Erhalt geistiger Fähigkeiten durch mäßigen Alkoholkonsum?

Behandlungsbedürftige Allergien nach Weingenuss?

Alzheimerprophylaxe: statt Pillen mäßiger Alkoholgenuss?

E.J. Neafsey und M. A. Collins haben eine Übersichtsarbeit über 143 klinische Studien aus den vergangenen 30 Jahren zum Thema „geistige Fähigkeiten unter Langzeit- Alkoholeinfluss“ geschrieben. Grundlage für diese und andere, vorausgegangene Arbeiten waren experimentelle Befunde, die vermuten ließen, dass Alkohol eine gewisse Schutzwirkung bei der Entstehung von Alzheimer-Demenz haben könnte.

Die Autoren haben sich ausschließlich mit sog. „Gesellschaftstrinkern“ und „Nichttrinkern“ beschäftigt. Dass hoher Alkoholkonsum an sich sich negativ auf den geistigen Zustand des betroffenen Trinkers auswirkt ist hinreichend bekannt und dokumentiert, musste also nicht nochmals verifiziert werden. In einer komplexen Meta-Analyse, auf die ich im Detail nicht eingehen möchte, sind Neafsey und Collins zu einigen recht spektakulären Ergebnissen gekommen. Der interessierte Leser sei auf die Originalarbeit verwiesen (Neafsey EJ, Collins MA: Moderate alcohol consumption and cognitive risk. Neuropsychiatric Disease and Treatment 7, 465-484. 2011)

Die wichtigste Aussage ist, dass moderater Alkoholkonsum einen eindeutigen und signifikanten Einfluss auf die Entwicklung von sowohl unspezifischer als auch vaskulärer (gefäßbedingter) Demenz,  von Alzheimer sowie von anderen kognitiven Störungen hat. Es gab Hinweise darauf, dass Wein dabei dem Bier und den Schnäpsen überlegen war, allerdings bei insgesamt kleiner Fallzahl, weil die meisten Studien keine Aufschlüsselung der Alkoholart vornahmen. Ebenso wenig gab es Unterschiede zwischen Männern und Frauen und das, obwohl es bei den Trinkgewohnheiten der Geschlechter ganz erhebliche Variationen gab.

Siegfried Weyerer vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim, berichtete kürzlich über eine deutsche prospektive Verlaufsstudie zum Alkoholkonsum und dem Auftreten demenzieller Erkrankungen. Es wurden dabei vorwiegend ältere Personen (75 Jahre und älter) untersucht, die noch keinerlei klinische Anzeichen einer Demenz hatten. Durch Befragung wurde die Art und Menge des jeweiligen Alkoholkonsums ermittelt. Beinahe die Hälfte der Studienteilnehmer tranken nach eigenen Angaben überhaupt keine alkoholischen Getränke. Von den „moderaten Trinkern“ waren ca. die Hälfte Weintrinker, etwa ein Drittel Biertrinker und der Rest konsumierte auch andere alkoholische Getränke. Von den insgesamt 3202 Studienteilnehmern entwickelten in den drei Jahren Beobachtungszeit 217 eine demenzielle Erkrankung (vorwiegend Alzheimer), wobei Personen mit geringem bis mäßigen Alkoholkonsum ein statistisch hochsignifikant geringeres Risiko zu erkranken hatten. Die Risikominderung betrug 13% bei den ausschließlichen Biertrinkern, 21% bei den ausschließlichen Weintrinkern und 65% bei den Personen, die Wein, Bier und andere alkoholische Getränke zu sich nahmen. Letzteres muss man so hinnehmen ohne dafür eine ausreichend plausible Erklärung zu haben!

Die von Weyerer und Mitarbeitern publizierte Studie (Weyerer S, Schäufele M, Wiese B, Maier W, Tebarth F, van den Bussche H, Pentzek M, Bickel H, Luppa M, Riedel-Heller SG, for the German AgeCoDe Study group (German Study on Ageing, Cognition and Dementia in Primary Care Patients: Current alcohol consumption and its relationship to incident dementia: results from a 3-year follow-up study among primary care attenders aged 75 years and older. Age and Ageing. 40(4), 456-463, 2011.) bestätigt voll und ganz die eingangs erwähnte Meta-Analyse und sichert die Aussage, dass ein moderater Alkoholkonsum mit einem deutlich niedrigeren Risiko für den Verlust geistiger Fähigkeiten assoziiert ist – und Wein hat dabei mal wieder seine besondere Rolle gezeigt. Gute Nachrichten für alle Weinfreunde!

 

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