Rotwein: wie ist der „Duft einer Zigarrenkiste“?

In manchen Rotweinbeschreibungen vergleicht der Autor eine bestimmte Duftkomponente mit der einer Zigarrenkiste. Lange Zeit habe ich geglaubt, dass dieses Aroma einfach der Zigarrenduft, der noch in der Verpackung hing, sei. Bis ich einmal eine derartige Kiste geschenkt bekam und mir das Holz etwas genauer ansehen und vor allem sensorisch etwas näher untersuchen konnte. Sie war aus Zedernholz gefertigt.

Tatsächlich passen Zedernholz und Rauchtabak vom Geruch her einfach perfekt zueinander. Die Zeder ist eine Kiefernart, die sich um das Mittelmeer und in ähnlichen Klimazonen rund um die Welt findet. Sie braucht viel Sonne und kommt mit verhältnismäßig wenig Wasser aus. Ihr hervorstechendes Merkmal ist der aromatische, balsamische Duft den sie verströmt, der vom hohen Gehalt an ätherischen Ölen herrührt. Dem Zedernholz werden antibakterielle und pilzhemmende Eigenschaften nachgesagt. Auch eine Feuchtigkeitsregulierende Wirkung soll es haben.

Letztere Eigenschaft hat wohl den Erfinder der Zigarrenkiste, den damals in Cuba wohnhaften deutschen Bankier H. Upmann, motiviert. Angeblich hat er für seine Bankdirektoren zu Weihnachten cubanische Zigarren in Holzschachteln verpacken lassen. Später habe er, selbst ein passionierter Zigarrenraucher, dann seine eigene Tabakfirma gegründet und sie zu einer der renommiertesten Marken dieser Welt gemacht. Ob der Ursprung der Zigarrenkiste ins Reich der Legende gehört oder sich tatsächlich so oder so ähnlich abgespielt hat, ist leider historisch nicht mehr abzuklären.

Fest steht, dass noch heute Zedernholz für Zigarrenkisten benutzt wird aber oftmals erkennt man wegen der aufgeklebten farbigen Lithographien das Holz kaum mehr. Nicht beklebte oder bedruckte Kisten nennt der Connaisseur „boítes natures“. Man glaubt es kaum: Fälscher packen gelegentlich einfache Zigarren in teuer aussehende Kisten, die denen von Markenzigarren sehr ähnlich sind, aber die Qualität des Holzes für diese Zigarrenkisten ist natürlich ungewiss. Gewiss aber ist, dass ein klassischer Humidor  (Feuchte spendender Aufbewahrungsort für Zigarren) auch heute noch aus feinem Zedernholz gefertigt wird.

Im Wein ist der „Zigarrenkisten-“ oder Zedernholz-Duft fast immer ein Tertiäraroma und Folge des Ausbaus in Barriques aus neuem Eichenholz. Allerdings kann z.B. ein junger Cabernet Sauvignon gelegentlich Zedernholz bereits als Primäraroma zeigen. Die Frage ob sich der Duft mediterraner Sommer-Landschaften, in denen immer Zedernholz mitschwingt, in Weinen aus den Rebgärten dieser Regionen identifizierbar sein kann, muß unbeantwortet bleiben.

 

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