Politik verdirbt den Charakter

Manchmal denke ich, dass in dem alten Sprichwort „Politik verdirbt den Charakter“ doch ein Funken Wahrheit steckt. Wie anders wäre das Verhalten unseres Verteidigungsministers bei der Abfassung seiner Doktorarbeit zu erklären? Andererseits wirft der Vorwurf er sei ein Plagiator bei mir die Frage auf, ob nicht das Abschreiben unter den Internet-, Artikel- und Buchautoren heutzutage etwas ganz Übliches ist. Ich selbst gebe zu, daß ich in den vielen Schriftstücken, die ich in meinem Leben zum Thema Wein verfasst habe, hin und wieder auch eine Formulierung oder eine Definition, die mir gut gefallen hat, benutzt habe ohne gleich eine Fußnote zur Herkunft der Zeile hinzuzufügen. Der renommierte Ullstein-Verlag hat ja schliesslich das Buch von Helene Hegemann „Axolotl Roadkill“ veröffentlicht obwohl es sich meines Wissens ganz offensichtlich um ein Internet-Plagiat handelte, aber Hinweise darauf in dem Buch fehlten.

Im Weinjournalismus kenne ich mich ein wenig aus und weiß daher, daß auch dort viele Verfasser Plagiatoren sind. Dass einer vom anderen abschreibt geht gelegentlich so weit, daß sich bestimmte Fehlinformationen über mehrere Autorengenerationen im Schrifttum fortpflanzen (erkennbar manchmal auch an der konstant fehlerhaften Orthographie von Fremdwörtern). Aber daran nimmt niemand Anstoß, denn es wäre meist ein sehr mühsames Unterfangen die bewusste Absicht hinter solchen Verfehlungen nachzuweisen. Dass man bei wissenschaftlichen Publikationen, die ja einen Erkenntniswert haben sollen, nicht so lasch mit dem Diebstahl geistigen Eigentums umgehen kann, ist – aus meiner Sicht – selbstverständlich.

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