Carme Ruscalleda: eine sensible *** Geschmackskünstlerin

Das Restaurant  "Sant Pau" von Carme Ruscalleda und Toni Balam (3 Michelin-Sterne) in Sant Pol de Mar

Das Restaurant „Sant Pau“ von Carme Ruscalleda und Toni Balam (3 Michelin-Sterne) in Sant Pol de Mar

Wenn man schon einmal in Girona ist, ist es nicht weit zum kleinen Badeort Sant Pol de Mar an der Costa del Maresme. Hier lässt nichts vermuten, dass es außer ein Paar der üblichen tapas zu einer „caña“,  noch irgend etwas anderes Genießbares gibt. In der Gastroszene Kundige wissen aber sehr wohl vom „Grand Pau“, einem von Spaniens sieben mit drei Michelin-Sternen dekorierten Häusern. Hier ist das Reich von Carme Ruscalleda und Toni Balam. Ein schönes lichtes Restaurant mit einem großen Fenster und Blick auf den kleinen Garten und das Meer. Die Farben sind in weiß, elfenbein und warmem gelb gehalten, die Einrichtung ist schlicht und sehr geschmackvoll. Kurzum, man fühlt sich sofort wohl, wozu der aufmerksame und außerordentlich freundliche Service einen wichtigen Beitrag leistet. Wir waren mittags da und hatten uns für das Menü entschieden zu dem der Sommelier auch eine Abfolge von Weinen angestellt hat.

Das Konzept der Küche ist ganz auf die lokalen Spezialitäten gerichtet. Wir sind hier geographisch gesehen in der sog. „Maresme“ einem Landstrich, dessen Namen sich von „marisma“ ableitet, was Sumpflandschaft bedeutet, die es hier auch tatsächlich einmal gab. Die Küstenorte sind einstige Fischerdörfer und im Hinterland sorgt das fruchtbare, ehemalige Sumpfgebiet für ideale Wachstumsbedingungen von Gemüsen aller Art. Damit sind die wesentlichen Ingredienzen der Küche von Carme Ruscalleda bereits umrissen.

Nach einem furiosen Auftakt mit sechs aromatischen Amuse-bouches, deren geschmacklicher Höhepunkt ein „Caneloni aus Meerwasser und dicken Bohnen“ war, wurde ein sehr schmackhaftes Gericht aus ganz jungen, süßen Erbsen „del Maresme“ gereicht. Dann folgte Hummer mit Artischoken und Pistazien. Ein wunderbar zubereiteter, perfekt entsalzter Stockfisch („bacalau“) wurde von Scampi-Schwänzen nach einem alten Maresme-Rezept und einem Seeteufel in schmackhafter Lauchkruste gefolgt. Als Fleischgericht kam zartes Hirschfilet auf den Tisch, gefolgt von einer mit Bier, Kartoffeln und Kreuzkümmel gewürzten belgischen Käsesepzialität. Das opulente Mahl endete mit einem Feuerwerk von süßen Kleinigkeiten und Kaffee.

Die Weinauswahl war etwas eigenwillig, denn sie war strikt auf katalanische Kreszenzen beschränkt. Geschmacklich interessant waren ein weißer Cariñena aus dem Ampurdán zu den Scampis und ein klassischer Priorat zum Hirschgericht. Der Käsegang wurde von einem sehr schmackhaften, katalanischen Bier aus einer „Mini-Brauerei“ begleitet. Wer sich nicht an die festgelegte Auswahl der Weine

"Colas de gamba sobre tostada de mar"

„Colas de gamba sobre tostada de mar“

halten wollte, hatte die Gelegenheit aus einem 107 Seiten starkem Buch, welches die „Weinkarte“ darstellte, seine Favoriten zu finden. Alle wichtigen Weinbaugebiete Europas waren darin vertreten. Alles in allem war der Besuch bei Carme Ruscalleda und Toni Balam eine höchst genuß- und unterhaltungsreiche Art den Mittag zu verbringen.

 


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