Sind spanische Rosados tatsächlich Klarett-Weine?

Enate rosadoNach einer vom Frankfurter Collegium Vini e.V. durchgeführten Probe deutscher Rotweine  habe ich anlässlich der Präsentation von zwei Spätburgundern von der Ahr einen Kommentar auf der web site des Vereins verfasst. Da sein Inhalt möglicherweise auch für die Leser des La Vineria-blogs von Interesse ist, werde ich ihn hier nochmals veröffentlichen. Um mich nicht dem Vorwurf auszusetzen mich selbst zu plagiieren, habe ich das Original-Zitat in Anführungsstriche gesetzt.

Beide Weine zeigten ein „schönes Kirschbukett und zarte Frucht am Gaumen, ihre Farbe war relativ blass und auch von Gerbsäure spürte man eher wenig. Da habe ich mir die Frage erlaubt, ob man derartige Kreszenzen mit gutem Gewissen „Rotwein“ nennen dürfe. Ein Sturm der Entrüstung gab mir eine eindeutige Antwort: wer diese wunderbar filigranen und zarten Tropfen nicht zu schätzen weiß, ist ein totaler Ignorant in Sachen Wein. Ich meine, dass sich deutsche Winzer und Weinfreunde nicht zu schämen brauchen, wenn ihre Rotweine aus klimatischen Gründen nicht die Farbe und Aromenintensität ihrer südlichen Nachbarn in die Flasche bringen, sie haben andere Vorzüge. Auch in Bordeaux gibt es derartige Weine, die unter dem Namen „Clairet“ viele Freunde finden und sogar ihre eigene D.O.C. besitzen. Häufig werden sie aus dem Merlot gekeltert, liegen etwas länger als die üblichen Rosés auf der Maische, was ihre dunklere Farbe erklärt.

Die „clairets“ (vom lateinischen „vinum clarum“) haben eine lange Geschichte, die ins 12. Jahrhundert, nämlich in die Zeit als Bordeaux zur englischen Monarchie gehörte, reicht. Damals war dieser Weintyp geradezu ein Markenzeichen von Bordeaux, was dazu führte, dass noch heute der klassische, tief dunkle Bordeaux-Wein auf englisch als „claret“ bezeichnet wird. Auch in der spanischen Rioja, die ja erst richtig zu Ruhm gelangte, als die Reblaus die Rebgärten an der Gironde zerstört hatte, gab es bis vor kurzem einen Weintyp den man „clarete“ nannte und dessen Charakteristikum eine kürzere Maischestandzeit war. Auch in Deutschland sprach man im vorletzten Jahrhundert gelegentlich von einem „Klarettwein“, wenn man die helle Bordeaux-Variante meinte.

Was wäre denn so schlimm, wenn wir wieder den Begriff des „Klarett“ aufleben ließen um Weine wie die beschriebenen von der Ahr oder auch andere, wie z.B. den Trollinger damit zu charakterisieren? Auch so mancher, intensiv gefärbte Rosé aus südeuropäischen Gefilden könnte in diese Kategorie passen“ Spanische Rosés sind häufig sehr farbintensiv und zeigen spürbar ein wenig Gerbsäure, eine Tatsache, die sie zu großartigen Begleitern herzhafter Speisen macht (Beispiele sind die Rosados von Enate, Ramón Roqueta oder El Coto). „Der Klarett wäre eine Klasse für sich: Helles rot mit einem zarten Tanninfonds und selbstverständlich ohne Barriqueausbau, dafür aber in reichem Maße mit der jeweils sortentypischen Frucht versehen; kurzum charmante und attraktive Weine wie die beiden von der Ahr, die mich zu diesen Ausführungen animiert haben.“

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