Prowein 2014: spanische Weinkultur heute

Isabel del Olmo am Stand der Bodega Los Barrancos auf der ProWein 2014

Isabel del Olmo am Stand unserer Bodega Los Barrancos auf der ProWein 2014

Auf der diesjährigen ProWein (vom 23. – 25 März 2014) in Düsseldorf, die mit annähernd 50.000 Besuchern mal wieder die bisher größte war, waren wir mit einem kleinen Stand der Bodegas Los Barrancos im sog. „Spanien-Pavillon“ vertreten. Im Gespräch mit anderen spanischen Weinmachern und Experten der Weinwirtschaft haben wir einiges erfahren, von dem ich glaube, dass es berichtenswert ist:

Spanien ist im vergangenen Jahr zum ersten Weinproduzenten der Welt aufgestiegen. 2013 wurden über 50 Millionen Liter Wein gekeltert, beinahe 3 Mio mehr als in den Kellereien des bisherigen Spitzenreiters Italien. Das Problem des spanischen Weinbaus ist aber, dass sich gleichzeitig der Konsum im eigenen Lande in den vergangenen beiden Jahrzehnten halbiert hat. Man hat versucht diesem schon seit vielen Jahren anhaltenden Trend durch Verringerung der Rebfläche im Lande entgegenzuwirken. Analog des geringeren Verbrauchs ist die Rebfläche im gleichen Zeitraum ebenfalls um fast 50 % gesunken. Trotzdem besitzt Spanien auch heute noch mit insgesamt 930.000 Hektar (Im Jahr 1980 waren es ca 1,8 Mio!) global gesehen die meisten Rebgärten.

Mittlerweile sind die neuen Kinder- und Enkelgenerationen der einstigen Winzer-Pioniere herangewachsen, die sich häufig nicht nur akademisch weitergebildet haben, sondern, die bis vor kurzem, auch die Mittel hatten in modernen Rebbau und in Vinifikationstechnologien zu investieren, mit dem Ergebnis, dass nicht nur die Qualität des Lesegutes und der jungen Weine enorm gestiegen ist, sondern auch 2013 erstmals wieder eine  Zunahme der Erntemenge stattgefunden hat. Ein Preisverfall bei den Trauben war die Konsequenz. Eine praktikable Lösung mit dieser Lage fertig zu werden ist die Hinwendung zu den Exportmärkten, und genau das versuchen die Kellereien, wie die diesjährige ProWein mit über 170 spanischen Teilnehmern unter Beweis gestellt hat.

Das Überangebot an Wein lässt sich nicht mehr als Billigware verramschen, denn größtenteils ist die Qualität sehr gut und kann mit der französischen und italienischen Konkurrenz durchaus mithalten. Die jüngeren Weinmacher haben ihren berechtigten Stolz und daher ist ihr Motto mit dem sie aus dieser Krise kommen möchten „Innovation und Qualität“. Es wird viel mit neuen Gärtechniken experimentiert, wobei mich persönlich die Ergebnisse der Gärung in kleinen, klassischen Tongefäßen („mini tinajas“ von ca. 300 l Inhalt) am meisten überzeugt hat. An der östlichen Mittelmeerküste werden neue Weißweine von immenser Tiefe aus alten Stöcken der Rebsorte garnacha blanca gemacht. Selbst das kontrovers diskutierte Konzept der schwefelarmen „vinos naturales“ ist von einigen ernst zu nehmenden Weinmachern aufgegriffen worden. Daneben werden völlig neue Produkte, wie z.B. alkoholreduzierte Weine, geschaffen.

Ob man mit der Innovation allerdings soweit wie die Kellerei Matarromera in Ribera del Duero gehen muss und Polyphenole aus dem eigenen Wein in Tabletten oder als Cremes (unter der Eigen-Marke „Esdor Cosmeticos“) als „Anti-Aging“-Produkte vermarktet, bleibt eine Frage, die jeder Konsument für sich selbst beantworten muss. Insgesamt konnte ich feststellen, dass die spanische Weinkultur heute genauso aktiv und dynamisch ist wie seit dem Beginn ihres letzten „Booms“ in den 80iger Jahren.

 

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