Marienkäferton: kein Glücksgefühl!

In  ihrer frühromantischen Liedersammlung „Des Knaben Wunderhorn“ haben Achim von Arnim und Clemens Brentano nachfolgenden Text festgehalten:

Marienwürmchen setze dich
Auf meine Hand,
Ich tu dir nichts zu Leide.
Es soll dir nichts zu Leid gescheh’n,
Will nur deine bunten Flügel seh’n,
Bunte Flügel meine Freude.

Mit dem Marienwürmchen meinten sie den Marienkäfer, der allgemein als Glückssymbol gilt und so nützlich für die Landwirtschaft ist, dass er als Geschenk der Jungfrau Maria angesehen wurde, daher sein Name. Die sieben Punkte auf seinen Flügeln galten als heiliges Symbol der sieben Tugenden Marias und sein leuchtendes Rot repräsentierte die Liebe.

Es waren südfranzösische Weinbauern, die die sich schnell vermehrenden und resistenteren asiatischen Varianten des bei uns heimischen Siebenpunkt-Marienkäfers einführten, denn sie waren deutlich gefräßiger als ihre Artgenossen im alten Kontinent. Ihre Hauptaufgabe im Leben schien zu sein Blattläuse aller Art zu fressen. Lange Zeit galt die Einfuhr der asiatischen Marienkäfer als Paradebeispiel für ökologische Schädlingsbekämpfung. Aber sie vermehrten sich so schnell dass zeitweise die Befürchtung bestand sie könnten die heimischen Marienkäfer verdrängen und durch ihre massenhafte Vermehrung in der Landwirtschaft sogar Schaden verursachen. Neuere Studien zeigen aber, dass dies nicht der Fall ist, obwohl sich die asiatischen Sorten mittlerweile über ganz Europa ausgebreitet haben.

Aber es gibt dennoch eine schlechte Nachricht: Der Käfer kann den Geschmack des Weins verändern, wenn er bei der Weinlese mit eingesammelt wird und in die Gärtanks gerät. Das „Institut für Pflanzenschutz in Obst- und Weinbau“ am Julius Kühn-Institut in Dossenmeim hat allerdings berechnet, dass erst 4 bis 5 Käfer pro Kilogramm Trauben zu einer erkennbaren Geschmacksbeeinflussung des Wein führen. Dann spricht man von einem „Marienkäferton“, der sich in Aromen wie ranzige Erdnuss oder gekochter Spinat niederschlägt. Eine sorgsame Verarbeitung der Trauben in der Kellerei kann den Fehlton allerdings sehr vermindern.

Nebenbei sei darauf hingewiesen, dass der einheimische Siebenpunkt-Marienkäfer genau die gleichen Geschmacksveränderungen verursacht,  diese können nämlich auch von Alkaloiden stammen, die die Käfer ausscheiden und die auf den Beerenhäuten verbleiben. Sie erfordern demnach nicht unbedingt die physische Anwesenheit des Käfers im Gärbottich, was wiederum amerikanische Autoren bestätigen, die nämlich wesentlich geringere Mengen an Marienkäfern für die typischen Geschmacksveränderungen im Wein verantwortlich machen.

So hübsch er anzusehen und nützlich ist, dem Weinfreund bringt er nicht immer Glück!

 

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