Ein kleines Wunder bei der Vermählung von Wein mit Speisen

Weiße Bohnen mit Thunfisch

Weiße Bohnen mit Thunfisch

Nicht immer müssen zwangsläufig große Weine auf kulinarisches Raffinement stoßen um ihren Charakter vollständig zu entfalten. Ich erinnere mich bei guten Freunden aus Bremen das klassiche Kultgericht Grünkohl mit Pinkel gegessen und dazu einen großartigen 2me Cru aus Bordeaux getrunken zu haben. Mein Genuß war unvorstellbar und die Räuchernoten des Essens verbinden sich noch heute an meinem Gaumen auf wunderbare Weise mit der Frucht und den intensiven Kräutertönen des Weins. Es brauchte keinen Sternekoch für dieses lukullische Erlebnis, nur sehr gute Zutaten.

Ich bin auch kein Sternekoch und dennoch ist mir neulich (vielleicht durch puren Zufall?) eine geschmackliche Sternstunde bei der Vermählung von Wein und Speise gelungen: Dicke, weiße Bohnen mit Bonito (weißer Thunfisch) del Norte, Olivenöl und Oregano. Banaler könnte es kaum sein, aber – und das hat die einfache Speise geadelt – dazu habe ich einen Naiades 2008, einen großartigen Weißwein aus Rueda getrunken. Seine Verdejo-Trauben stammten von über 80 Jahre alten Rebstöcken, er wurde im Barrique vergoren und hat entsprechend vielschichtige Aromen in denen sich, neben Vanille und Kräutertönen, Äpfel, Melone und Pirsich wiederfanden, dazu große Fülle am Gaumen, mit weicher cremiger Struktur. Das Vorbild Burgund war unverkennbar, aber der Wein hatte dennoch einen sehr eigenen Charakter. Die zarte Süße der Bohnen und die pfeffrige Würze des Oregano, eingebettet in die Frucht des Olivenöls und die feinen Fischnoten ergaben mal wieder jene mysteriöse Harmonie mit dem Wein, von der der Weinfreund träumt.

Wem das alles absonderlich erscheint, der sollte es mit dem lateinischen Sprichwort „de gustibus non est disputandum“ (über Geschmack lässt sich nicht streiten) halten. Die Subjektivität des Geschmacks- und Geruchssinnes ist von keiner anderen Wahrnehmungsart zu überbieten.

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