Fettreiche mediterrane Ernährung schadet nicht*

Mediterranes Gemüse mit Zitrone

Mediterranes Gemüse mit Zitrone

Die Ernährungswissenschaft geht heute fest davon aus, dass die Verminderung des Fettkonsums einen wichtigen Schlüssel zu einer Gewichtsreduktion bei Übergewichtigen darstellt. Im Umkehrschluss wird angenommen, dass übermäßige Fettzufuhr eine der Ursachen der sog. Adipositas (Fettsucht) ist. Selbst die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt fettreduziertes Essen zur Gewichtskontrolle. Diesen Empfehlungen liegt die Vorstellung zu Grunde, dass jede Art von Fett beim Menschen über ein erhebliches Übergewichtspotential verfügt. Diese Stigmatisierung des Fettes führte in der Vergangenheit zum verstärkten Gebrauch von industrieller, fettreduzierter Fertignahrung, dem sog. „junk food“, in dem Zucker, Salz und Kohlehydrate, die Hauptinhaltsstoffe waren. Kein Wunder, dass sich als Folge davon in unseren Gesellschaften, gerade auch bei Kindern und Jugendlichen, Diabetes und Adipositas geradezu epidemisch ausgebreitet haben. Die Dämonisierung von Fett ist, nach heutiger Kenntnis, gesundheitspolitisch ein völliger Fehlschlag gewesen!

Eine ernährungsphysiologische Alternative hat kürzlich eine umfangreiche spanische Studie aufgezeigt (Studienname: Prevención con dieta mediterránea = Predimed). Die Kernaussage der Studie ist: fettreiche mediterrane Diät führt zu keiner Gewichtszunahme, jedenfalls nicht über einen Beobachtungszeitraum von 5 Jahren. Ein großes Kollektiv von über 7.000 Teilnehmern aus 11 Kliniken wurde randomisiert in drei Gruppen. Die erste Gruppe erhielt eine mediterrane Diät, ausschließlich mit nativem extra-virgin Olivenöl als Fett. Eine zweite Gruppe bekam mediterrane Diät ergänzt mit Nüssen (Wal- und Haselnüsse sowie Mandeln), während die dritte Gruppe „normale“, fettreduzierte (low Fat) Kost erhielt. In keiner Gruppe wurde die Kalorienzufuhr reguliert, d.h. die Patienten konnten so viel essen wie sie wollten. Allen Studienteilnehmern standen während der Studiendauer Diätassistent(in)en zur Beratung jederzeit zur Verfügung.

Die Ergebnisse zeigten, dass der Fettverbrauch in den beiden Gruppen der mediterranen Diät gegenüber dem Ausgangswert statistisch signifikant angestiegen war, während in gleichem Maße der Konsum von Eiweiss und Kohlehydraten sank. Trotzdem sank das Körpergewicht bei allen drei Gruppen leicht während des Beobachtungszeitraumes, bei den Olivenölkonsumenten war dies sogar statistisch signifikant. Der Taillenumfang aller drei Gruppen zeigte paradoxwerweise eine Tendenz zur Zunahme. Die Vorzüge einer mediterranen Diät sind schon seit langem bekannt. Mittelmeertypische Lebensmittel wie Gemüse, Fisch, wenig Fleisch, Knoblauch, Brot, Olivenöl und, last but not least Rotwein gelten als lebensverlängernde Zutaten einer für den Menschen adäquaten Ernährung.

Spanische und US-amerikanische Wissenschaftler sind sich einig, dass in der oben dargelegten „Predimed“-Studie, die auch von der Statistik her sehr sauber durchgeführt wurde, eine klare Aussage steckt, nämlich, dass man „gesundes Fett“ vom Typ des Olivenöls bzw. von Nüssen bedenkenlos empfehlen kann, da ein nennenswertes Risiko für eine Gewichtszunahme offensichtlich nicht besteht. Diese Erkenntnis sollte von allen, die sich mit Ernährung beschäftigen, aufgegriffen und umgesetzt werden. Die Zusammensetzung der zu sich genommenen Fette ist offenbar von viel größerer Bedeutung als ihr reiner Kalorienwert. Es ist offensichtlich an der Zeit sich von so manchen Vorurteilen gegenüber dem Fett bei unserer Ernährung zu verabschieden!

 

*Die Originalarbeit wurde im Lancet Diabetes Endocrinol online am 6. Juni 2016 veröffentlicht und unter dem Titel: „High-Fat Mediterranean Diet Does Not Lead to Weight Gain“ bei Medscape. Jun 06, 2016 beschrieben und kommentiert.

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