Regelmäßiger Weinkonsum beugt Depressionen vor

„Der Traum der Vernunft erzeugt Ungeheuer“, so nannte Goya eine seiner berühmtesten Radierungen in den sog. Caprichos. Es könnte auch der Albtraum eines Depressiven sein. Es wird geschätzt, dass gegenwärtig beinahe 6 Millionen Menschen in Deutschland unter Depressionen leiden. Da verwundert es nicht, dass mit konstanter Regelmäßigkeit über Prominente, vielfach auch Sportler, berichtet wird, die an einer Depression erkrankt sind. Anfang des Jahres wurde der fünfmalige australische Olympiasieger Ian Thorpe (31) mal wieder in den Medien erwähnt, denn er soll wegen Alkoholmissbrauch und Depressionen in ein Krankenhaus in Sidney eingeliefert worden sein. Tatsächlich scheint es generell so zu sein, dass ein auffälliges Trinkverhalten öfter mit Depressionen einhergeht. Bei näherer Betrachtung könnte die Kausalitätskette aber auch genauso von der anderen Seite her aufgezogen werden, denn Depressionen verleiten vermutlich zur überdosierten Selbsttherapie mit der Flasche.

Da ist eine kürzlich aus Spanien bekannt gewordene Studie von Interesse, in der bei vernünftiger Anwendung dem Alkohol, insbesondere dem Wein, eine deutlich depressionsprohylaktische Wirkung zugeschrieben wird. Unter dem Titel “Alcohol intake, wine consumption and the development of depression: the PREDIMED study” veröffentlichten Alfredo Gea und ein gesamtspanisches Forscherteam ihre Ergebnisse (BMC Medicine 2013, 11:192 ). Eigentlich handelte es sich um eine Studie zur Vorbeugung von Herz-Kreislauferkrankungen durch mediterrane Diät (“Prevención con Dieta Mediterránea”) aber als Nebenbefund fanden die Autoren, dass mäßiger Alkoholkonsum (5 bis 15 g/Tag) mit einer signifikanten Risikoverminderung an Depressionen zu erkranken einherging. Hervorgehoben wurde, dass der Konsum von Wein im Bereich von zwei bis sieben Gläsern pro Woche besonders wirkungsvoll als vorbeugende Maßnahme war.

Obwohl die statistische Analyse der Daten außerordentlich sorgfältig durchgeführt worden war, könnten eine Reihe anderer Faktoren für die Ergebnisse der Studie verantwortlich sein. Neben der restriktiven Auswahl der Studienteilnehmer – im wesentlichen Bürger der spanischen Mittelschicht -, ist denkbar, dass die Weintrinker insgesamt gesünder, und daher weniger anfällig für Depressionen waren (den gesundheitsfördernden Effekt von Weinkonsum haben bekanntlich viele andere Studien gezeigt). Der Lebensstil der Weintrinker und damit ihre Gemütslage ist mit Sicherheit anders als die der Abstinenzler. All diese Variablen aufzudröseln erscheint aber müßig, denn wir wollen ja den Wein nicht als Medikament zu uns nehmen sondern als ein Genussmittel. Hält man sich vor Augen, dass eine Depression  praktisch alle Bereiche einer Person und derer Leben beeinträchtigen kann wird plausibel, dass eine durch moderaten Weingenuss induzierte, positive Grundstimmung die Gefühle sowie das Denken und Handeln eines Patienten beeinflussen muss.

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