PIWIS – ein „Kick“ für Ökowinzer

Die Weinkultur hat schon einmal durch einen Eingriff in die Biologie der Reben den Weintrinker vor dem Verdursten gerettet: die Einführung reblausresistenter Unterlagen und die Pfropfung europäischer Sorten darauf hat die sich anbahnende Katastrophe verhindert: die Reblaus konnte in Schach gehalten werden. Aber andere Pilzkrankheiten, wie z.B. der echte und der falsche Mehltau können  in manchen Jahren die Ernten ganz erheblich reduzieren. Die Anwendung von Fungiziden ist dann unerlässlich und das wiederum ruft die Verfechter des ökologischen Rebbaus auf den Plan. Wen wundert´s, dass schon frühzeitig begonnen wurde nach pilzwiderstandsfähigen Sorten (PIWIS) Ausschau zu halten. ZManchmal wird derartiges Rebgut auch „pilzresistent“, „pilzfest“ oder „pilztolerant“ genannt. Das Wesentliche ist jedoch, dass deutlich weniger Fungizide zum Einsatz kommen müssen, was diese Rebsorten besonders eben für Ökowinzer interessant macht. Übrigens, wir reden bei der Entwicklung dieser Sorten nicht von Gentechnologie (siehe früheren blog-Beitrag) sondern von klassischer Rebzüchtung

Da PIWIS bei der vitis vinifera, unserer europäischen Rebgattung, nicht vorkommen, hat man versucht diese mit anderen, resistenten Rebgattungen aus Amerika oder auch aus Asien zu kreuzen.  Man spricht dann von sog. Hybridreben. Auf diese Art sind unzählige resistente Sorten entstanden, jedoch  lieferten diese meist geschmacklich nicht akzeptable Moste, aus denen Wein nach heutigen sensorischen Standards kaum machbar war. Das führte schließlich dazu, dass Hybridsorten in Frankreich 1960 verboten wurden. Im nächsten Schritt ging man dann dazu über die interspezifischen Sorten (Hybride) zu veredeln. Die heutigen PIWIS besitzen zu einem hohen Prozentsatz ( bis zu 93 %) europäisches Genmaterial und sind demnach von ihrer Biologie her als vitis vinifera einzuordnen. Trotzdem wirkt das französische Verbot bei Weinfreunden noch erheblich nach, denn die Akzeptanz der PIWIS ist, trotz ständig zunehmender Qualitäten, noch immer sehr gering.

Die Vorteile dieser Rebsorten sind eindeutig: neben der Einsparung von Spritzmitteln und dem damit verbundenen Natur- und Umweltschutz ist der Arbeitsaufwand im Rebgarten geringer (das ist der „Kick“ für Ökowinzer!), dies wird allerdings aufgewogen durch das stärkere Trieb- und Laubwachstum der PIWIS. Die Nachteile sind eher im PR-Bereich zu suchen: es gibt keine regionale Traditionen und entsprechend nur geringe politische und finanzielle Unterstützung für ihren Anbau, was auch mit ihrer bereits erwähnten geringen Akzeptanz zu tun haben könnte.

Trotzdem beschäftigen sich in verschiedenen Ländern Institutionen wie die das „Institut für Rebenzüchtung an der Forschungsanstalt für Weinbau in Geisenheim“ oder das „Institut für Rebenzüchtung – Geilweilerhof“ im pfälzer Siebeldingen mit dem PIWI-Thema. Auch in Polen, Österreich, Ungarn, der Schweiz und in Frankreich gibt es derartige Forschergruppen. In Spanien scheint das Thema den Winzern nicht so auf den Nägeln zu brennen, da die Niederschläge deutlich geringer als im Rest Europas sind, was zu weniger Pilzkrankheiten führt. In Deutschland haben resistente Sorten wie der Regent, aber auch der Cabernet Carbon und der Baron, besonders bei Ökowinzern, eine gewisse Bedeutung erlangt. Eine Zusammenfassung der gegenwärtig verfügbaren PIWIS und ihrer Herkunft findet sich unter http://www.piwi-international.de

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