Schreckgespenst: Alkoholabhängigkeit

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung legte kürzlich einige alarmierende Zahlen vor (Zitat:) „9,5 Mio. Menschen in Deutschland konsumieren Alkohol in gesundheitlich riskanter Form. Durchschnittlich werden pro Kopf der Bevölkerung jährlich zehn Liter reinen Alkohols konsumiert. Etwa 1,3 Mio. Menschen gelten als alkoholabhängig. Jedes Jahr sterben in Deutschland 74.000 Menschen an den direkten und indirekten Folgen ihres Alkoholmissbrauchs. Die volkswirtschaftlichen Kosten belaufen sich auf 26,7 Milliarden Euro, davon sind allein 7,4 Milliarden direkte Kosten für das Gesundheitssystem.“ Diese Zahlen sprechen m. M. für sich selbst und benötigen keinen Kommentar.

Ich erinnere mich an einen Vortrag vor Weinfreunden zur spanischen Weinkultur, an dessen Ende mich ein kritischer Journalist fragte, ob ich mir sicher sei, dass die ganze Kultur nicht letztlich nur ein Alibi für das Trinken der gebildeten Gesellschaftsschichten ist. Eine klare Antwort musste ich ihm schuldig bleiben, aber eine kritische Stimme in mir sagte „vielleicht ist da ja etwas dran!“ Die allermeisten Weinfreunde weisen Derartiges allerdings weit von sich und verweisen auf den Ausnahmecharakter ihres Genusses, die relativ kleinen Mengen, die sie konsumieren und die Fähigkeit es auch sofort lassen zu können, wenn erforderlich. Die Leichtigkeit mit der sie ihre „Prinzipien“ aber über Bord werfen, wenn ein paar Flaschen guter Weine auf dem Tisch stehen, lässt in mir allerdings Zweifel an der Ehrlichkeit der Betreffenden aufkommen.

Es gibt einige untrügliche Anzeichen, die auf eine Suchtgefährdung durch Wein hinweisen können. Dazu gehören (1) starkes, beinahe zwanghaftes Verlangen Wein zu trinken, (2) Entzugserscheinungen wenn der Konsum reduziert oder ausgesetzt wird und (3) die Toleranzentwicklung, d.h. um die Alkoholwirkung zu spüren wird immer mehr Wein benötigt. Die meisten Weintrinker werden sich von den Punkten (1) bis (3) nicht angesprochen fühlen, vielleicht aber durch ihre Antworten auf den sog. CAGE-Fragebogen (zu den Themen Cut Down Drinking, Annoyance, Guilty, Eye Opener), der folgende vier Fragen stellt:

C Haben Sie jemals daran gedacht, weniger zu trinken?
A Haben Sie sich schon mal über Kritik an Ihrem Trinkverhalten geärgert?
G Haben Sie sich jemals wegen Ihres Trinkens schuldig gefühlt?
E Haben Sie jemals morgens als erstes Alkohol getrunken, um in die Gänge zu kommen bzw. einen Kater zu überwinden?

Bereits zweimal die Antwort „Ja“ und man könnte gefährdet sein! Ein anderer Test, der sog. AUDIT (The Alcohol Use Disorders Identification Test) der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entworfen wurde, soll ein Abhängigkeitsrisiko aufdecken (zu finden hier!).

An anderer Stelle habe ich über das Gesundheitsrisiko von Alkohol gesprochen (siehe blog: Die eigene Verantwortung: Wein und Gesundheit), dass dazu auch die Suchtgefährdung gehört ist selbstverständlich. Wir Weinfreunde müssen uns diesem Problem stellen und bei der Aufklärung, gerade jüngerer Bevölkerungsschichten, verantwortlich mitwirken.

 

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