Sehr gut trinkbar: spanische Landweine

Spanien um 1000 n. Chr. Im Kalifat von Cordoba gab es - trotz der Vorschriften im Koran - eine ausgeprägte Weinkultur.

Spanien um 1000 n. Chr. Im Kalifat von Cordoba gab es – trotz der Vorschriften im Koran – schon eine sehr ausgeprägte Weinkultur.

“Landwein” ist in Europa eine offizielle Bezeichnung für einen Weintyp, der nicht aus einer Region mit garantierter Herkunftsbezeichnung (z.B. einer A.C., D.O. oder D.O.C.) stammt. In Spanien nennt er sich “vino de la tierra” (VdT) und steht in der Qualitätshierarchie über dem “Tafelwein” (vino de mesa). Auf seinem Etikett dürfen, im Gegensatz zum Tafelwein, der Jahrgang und die Rebsortenzusammensetzung angeführt sein. “Indicazione geografica tipica” heißt er in Italien, “vinho regional” in Portugal und “vin de pays” in Frankreich. Unter diesen jeweiligen Bezeichnungen können Perlweine, Likörweine und klassische Spätlesen (“vendimias tardías”, bzw Strohweine) vermarktet werden. Die Bezeichnung “Viñedos de España” als Synonym für Landweine gibt es neuerdings in vielen Regionen, u.a. auf den Kanaren, in Katalonien und in der “Communidad de Madrid”. Diese Kategorie besagt aber eigentlich überhaupt nichts und ist ein reines Marketinginstrument um im Ausland bei preisgünstigen Weinen aus Spanien einen gewissen Qualitätsanspruch zu suggerieren.

Die gesetzliche Grundlage für Landwein in Spanien ergibt sich aus einer Verordnung von 2003 mit dem Titel „Sistema de Protección del Origen y la Calidad de los Vinos“. Danach müssen mindestens 60 % der für den Wein verwendeten Reben aus der jeweils bezeichneten Region stammen, dies wird, zusammen mit einem Mindestmaß an Qualität von der regionalen Behörde garantiert. Diese Qualitätskontrolle darf aber nicht mit dem VCPRD-Prädikat (Vino de Calidad Producido en una Región Determinada) verwechselt werden, dieses ist nämlich bereits die Vorstufe zu einer echten garantierten Herkunftbezeichnung und entspricht in Deutschland in etwa der Bezeichnung “QbA”.

47 Gebiete, in denen Landweine hergestellt werden sorgen, zusammen mit den 68  D.O.-Regionen für eine tatsächlich flächendeckende Weinproduktion in ganz Spanien. Ausser im Baskenland, in Asturien und in den nordafrikanischen Stadtregionen Melilla und Ceuta gibt es in ganz Spanien Landweine. Da die D.O.-Regionen nicht immer geographisch von den Landwein-Regionen getrennt sind, kann die Verwirrung mit der geographischen Herkunft groß sein, wie das am Beispiel der Region Castilla-La Mancha (“Neukastilien”) deutlich wird. Das Gebiet in dem Vinos de la tierra de Castilla produziert werden ist umfasst praktisch die ganze D.O. La Mancha und manche Kellereien, die glauben “La Mancha” klänge nach Massenware benutzen tatsächlich die Vino de la tierra Bezeichnung. Nicht genug damit: innerhalb der VdT Castilla gibt es Unterregionen, die wiederum ihre eigene Bezeichnung haben so z.B. VdT Gálvez, VdT Pozohondo oder VdT Sierra de Alcaraz, also doppelt gemoppelt: eine Landweinregion innerhalb einer anderen. Auch 8 “vinos de pago” gibt es im gleichen Gebiet: Pago Campo de la Guardia, Finca Élez und Pago Florentiono sind Beispiele dafür.

Man kann mit Recht und Fug den Sinn einer derartig komplexen Weingeographie hinterfragen. Vergessen wir aber nicht, dass wir uns im Lande des Don Quijote befinden, also mit Quijoterien leben müssen. Der Hang zur Selbstdarstellung ist ja eine Charaktereigenschaft des Ritters von der traurigen Gestalt, und vermutlich auch seiner Nachfolger, den spanischen Weinbaufunktionären. Eine gute Übersicht über die spanischen Landweingebiete findet sich übrigens als PDF-Datei zum Herunterladen auf der web site www.winesfromspain.com

 

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