Cherimoya – eine wohlschmeckende Verführung

Eine essreife Cherimoya

Eine essreife Cherimoya

In diesen Tagen liegen auf den Obsttheken spanischer Supermärkte und auch in den kleinen Lebensmittelgeschäften der andalusischen Dörfer runde, schmutzig-grüne und etwa apfelgroße Früchte. Es sind Cherimoyas oder häufig auch Chirimoyas genannt. Sie sind, wie Kartoffeln oder Tomaten, ein Beutestück der Konquistadoren, die sie aus Peru mitgebracht haben. Heute wachsen sie an der spanischen Costa Tropical zwischen den Städchen Motril und Almuñecar in der Provinz Granada. Ihr weißes. cremiges Fruchtfleisch mit den vielen kohlrabenschwarzen Kernen, die man nicht essen sollte, schmeckt süßlich frisch und leicht vanillig. Die Kerne haben eine pharmakologische Wirkung, ihre
Inhaltsstoffe können als Insektizide oder als oberflächliche Therapie bei  parasitär bedingten Hauterkrankungen Verwendung finden.

Wichtig für den Genuss ist, dass die Frucht tatsächlich reif ist. Die Haut muss einen deutlich schwarzen Schimmer haben und auf Fingerdruck nachgeben, wie ein reifer Pfirsich. Unreife Früchte können gut bei Zimmertemperatur nachreifen. Man schneidet die Frucht der Länge nach auf und löffelt sie, ähnlich wie eine Avocado, aus. Man kann sie aber auch schälen, wie die Chilenen es bevorzugen, das Fruchtfleisch mittels eines grobmaschigen Siebes von den Kernen befreien und das Fleisch mit Orangensaft noch etwas ansäuern. Diese „Chirimoya Loca“ (verrückte Cherimoya) ist ein klassischer Nachtisch in dem Andenland. Obwohl man aus dem Fruchtfleisch in Mittel- und Südamerika gerne Speiseeis macht sollte man den Eischrank zur Aufbewahrung der Früchte vermeiden!

Die Cherimoya ist botanisch eine sehr interessante Frucht, denn sie stammt aus einer Pflanzefamilie, in der auch die Magnoliales, die magnolienartigen Bäume bzw. Stäucher zu Hause sind. Diese Verwandtschaft wird in den Cherimoya-Pflanzungen an der Küste westlich von Motril im Frühjahr deutlich, nämlich wenn der intensive, süßliche Duft der wenig spektakulären Blüten durch die Lüfte zieht. Er erinnert, trotz der Unscheinbarkeit der Blüten, tatsächlich an Magnolien. Der Cherimoya-Baum ist immergrün und kann bis zu 10 Meter hoch werden.

Aus der über 170 Arten umfassenden Familie der Cherimoya (Annona cherimola) stammen noch andere essbaren Früchte, über die ich aber aus eigener Anschauung nichts berichten kann. Da sind, unter anderen, die offenbar sehr aromatischen Zimtäpfel (Annona squamosa) und die Stachelannone (Annona muricata), die im deutschen Sprachgebrauch auch „Sauersack“ genannt wird, was mit ihrem hohen Säuregehalt zu tun hat. Auch diese Früchte sind in Süd- und Zentralamerika beheimatet, sind aber in fast alle tropische und subtropische Regionen dieser Welt exportiert worden.

Die Kulturgeschichte all dieser Obstpflanzen aus den von den Spaniern eroberten Reichen in Süd- und Zentralamerika ist eine wahre Fundgrube für Archäologen und Historiker. Vielfach findet man die Samen der hier beschriebenen Früchte als Grabbeigaben im Peru der Zeit vor Kolumbus. Dies spricht dafür, dass entweder den Kernen oder den Früchten eine mystische Bedeutung beigemessen wurde. Die Verbreitung der Früchte über die ganze Welt hat vermutlich auch etwas damit zu tun. Wir wissen es nicht. Die spirituelle Bedeutung von Bäumen ist ja hinreichend belegt und Früchte wie z. B. der Apfel, dessen Verführungskraft uns aus dem Paradies gejagt hat, haben eine mythische Bedeutung, die wir vielleicht auch beim Genuss einer Cherimoya nachvollziehen können, denn auch sie ist ein wunderbares Göttergeschenk.

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