Großartige Wiedergeburt: der Verdejo

Symphonie in Grün: der Verdejo

Symphonie in Grün: der Verdejo

Man findet sie überall dort wo es Weine zu kaufen gibt: die weiße Rebsorte Verdejo aus Spanien. Im Supermarkt, bei den Discountern, im Lebensmittelhandel, bei den kleinen und großen Weinhändlern, im online-Versand und in fast jeder Kneipe werden neuerdings Verdejos angeboten. Aus dieser Sorte gekelterte Weine erleben gerade einen Boom sondergleichen. Sie stammen meist aus dem kastilischen Weinbaugebiet Rueda, wo man alleine im Jahr 2015 82 Millionen Flaschen eines Verdejo-Weines abgefüllt hat.

Die Geschichte des Verdejo, dessen Name in etwa mit „Grünling“ übersetzt werden könnte (was vielleicht mit der Farbe der Trauben und des Fruchtfleisches zusammenhängt), geht viele Jahrhunderte zurück. Da die Rebsorte sehr sauerstoffempfindlich ist, war sie prädestiniert für den typischen spanischen, oxydativen Ausbau im Sinne eines „rancio“. Diese Sherry- oder Malaga-Wein-ähnlichen Verdejo-Weine aus Rueda hatten im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert einen sehr guten Ruf in ihrem Heimatland. Für viele Weinkenner im In- und  und Ausland waren die „Ruedas“ lange Zeit ein absoluter Geheimtipp und eine wunderbare Ergänzung zur Vielfalt der Sherries. Bereits zu den Zeiten von Isabel der Ersten, der „katholischen Königin“ , wurden diese Weine, die auch „Dorados“ (die Goldenen) genannt wurden, am kastilischen Hofe genossen. Obwohl sie heute verschwunden sind gibt es noch einen namens „Dorado“ aus den 350 Jahre alten Bodegas Hijos de Alberto, die in einem historischen Dominikanerkloster untergebracht sind.

Ende der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde der Verdejo schließlich wachgeküsst. Als man nämlich 200 Kilometer nordöstlich in der Rioja über moderne Weißweine nachzudenken begann, kam eine der ältesten Bodegas der Rioja,  die Herederos de Marqués de Riscal, die bis dato keine Weißweintradition hatte, zu der Überzeugung, dass die Rioja-eigene Viura-Traube für die Herstellung junger Weißweine eigentlich nicht optimal war. Daher suchte man nach Alternativen und fand sie in Rueda. Die Önologen von Riscal, denen seinerzeit der legendäre Emile Peynaud von der Universität Bordeaux mit Rat und Tat zur Seite stand, glaubten, dass der „Verdejo“ ideale Voraussetzungen für die gewünschten jungen Weißweine bot.  1972 entstand schließlich eine mit allen technischen Finessen ausgerüstete Bodega in Rueda. Ein Stern war aufgegangen und mittlerweile ist der Verdejo der unbestrittene Weißwein-König von Kastilien, und manch einer würde sagen sogar von ganz Spanien.

Seit Einführung der garantierten Herkunftsbezeichnung „D.O. Rueda“ im Jahr 1980 hat eine geschickte Politik, die die Bepflanzung der Rebgärten mit anderen Sorten nur erlaubte, wenn bereits mehr als 50 % Verdejo vorhanden waren, für die rasche Ausbreitung dieser überaus charaktervollen Sorte gesorgt. Der Verdejo hat kleine Trauben mit verhältnismäßig kleinen Beeren. Unter der robusten, gelblich-grünen Schale findet sich grünliches Fruchtfleisch. Die sortenreinen Weine haben ein zartes Blütenaroma, Noten von Kräutern und Unterholz und sind körperreich, sie produzieren während der Gärung relativ viel Glycerin was, zusammen mit einer zarten Bitternote, ihren Körper wunderbar abrundet. Ein gut gemachter Verdejo gehört zu den schönsten Beispielen moderner spanischer Weißweinkultur. Das ist nicht ohne Folgen geblieben. Der Verdejo hat sich in den vergangenen beiden Jahrzehnten über ganz Nordspanien (D.O. Toro, D.O.Cigales, IGP Castilla-León) ausgebreitet und selbst das sonst so rigide Kontrollorgan der D.O.Ca. Rioja hat ihn in seinem Gebiet zur Pflanzung und Vinifikation von Weißweinen zugelassen.

Die hohe Oxydatiosnsempfindlichkeit der Rebsorte erfordert besondere Vorsichtsmaßnahmen bei der Lese und Vinifikation. So werden die Trauben meist in den frühen Morgenstunden gelesen und rasch in die Kellerei zum Pressen gebracht. Die Weinbereitung erfolgt unter einer Schutzschicht von Kohlendioxyd und/oder Stickstoff, die den Kontakt mit Sauerstoff vermeidet. Für die etwas einfacheren Qualitäten werden Verschnitte mit der weißen Viura oder Palomino Fino hergestellt. Aber auch der Sauvignon Blanc ist neuerdings ein begehrter Partner des Verdejo.   Bei Vermeidung von massivem Sauerstoffkontakt eignen sich die extraktreichen Verdejo-Moste auch ganz hervorragend für die Vergärung im Barrique. Solche Weine verfügen dann über viel Schmelz und können mit ihrer schönen Frucht wahrhaftige Aromenexplosionen am Gaumen erzeugen.

 

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