Nonseum: ein 3-Sterne Lachmuseum im Weinviertel

Zwei Hüte mit Henkel bzw. Trägern, die u.a. das Abheben beim Grüßen erleichtern sollen.

„Sorgsam losgelöst vom Nützlichkeitsdenken des Alltags zeigt der Verein zur Verwertung von Gedankenüberschüssen (VVG) in diesem weltweit einzigartigen Museum 487,3 grenzgeniale Erfindungen, die wir auch nicht brauchen.“. Mit diesen Worten führt uns die Internetseite des „Nonseum“ im niederösterreichischen Herrenbaumgarten in die Philosophie eines der lustigsten Museen Europas ein. Gäbe es dort etwas zu essen würde ich ihm drei Sterne (nach Michelin-Definition: eine Reise wert!) geben. Noch dazu weil es mitten im Weinviertel liegt. In den sog. „Kellergassen“ seiner Dörfer haben sich viele junge, ambitionierte Winzer an eine Überarbeitung der Traditionen gewagt und machen teilweise grandiose Weine (fast alle zu verkosten beim sympathischen und kenntisreichen Erich Schreiber im Wino im nahen Poysdorf!). Der Grüne Veltliner ist hier der absolute Star.

Persiflage sei der erste Schritt zur Menschlichkeit, sagt der Museumsdirektor und hat damit so verdammt recht. Unter den genialen Ausstellungsstücken finden sich Wanderschuhe mit keilförmigen Sohlen, die je nach Steigung verstellbar sind und damit garantieren, dass die Füße beim Berghinaufgehen sich immer in der Waagrechten befinden. Einen Hut mit Henkel kann man im wahrsten Sinne des Wortes „tragen“. Eine Krücke auf Rädern erlaubt Behinderten eine schnellere Fortbewegung, ein ausrollbarer Zebrastreifen auf dem man nach Bedarf an jeder Stelle eine viel befahrene Straße gefahrenreduziert überqueren kann sowie ein halbautomatischer Nasenbohrer und eine historische Knopflochsammlung sind geradezu epochale Vorschläge zur Verbesserung unserer Welt.

Das englische Wort „nonsense“ ist der linguistische Hintergrund des Nonseums (Abkürzung von Nonsense-Museum); es bedeutet Sinnlosigkeit oder Unsinn. In unserer Kultur ist der Nonsense zum festen Bestandteil künstlerischen Ausdrucks geworden. Man denke an den Dadaismus oder die Dichter Christian Morgenstern und Joachim Ringelnatz. In England ist der Nonsense im berühmten englischen Humor fest verankert. Unzählige Limericks, wie der vom Nonsense-Klassiker Edward Lear (1812 -1888) –

There was a young lady of Lucca
Whose lovers completely forsook her:
She ran up a tree
And said „Fiddle-de-dee!“
Which embarrassed the people of Lucca.

– und die großartige Gruppe „Monty Python“ um John Cleese haben den  Nonsense-Humor in der Welt weithin bekannt gemacht.

Nicht jedermann kann sich für diese Art von Kunst begeistern und ich habe im „Nonseum“ tatsächlich auch einige kopfschüttelnde Leute mit ernsten Mienen gesehen und da ist mir sofort klar gewesen, dass Humor sehr vielschichtige und individuelle Hintergründe haben muss. Die jeweilige Sozialisation des Menschen bestimmt wohl auch sein Lachverhalten bzw. seine Schwelle, die er überwinden muss um sich zu einem Lächeln hinreißen zu lassen. „Humor ist wenn man trotzdem lacht“ haben wir schon in der Schule gelernt und das „trotzdem“ ist der springende Punkt bei dieser Aussage.

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