weniger vor einem Jahr habe ich den nachfolgenden Text geschrieben. Er gefällt mir immer noch und deshalb gebe ich ihn nochmal zum Besten, zumal er eine gute Einleitung zu meinem spätsommerlichen, bzw. herbstlichen Vorhaben ist:
Für beinahe jeden von uns hat der Sommer seinen ganz eigenen, individuellen Reiz. Wärme, Sonne, Meer, Berglandschaften oder die berühmte duftende Sommerwiese lösen Glücksgefühle aus und vermitteln das intensive Gefühl zu leben. Einen ganz besonderen Aspekt des Lebens repräsentieren für mich die Vögel. Sie sind ortsungebunden und scheinbar frei von jeglichen geographischen Zwängen. Manche von ihnen sind dazu noch wunderschön, andere können bezaubernd singen wieder andere vollführen ein kunstvolles Ballett in den Lüften. Kurzum, die Vögel sind Lebewesen, die in ihrer Ausdruckskraft der menschlichen Spiritualität ähneln. Sie haben Eigenschaften, die unseren geistigen Fähigkeiten nahe kommen. Auch die Vielfältigkeit des Geistes findet ihr Gegenstück in der Artenvielfalt der Vögel. Deswegen sind sie so faszinierend.
Die Sommerzeit in den Bergen der Alpujarras im tiefen Süden der iberischen Halbinsel ist die Zeit der Bienenfresser. Dieser farbenprächtige, elegante und offenbar Wärme liebende Vogel lebt von großen Insekten und brütet u.a. auch in Erdhöhlen an den Abhängen unseres andalusischen Tales. Von der Systematik her, gehört er zu den Rackenvögeln, zu denen auch solche optische Juwelen wie der Eisvogel und der Wiedehopf gehören. Bienenfresser sind Zugvögel und kommen erst sehr spät in die Täler der hochgelegenen Alpujarras, Sie fliegen meist in Schwärmen und geben dabei ein Trillerpfeifen ähnliches Geräusch von sich. Wenn sie am Abend in der bereits tief stehenden Sonne aufleuchten, erkennt man die wunderbaren Farben und Proportionen dieser einmalig schönen gefiederten Geschöpfe. Braun, rot, türkis gelb und schwarz fügen sich harmonisch zu einem exotischen Farbentraum in ihrem Federkleid zusammen. Im September ziehen sie wieder gen Süden und hinterlassen in der Landschaft Stille und die beginnende Melancholie des Herbstes.
Wegen dieser fliegenden Gesellen werde ich die nächsten zwei Monate in Spanien verbringen und meine Tage mit ihnen teilen – bis sie über´s Meer wieder nach Afrika ziehen.
Ich hatte gehofft, dass sie noch da sind wenn ich jetzt, Ende August, wieder in die andalusischen Berge fahre. Und die Hoffnung wurde nicht enttäuscht. Auch das Wetter war noch bis Mitte September sommerlich. Hatten die Freunde in den Lüften sich von den wärmenden Sonnenstrahlen täuschen lassen und sind hier geblieben, weil sie die Notwendigkeit der langen Reise nicht mehr spürten? Ist´s der Klimawandel, der das angestammte biologische Verhalten der Zugvögel verändert?