Eindrücke von der ProWein 2016

Isabel del Olmo, Gastgeberin am Stand der Bodega Los Barrancos

Isabel del Olmo, Gastgeberin am Stand der Bodega Los Barrancos

„Immer größer, immer unübersichtlicher“ hätte das Motto der gerade zu Ende gegangenen Internationalen Weinmesse ProWein in Düsseldorf (13. – 15.3.2016) sein können. Meiner Interessenslage entsprechend habe ich mich zwei Tage auf Spanien und seine Aussteller konzentriert und unendlich viel Bodega-Tratsch erfahren. Da ich nicht glaube, dass dieser irgend jemanden wirklich interessiert, möchte ich mich im Folgenden auf die Mitteilung einiger weniger persönlicher Eindrücke beschränken.

Da war zunächst die intensive Bekanntschaft mit der weißen Grenache (Garnacha blanca), einer sehr charaktervollen Rebsorte, die vor Urzeiten durch eine genetische Variation aus der roten Garnacha-Urtraube entstanden ist. Sie ist, wie die rote Variante, relativ säurearm und in jugendlichem Rebstockalter auch wenig aromatisch, aber, wie die ältere, rote Schwester, gewinnt sie mit zunehmendem Alter an Charakter. Das Hauptverbreitungsgebiet ist die katalanische Region Terra Alta, wo sie fast zwei Drittel der Rebpflanzungen ausmacht. Ebenso wird sie im Roussillion angebaut und beim weißen Châteauneuf-du-Pape stellt sie den Hauptanteil der Cuvée dar. Auch einen kurzen Barriqueausbau verträgt die weiße Garnacha sehr gut. Die Weine, die ich verkostet habe, besonders die der Kellerei Coca i Fitó aus der Terra Alta hatten samt und sonders eine sehr schöne, kräutrige Gewürznote, die sogar noch neben einem vanilligen Holzton zu spüren war, wie im „Abracadabra 2014“ der Bodega Trossos del Priorat aus der D.O.Ca. Priorat. Häufig fügt man dem Garnacha noch einen kleinen Anteil Macabeo (ca. 10 %) hinzu um dem Wein Säure zu geben. Während im Rest der Welt die weiße Grenache leider auf dem Rückzug ist, scheint sie in Katalonien im Augenblick eine Renaissance zu erleben.

Was mir im Spanienpavillion auf der ProWein noch auffiel, waren die unzähligen Händler, die Gruppen von Kellereien im Exportgeschäft vertreten. Es ist ja nicht nur so, dass sich viele kleine Bodegas gar kein eigenes, aktives Exportmanagement leisten können sondern, dass auch der potentielle Kunde sich bei der Vielfalt der Regionen und deren Angeboten häufig völlig ratlos im Stich gelassen fühlt. Da helfen diese kleinen Unternehmen Transparenz zu schaffen und einen größeren Kontext herzustellen, in dem die Kunden sich zurechtfinden können. Im Ergebnis profitieren alle von dieser Entwicklung: die Kellereien, der Großhandel und schließlich auch der Endverbraucher.

Eigentlich ist Bier kein sonderlich interessantes Thema für eine Weinmesse. Nicht so in Halle 10 der diesjährigen ProWein! Ich habe mehrere spanische Winzer getroffen, die sich voll Enthusiasmus dem sog. „Craft-Beer“ verschrieben haben. Bernardo Fariña, der älteste Sohn von Manuel Fariña und Schöpfer eines der großen Roten in der Region Toro, des „Gran Colegiata Campus“ aus über 100-jährigen Rebstöcken der Tinta del Toro, hat jetzt seine eigene Craft-Brewery. Ebenso ist die aragonesische Teresa Ferrer, Weinmacherin von Valonga in Belver de Cinca (Huesca) , in die Gilde der Bierbrauer eingetreten. Im Bier, dessen Gärhefen vom Typ des Streptomyces cerevisiae, die die beiden Konvertiten zum Bier ja aus der Vinifikation schon sehr gut kannten, sehen sie eine neue Spielwiese auf der sie ihre Geschmacksphantasien ausleben können. Und Geniesser, wie mich selbst, freut es über alle Maßen endlich die Perspektive von etwas Trinkbarem jenseits von Beck’s und Heinecken zu haben!

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