Ein Dokument der Nächstenliebe in Granada

Jetzt bin ich wieder im geliebten Granada und an einem jener lichtdurchfluteten Frühjahrsmorgen, die die Stadt golden aufleuchten lassen bin ich in die Casa de los Pisa, hinter der Chancilleria und am Fuße des Albaizin gelaufen. In den meisten Touristenführer findet man sie nicht. Dieser trotzdem überraschend schöne Palast mit einer Renaissance-Fassade gehörte einstmals der Familie Pisa, die im Gefolge der Katholischen Könige von ihrem ursprünglichen Wohnsitz in Almagro nach Granada gekommen ist. Doña Ana Osorio, die Gemahlin des Don García de Pisa y Villareal, war eine glühende Verehrerin von San Juan de Dios (Johannes von Gott), dem Mitbegründer des Ordens der Barmherzigen Brüder. Jeden Tag kam dieser an ihrem Haus vorbei und wurde dort immer reichlich mit Spenden für seine Kranken versehen. Eines Tages erschien Juan nicht und Doña Ana spürte sofort, daß dies nichts gutes bedeuten würde. Sie machte sich auf den Weg in das nicht weit entfernte Spital an den Cuesta de Gomérez, und fand Juan ernstlich krank vor. Sie wollte ihn überreden zu ihr in den Palast zu kommen, bis er wieder vollständig genesen sei. Aber Juan weigerte sich seine Kranken zu verlassen und erst durch Vermittlung des Erzbischofs gelang es ihn für die erforderliche Pflege in das Casa de los Pisa zu holen. Zu spät, zwei Wochen später, am 8. März 1550 starb er. Heute gehört das Haus den „Barmherzigen Brüdern“ und sie haben darin ein Museum eingerichtet. Es ist voll von interessanten und weniger interessanten Devotionalien, die im Zusammenhang mit dem Heiligen Johannes von Gott und dem späteren Orden stehen. Obwohl das Ganze eher wie ein Flohmarkt anmutet, gibt es manches Anrührendes, so z.B. die Korbtasche, mit der Juan durch die Strassen Granadas lief und für die Bedürftigen bettelte.

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